Gladbeck. Der Gladbecker Johannes Beckmamnn hat in alte Bäume auf dem Familienhof Nistkästen gehängt. Sie sind für Käuzchen und Eulen konzipiert.

Julius ist ganz sicher: Da in dem dichten Teppich aus Efeuranken, der eine mächtige Linde auf dem Gelände des Beckmann-Hofes ummantelt, wohnen sie, die Käuzchen. Oder etwa doch in dem Loch, dass hoch oben im Stamm erkennbar ist? Scheu sind sie, lassen sich nicht blicken. Ein Angebot von Johannes Beckmann könnte jedoch die Chancen heben, diese Vögel zu Gesicht zu bekommen: Er hat Nistkästen für Eulen gebaut und in die knorrigen alten Bäume auf dem Anwesen gehängt.

Es wäre schon ein Traum, wenn Nachtgreife zukünftig als Adresse den Hof an der Hornstraße wählen, finden Johannes Beckmann und sein Enkel. „Normalerweise sieht man sie nicht und hört man sie nicht. Sie schweben lautlos vorbei“, erzählt der Landwirt im Ruhestand.

Gladbeck: Der fünfjährige Julius entdeckte ein junges Käuzchen

Der fünfjährige Julius hatte das seltene Glück, ein junges Käuzchen – „noch mit Flaum!“ – zu erspähen. Also schlussfolgert der Großvater: „Irgendwo muss ein Pärchen sein.“ Das Mitglied des Hegerings Gladbeck weiß: „Die Fütterung übernehmen Weibchen und Männchen gemeinsam. Sitzen sie in einiger Entfernung, unterhalten sie sich miteinander.“ Doch das Eltern-Gezwitscher ist so ziemlich das einzige, das Menschen von den Vögeln mitbekommen. Daher kann der Gladbecker auch nicht mit Gewissheit sagen, ob es sich bei den gefiederten Bewohnern der alten Linde um Stein- oder Waldkauz handelt.

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Ein Steinkauz, wie er leibt und lebt, können in Gladbeck Laien nur selten sehen.
Ein Steinkauz, wie er leibt und lebt, können in Gladbeck Laien nur selten sehen. © G. tersluisen

Wer einen Blick auf Eulen in freier Wildbahn erhaschen möchte, muss schon mit Argusaugen und Geduld auf Beobachtungsposten gehen. Johannes Beckmann sagt: „Es ist ewig her, dass ich Schleiereulen gesehen habe.“ Aber wer weiß: Vielleicht ziehen bald weitere Käuzchen und Co. auf dem Hof ein. „Vermieter“ Beckmann hat sich jedenfalls mit seinen Eulen-Appartements „Marke Eigenbau“ einige Mühe gegeben.

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Wetterbeständige Holzreste hat er verwendet: „Das waren vorher Stalltüren.“ Schließlich will er kein Material verkommen lassen. Zwei flachere, kleine Kästen sollen Käuzchen samt Nachwuchs einen Unterschlupf bieten, die größere Variante könnte Eulen anlocken. Nachbar Helmut Binder, der Beckmann bei der Aktion unter die Arme gegriffen hat, erklärt: „Die Kästen können wir aufklappen und säubern.“

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Ein Exemplar der Nistkästen hat seinen Platz in einer Kastanie gefunden, die ihre Arme weit gen „Kapellchen“ (siehe Info) reckt – in etwa vier Metern Höhe. Mit einem Schlepper fuhren die Männer vor: einer am Steuer, einer im Arbeitskorb, um die Mini-Vogel-Wohnung anzubringen. „Käuze und Eulen fressen hauptsächlich Mäuse“, so Beckmann. Und Futter sollte es doch für seine tierischen „Untermieter“ auf dem Gelände mit viel Grün drumherum und benachbarten Feldern genügend geben.

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Schwalben fühlen sich auf dem Beckmann-Hof in Rentfor bereits seit etlichen Jahren heimisch.
Schwalben fühlen sich auf dem Beckmann-Hof in Rentfor bereits seit etlichen Jahren heimisch. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Auf den Hof fliegen bereits muntere Tierchen, die in unseren Breiten mittlerweile ein geeignetes Zuhause suchen müssen: Schwalben. Sie sind in die ehemaligen Ställe für Kälber und Schweine eingezogen. Beckmann plaudert über den Betrieb, der seit Generationen in Familienhand ist: „Wir hatten hier früher unter anderem auch Rinder, Kühe und Hühner.“

Das „Kapellchen“ der Beckmanns

Eine kleine Berühmtheit über Gladbecks Stadtgrenzen hinaus ist die Privatkapelle der Familie Beckmann. Über der Tür ist die Jahreszahl „1762“ zu lesen.

„Der Bildstock soll aus Frankreich stammen“, sagt Johannes Beckmann. Als das „Kapellchen“ errichtet wurde, war noch vom Anwesen „Mai-Lahove“ die Rede. Johannes Beckmann berichtet: „Unser Hof brannte im Jahre 1944 ab, wurde im Krieg zweimal ausgebombt.“ Das Gebäude „war identisch gebaut wie der Vöinghof“, so der 69-Jährige.

Anno 2020 lebt längst kein Vieh mehr hier, aber Schwalben sind eingezogen. Ihre kugeligen Nester kleben unter dem Dach. Im Gegensatz zu Eulen macht es ihnen offensichtlich nichts aus, dass Zweibeiner sie besuchen. Die schwarz-weiß gefiederten Vögel schwirren hin und her, stecken Fliegen, Mücken und andere Insekten in die Schnäbelchen, die ihnen der hungrige Nachwuchs sperrangelweit entgegen reckt. „Schwalben bekommen drei bis vier Junge“, erläutert Beckmann. Wie viele in einem Nest hocken, „kann man sehen, wenn sie größer sind und die Schnäbel über den Rand gucken.“https://www.waz.de/staedte/gladbeck/klima-immer-mehr-baeume-in-gladbeck-sind-hitzeopfer-id229595842.html

Schon seit etlichen Jahren fühlen sich Schwalben auf dem Beckmann-Hof heimisch. Bleibt abzuwarten, ob auch Käuze und Eulen die neuen Nistkästen für sich entdecken.