Gladbeck. 200 Teilnehmer für eine Demo gegen Maskenpflicht im Unterricht waren angekündigt. Nur etwa 30 Menschen zogen morgens durch die Fußgängerzone.
Das Grüppchen, dass sich gegen 10 Uhr am Samstag vor der Rathaus versammelt hat, ist überschaubar. Etwa 30 Menschen sind es. Und das ist wohlwollend gezählt, denn darunter sind auch Neugierige, die sich nicht Minuten später dem Demonstrationsmarsch durch die Fußgängerzone Gladbecks anschließen. Gegen „Maskenpflicht im Schulunterricht“ auf die Straße zu ziehen, das ist unüberseh- und überhörbar längst nicht im Sinne vieler Gladbecker.
„Du bist enttäuscht, nicht?“, wendet sich eine Frau an Sina Mind, die in einer Ordnerweste unter der großen Kastanie steht. Das seien ja noch weniger Teilnehmer als bei der allerersten Demo Anfang August, ist zu hören. Seinerzeit war die Teilnehmerzahl mit 75 angegeben worden – „Das war schon geschönt“, sagt ein Insider. Für Polizeihauptkommissarin Sandra Hasewinkel, Leiterin des Bezirks- und Schwerpunktdienstes Gladbeck, und den Bezirksbeamten Rüdiger Kümmel stellt die geringe Teilnehmerzahl keine große Überraschung dar: „Sonst wären wir nicht nur zu viert hier.“
Gladbeck: Die Organisatoren haben einen zweiten Durchgang der Demonstration geplant
Mind ist Klassenpflegschaftsvorsitzende an der Lambertischule und Mitglied einer Initiative, die sich erfolgreich für Spuckschutze in den dortigen Unterrichtsräumen stark gemacht hatte. Die 34-Jährige meint: „Wir hatten 200 Schüler angemeldet und können nur hoffen, dass einige heute lange schlafen und später dazukommen.“ Schließlich sind noch ein zweiter Durchgang und eine Kundgebung geplant.
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Sina Mind schnappt sich einen Lautsprecher, ein paar Plakate mit Slogans wie „Kinder sagen Nein zum MNS im Unterricht“ schweben über den Köpfen der Protestler. Die Gruppe – das Gros Erwachsene – setzt sich skandierend in Bewegung: Kinder wehren sich gegen die Maskenpflicht.
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Die Mund-Nasen-Bedeckung, die in Corona-Zeiten vielerorts ebenso zum Pflichtprogramm gehört wie Abstand und Hygieneregeln, nehmen andere Gladbecker sehr ernst. Nicht nur Passanten tragen sie. Der Demomarsch kommt an Politikern vorbei, die an Infoständen Wahlkampf machen. Die Parteienvertreter sind in puncto Maskenpflicht gewissenhaft und vorbildlich, lediglich bei der DKP hat ein Mann die Bedeckung am Hals baumeln. Das entgeht einem Duo des Kommunalen Ordnungsdienstes keineswegs: „Wir werden ihn darauf hinweisen.“
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Schon nach ein paar Metern, in Höhe des SPD-Standes, dringen den Masken-Protestlern erste Buhrufe entgegen. Eine Passantin schüttelt verständnislos den Kopf: „Was soll man bloß dazu sagen?“ Die Demonstranten fordern statt der „Maßnahme“ Maskenpflicht im Unterricht ein Konzept: „Es gibt genug Alternativen“, schallt es über die Hochstraße. „Welche denn?“, will ein Herr wissen. Die Vertreter der AfD zollen den Demonstranten Beifall, was manche Passanten nicht nachvollziehen können.
Auch wenn sie sich mit Kritik am Ansinnen der Zugteilnehmer nicht zurückhalten: Ihren Namen wollen sie nicht in der Zeitung lesen. Christian Patrunky ist eine Ausnahme. Der 68-Jährige, selbst „Maskenträger“, meint: „Wir sollten in Deutschland doch froh, einigermaßen durch die Corona-Krise gekommen zu sein. Uns geht’s doch gut!“ Man schaue nur, wie in anderen Ländern das Virus gewütet hat. Die Begleiterin des Gladbeckers sagt: „Eine Maske ist eine Maßnahme, aber sie hat einen Sinn.“