Gladbeck. Mit den Reiserückkehrern sind die Corona-Infektionszahlen in Gladbeck leicht gestiegen. Kreisweit sind es aktuell 35 bestätigte Fälle.

„Wir haben erste Hinweise, dass es unter Reiserückkehrern in Gladbeck, etwa aus der Türkei, zu Corona-Infektionen gekommen ist, wobei auch Schülerinnen und Schüler betroffen waren“, berichtet Erster Beigeordneter Rainer Weichelt. Die Infektionszahlen seien mit den Reiserückkehrern in der Stadt leicht gestiegen, „und wir glauben, dass sich das noch fortsetzen wird, aber in kontrollierbaren Maßen“. Jochem Manz, Pressesprecher der Kreisverwaltung Recklinghausen, berichtet: „Wir haben kreisweit unter den Infizierten aktuell 35 Reiserückkehrer.“

Auf die einzelnen Städte ließen sich diese Zahlen nicht herunterbrechen, doch er könne sagen: „Weitgehend handelt es sich um Personen, die aus der Türkei und den Balkanstaaten zurückkommen.“ Man denke beispielsweise an türkischstämmige Mitbürger, die die Ferien bei ihren Familien verbracht haben. Täglich meldeten sich weit mehr als 200 Menschen bei der Kreisverwaltung: „Wir nehmen die Daten auf, das Gesundheitsamt prüft die Tests, die Reiserückkehrer vorlegen.“ Sind diese Untersuchungen zertifiziert? Können sie anerkannt werden? Wie alt sind die Tests?

Gladbeck: „Wir haben keine Quarantäne-Verweigerer“

Bei positiven Ergebnissen schaltet das Kreisgesundheitsamt das städtische Ordnungsamt ein, um bei der Nachverfolgung von Infektionsketten zu unterstützen oder Quarantänemaßnahme zu kontrollieren und durchzusetzen. David Hennig, Sprecher in der Gladbecker Stadtverwaltung: „Uns sind von der Kreisverwaltung für Gladbeck 200 Reiserückkehrer gemeldet worden.“ Er erklärt: „Diejenigen, die sich aus Risikogebieten zurückmelden, gehen freiwillig in Quarantäne, bis die Testergebnisse vorliegen. Wer positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet oder als Kontaktperson identifiziert wurde, bekommt von uns einen Quarantäne-Bescheid.“ Die Einhaltung kontrolliere das Ordnungsamt stichprobenartig oder nach Hinweisen. Laut Ordnungsamts-Chef Gregor Wirgs gab es in den vergangenen Monaten sieben, acht Meldungen auf vermeintliche Verstöße, die sich als unzutreffend herausstellten. Hennig: „Wir haben keine Quarantäne-Verweigerer.“

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Alle Bürger seien jetzt gehalten, sich solidarisch zu verhalten, betont Weichelt: „Jeder, der sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, ist im Sinne des Allgemeinwohls schlicht und einfach verpflichtet, sich testen zu lassen“ und müsse dann gegebenenfalls in Quarantäne gehen. Dieses Verantwortungsbewusstsein „kann man von jedem Bürger verlangen“.

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Die Kreisverwaltung hat für das Corona-Info-Telefon die Personalstärke und die Ansprechzeiten hochgefahren. „Das war der richtige Weg“, sagt Manz, der eine gestiegene Nachfrage beobachtet. Es sei absehbar gewesen, dass der Bedarf zum Ende und nach den Sommerferien steige. So war die Hotline (02361 53-26 26) schon zum vorigen Wochenende geschaltet.

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Dr. Gregor Nagel, der Vorsitzende des Gladbecker Ärzte-Netzes Glanet, hält die Testmöglichkeit für sinnvoll.
Dr. Gregor Nagel, der Vorsitzende des Gladbecker Ärzte-Netzes Glanet, hält die Testmöglichkeit für sinnvoll. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Im Hausarztzentrum Butendorf werden seit der Testpflicht für Risikogebiet-Reiserückkehrer seit Anfang August täglich drei spezielle Coronatest-Sprechstunden (mit Voranmeldung) angeboten. Hatten am ersten Morgen der Gültigkeit der neuen Landesverordnung gut 30 Patienten vor der Tür gestanden, habe sich mit dem Ferienende der Ansturm etwas gelegt, so Dr. Gregor Nagel. „Es jetzt täglich etwa noch fünf bis zehn Patienten.“ Als Ergebnis seien nach der Voruntersuchung bislang knapp 300 Coronatests im Hausarztzentrum durchgeführt worden, „alle ohne ein positives Ergebnis“. Er begrüße die Testmöglichkeit, halte sie „für richtig und sinnvoll, da die Fallzahlen ja momentan weiter ansteigen“, so der Vorsitzende des Gladbecker Ärzte-Netzes „Glanet e.V.“.

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Das Hausarztzentrum bietet auf Anfrage von Schulen einen besonderen Service an. „Wir besuchen die Einrichtungen vor Ort, um Coronaabstriche von angemeldeten Lehrern und Erziehern zu machen, die sich freiwillig testen lassen wollen“, so die koordinierende Medizinische Fachangestellte Stefanie Schauer. Angemeldet haben sich bereits die Wittringer Schule, das Schulzentrum Brauck (Erich-Fried-Schule, Erich-Kästner-Realschule) und das Heisenberg-Gymnasium. Kontakt für weitere interessierte Schulen: Mail praxis@hausaerztezentrum.de oder Tel. 29 46 0.

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Bei Kinderarzt Dr. Stefan Kusserow ist der Andrang von Patienten derzeit groß. Viele besorgte Anrufe von Eltern habe er nach seiner Sommerpause erhalten, das Kind zeige Coronasymptome wie Husten, Halsschmerzen und teils Fieber. Rund 50 davon hätten sich schnell auf seine Vermutung geklärt, „nachdem ich nachgefragt habe, ob längere Zeit mit Klimaanlage im Auto gefahren, ausdauern im Pool geplanscht oder viel kaltes Eis gegessen wurde“. Alles Fälle von so genannter Sommergrippe, die jetzt eben schnell auftreten könne, „wenn der Hals durch viel Kälte gereizt wird“.

Er ordne aber generell zu Sicherheit an, auch diese Kinder vorerst aus Schule oder Kindergarten herauszulassen, wobei sich der Zustand meist schnell stabilisiere. Bei klaren Coronasymptomen und Risikogebietaufenthalt werde selbstverständlich ein Coronaabstrich durchgeführt und die Quarantäne-Richtlinien angewandt. Zuletzt bei einer vierköpfigen Familie, die sich, trotz Warnung, in Spanien aufgehalten und die die Zwangsquarantäne mit eher wenig Verständnis aufgenommen habe.