Gladbeck. Anlieger der Eichendorffstraße ärgern sich über nah an die Grenzen gebaute Häuser der Wilma-Siedlung. Firma: Vorschriften eingehalten.
An der Eichendorffstraße in Butendorf ist die Ernüchterung groß über die Bebauung des Hinterlandes zur Phönixstraße - die Errichtung der "Stadtwald-Siedlung" durch den Bauträger Wilma, die etwa zu Hälfte fertig ist. "Dass uns die neuen Häuser so nah vor die Nase gesetzt werden, das hätten wir nicht für möglich gehalten", sagen Klaus und Ilse Rottmann, die seit Jahrzehnten in der Moltkesiedlung 1 leben. Nur sechs Meter von ihrer Grundstücksgrenze entfernt stehen die neuen Einfamilienhäuser.
"Geplant waren zwölf Meter", äußert sich auch Nachbar Werner Antoniak tief frustriert. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt der 73-Jährge, der seit 1975 an der Eichendorffstraße lebt und es früher - wie alle anderen Nachbarn auf der Westseite der Eichendorffstraße - gewohnt war, von der Terrasse weit ins Grüne zu blicken.
Anwohner hegen keinen Groll gegen die neuen Siedler
"Als die Baugruben ausgehoben wurden, ging uns ein Licht auf, da war es aber zu spät", berichtet ebenso "tief enttäuscht" Dieter Schwandt, ein weiterer Nachbar. Er weist darauf hin, dass "oben und unten" an der Eichendorffstraße, wo die alten Zechenhäuser etwas mehr von der Straße stehen, der Abstand zu den neuen Nachbarhäusern noch geringer ist.
Klaus Rottmann, Vorsitzender der Moltkesiedler und Chef des Kreisverbandes der Siedlergemeinschaften, erinnert sich, dass in ersten Planungen für eine Bebauung, über die Jahre debattiert wurde, von einer Häuserreihe die Rede gewesen sei, die in die Mitte des Geländes gebaut werden sollte. "Dann waren es im Bebauungsplanverfahren zwei Reihen Häuser mit einer Straße in der Mitte." Allerdings sei man davon ausgegangen, "dass der Abstand der neuen Häuser zwölf Meter betragen sollte."
Alte und neue Häuser stehen nur 18 Meter auseinander
Da der Anbau ihrer Häuser zwölf Meter zur Grundstücksgrenze beträgt, gebe es zwischen den beiden Bebauungen nur einen Abstand von 18 Metern, erläutert Rottmann. "Wenn die neuen Siedler eine Terrasse von vier Metern bauen, haben sie noch zwei Meter Garten", beschreibt er die Situation. Viele haben sich bereits entschieden, ihre Terrasse in die größeren Vorgärten zu platzieren. Groll gegenüber den neuen Siedlern hege man indes nicht, "die können ja nichts dafür", so die Anwohner, die meinen, sich nun mit der Situation abfinden zu müssen. "Wir versuchen, das Beste daraus zu machen."
Die Häuser an der Eichendorffstraße wurden 1909 für die Kumpel von Moltke 3/4 gebaut. 1975 wurden sie privatisiert - mit jeweils rund 450 Quadratmeter Grund. Die eigentliche Grundstücksgrenze spielte aber 40 Jahre lang keine Rolle, da die Eigentümer das dahinter liegende Gartenland unentgeltlich mit nutzen konnten - und hatten dann rund 800 Quadratmeter zur Verfügung.
Wilma: Haben uns an die Baugrenzen des B-Plans gehalten
Nachdem 2017 das Wohnungsunternehmen Vonovia das 17.500 Quadratmeter große Areal zwischen Eichendorff- und Phönixstraße an Wilma verkauft hatte, mussten die Anlieger der Eichendorffstraße das Gartenland räumen und sich auf ihren eigentlichen Grund und Boden zurückziehen. Wilma bebaut die Fläche - die Stadtplanung redet von Nachverdichtung - in fünf Bauabschnitten mit 42 Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäusern mit elf barrierefreien Miet- und 13 Eigentumswohnungen.
Bis zum Spätsommer 2021 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein, so Andreas Häcker, Projektmanager der Wilma Immobilien GmbH in Ratingen. Die ersten beiden Bauabschnitte seien bereits fertig, auch den dritten werde man bald abschließen. Danach gehe es an die beiden letzten Abschnitte. Häcker betont, dass Wilma das Gelände gekauft habe, als der Bebauungsplan fertig war. "Wir haben uns strikt an den Bebauungsplan gehalten und auch genau die Baugrenzen eingehalten", so Häcker, der den Unmut verstehen kann. Wenn es die Corona-Lage zulasse, wolle man sehen, ob man ein Nachbarschaftstreffen zum Kennenlernen zwischen Alt- und Neubewohnern organisiere.
>>> Ärger auch mit der Baustellenabwicklung
Geärgert haben sich die Anlieger der Eichendorffstraße auch über Baustellenverkehr über ihre Straße und über manches Baustellenproblem, das ihnen teils im wörtlichen Sinne aufs Grundstück wehte: Etwa abgeriebene Styroporkügelchen von der Hausdämmung. "Die Kommunikation, auch mit den Stadtplanern und Grünleuten des ZBG, ließ zu wünschen übrig", heißt es kritisch.
Wilma-Projektmanager Häcker gibt zu, dass derartige Probleme ärgerlich seien und kündigte Gespräche mit dem Baustellenleiter an. Während der beiden letzten Bauphasen wolle man "besser aufpassen", verspricht er.
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