Gladbeck. Bei der Wahl im September ist Olaf Jung Bürgermeister-Kandidat der Linken in Gladbeck. Der Butendorfer will Politik transparenter gestalten.

Seit 16 Jahren macht er Politik in der Stadt - vor allem für die Benachteiligten und nicht so gut Gestellten der Gesellschaft: Olaf Jung, das Gesicht der Linken in Gladbeck. Bei der Kommunalwahl im September ist der 56-jährige Butendorfer nicht nur der Spitzenkandidat für den Rat, sondern - wie schon bei der letzten Wahl 2014 - auch der Bewerber der Partei Die Linke um das Bürgermeisteramt.

Jung, ein waschechter Gladbecker, zählt im Rat, wo er seit 2009 die Interessen der Wähler der Linken vertritt, keineswegs als ideologiescher Polterer. Er ist eher der Mahner, stets sachlich und ruhig, der bei einer hitzigen Debatte lieber ein zweites mal mäßigen Schrittes zum Rednerpult schreitet und weitere Fakten und Ansichten nennt statt harsche Zwischenrufe zu platzieren. Olaf Jung scheut keine Debatte - der Mann für einen hektischen, lauten Schlagabtausch ist er eher nicht.

Das "gutsherrenartige Vorgehen" von Ulrich Roland verärgert Olaf Jung

Auch wenn ihm oft etwas gegen den Zwirn geht: Das "undurchschaubare Vorgehen" des scheidenden SPD-Bürgermeisters Ulrich Roland etwa - als Stichworte nennt Jung die kaum begründete Verteuerung des Heisenberg-Neubaus um 10 Millionen Euro, oder die mangelnde Kommunikation im Pellet-Skandal oder den Deal um die Neubebauung des Geländes der Willy-Brandt-Schule. "Da wird agiert, ohne den Rat ausreichend zu informieren."

Überhaupt ärgere ihn das "gutsherrenartige Vorgehen" Rolands. "So eine Art ist unter Demokraten ein No-go." Jung sieht sich als Alternative: "Als Bürgermeister würde ich transparenter handeln, die Menschen müssen Hintergründe kennen, die Dinge müssen offen und nachvollziehbar sein." Letztlich gehe es um mehr Mitsprache und somit um eine Stärkung der kommunalen Demokratie.

Linke: Die A 52 ist ein Riesenproblem, das der Bürgermeister hinterlässt

Geärgert habe ihn auch, dass in den letzten Jahren mehrere Schulen geschlossen wurden und Kinder somit weitere Wege zum Unterricht haben. Unausgewogen sei die Situation mit Kinder- und Jugendeinrichtungen. "Das Aus für den Jugendtreff Karo war definitiv falsch." Das müsse rückgängig gemacht werden. Auch günstiger Wohnraum sei zu knapp. "Ich würde eine Quote bei Sozialwohnungen einführen."

Natürlich tauchen bei Jung im Kommunalwahlkampf auch die Dauerthemen der Linke auf: An erster Stelle die A 52, von den Linken seit jeher gefürchtet und ein "Riesenproblem", das Roland der Stadt hinterlasse. Den Ratsbürgerentscheid von 2012 "auszuhebeln", sei grundlegend falsch gewesen, so der Linke-Bürgermeisterkandidat. Vor allem die fehlende Unterschrift aus Berlin unter dem A-52-Vertrag von 2015 sei ein gravierender Mangel. Wenn erst einmal die neue Bundesautobahngesellschaft arbeite, habe das Land kaum noch Befugnisse, befürchtet Jung. "Wir müssen alles tun gegen die A 52."

Nein zum Windrad auf der Halde, Ja zu mehr Geld für die Stadtkasse

Die Linke bleibe aber auch bei ihrem Nein zu dem von der Steag geplanten Windrad auf der Mottbruchhalde. "Das schadet dem Freizeitwert der geplanten Haldenwelt und wäre eine Belastung für die Menschen in Brauck." Und auch ihre Position zum Vorgehen der Stadt beim Thema Bauruine Schwechater Straße 38 bleibe kritisch. Jung: "Die Situation ist verfahren, die Stadt ist in der Sackgasse und hat sich mit ihren Finanzzusagen zu sehr ins Risiko begeben, ohne an dem Projekt beteiligt zu werden."

Beim Thema Stadtfinanzen, die auch aus Sicht der Linke viel zu niedrig sind, weiß auch Olaf Jung auf Anhieb keine Lösung. Jedenfalls sei eine Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer keine gute Idee, die lägen schon auf hohem Niveau. Ein weiteres Plus würde zu vieles abwürgen. Weiteres Sparen gehe auch nicht: "Die Stadt ist schon heruntergespart." Jung sieht das Problem in der mangelnden Gemeindefinanzierung durch Land und Bund. "Hier müsste man sich mit anderen Städten zusammentun, um etwas zu ändern."

>>> Olaf Jung: Diplom-Ingenieur und Politiker

Olaf Jung ist gebürtiger Rentforter. Der 56-Jährige zählte zu den ersten, die an der Gesamtschule Rentfort-Nord ihr Abitur machten. Der Diplom-Ingenieur für Bergbau und Rohstoffe kam beruflich viel herum, arbeitete in der Braunkohle, im Erzbergbau, auf dem Erdöl-Bohrturm und für den Steinkohle-Bergbau. Seit 16 Jahren wohnt er in Butendorf und ist freiberuflich tätig.

2004 trat Jung der WASG bei - Vorläufer der Linken (seit 2007). 2009 kam er in den Rat, arbeitet auch als sachkundiger Bürger für die Linken im Kreistag. Für das neue Ruhrparlament wurde Jung, der sich auch beim Bürgerforum Gladbeck engagiert, von seiner Partei auf den sicheren Listenplatz vier gesetzt. Jungs Motto: "Ich möchte soziale Politik für die einfachen Leute machen."

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