Gladbeck. Aus der Corona-Krise kann man lernen, so SPD-Bürgermeister-Kandidatin Bettina Weist. Wird sie gewählt, ist das ihre To-do-Liste für Gladbeck.
Die Corona-Pandemie lässt nicht nur den Kommunal-Wahlkampf ganz anders als normal ablaufen. Die Folgen der Krise werden auch die Kommunal-Politik noch lange beschäftigen. Das Ausmaß der Herausforderungen - noch gar nicht absehbar. „Aber“, sagt SPD-Bürgermeister-Kandidatin Bettina Weist, „wir können auch Lehren ziehen aus der Situation. Sie hat uns gezeigt, wo noch akuter Verbesserungsbedarf besteht.“
Digitalisierung ist ein wichtiges Thema für Bettina Weist
Deshalb hat Weist ihre To-do-Liste für den Fall ihrer Wahl zur Bürgermeisterin neu überdacht und genau diese Punkte ganz nach oben gesetzt. „Die Digitalisierung muss stärker vorangetrieben werden“, sagt sie. Das gelte für die Stadtverwaltung und auch für die Schulen. Homeoffice werde auch nach Corona ein wichtiges Thema bleiben.
Zu dieser Ansicht ist Bettina Weist allerdings bereits vor Corona gekommen, gerade auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das Rathaus muss der Top-Arbeitgeber in Gladbeck werden“, sagt die Bürgermeister-Kandidatin. Mit der Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten. Gleichzeitig müssten für die Bürger aber „an den Schreibtischen Gesichter präsent bleiben“. Und auch die älteren Kollegen dürften bei diesem Prozess nicht abgehängt werden.
Die Quadratur des Kreises? Nein, sagt Weist bestimmt, „vielmehr ein Prozess, den ich angehen werde. Ein Prozess, der eine moderne Führung erforderlich macht, die nicht auf Präsenz und Kontrolle, sondern auf Vertrauen und ein Miteinander setzt.“
Alle Schulen sollen mit Leihgeräten - Tablets und Laptops - ausgestattet werden
Bei den Schulen sei man bei der Digitalisierung mit dem 2010 gestarteten IT-Konzept bereits auf einem guten Weg. „Doch auch hier hat die Pandemie die Schwächen aufgedeckt, vor allem was die ,Schule zu Hause’ angeht.“ Weist möchte deshalb alle Schulen mit Leihgeräten – Tablets, Laptops – ausstatten, damit Kinder aus ärmeren Familien nicht abgehängt werden. „Aber selbst bei besser Verdienenden kann es zu Engpässen kommen, wenn die Eltern im Homeoffice sind und gleich mehrere Kinder lernen müssen. So viele Geräte hat kaum jemand privat zur Verfügung.“
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Generell sieht sich die studierte Sozialpädagogin als eine „Lobbyistin für Kinder und Jugendliche“. „Kinder sind unsere Zukunft, da wird wohl niemand widersprechen“, sagt sie bestimmt. Die anderen Generationen – vor allem die Senioren – , dabei nicht aus dem Blick zu verlieren, das hat sie sich fest vorgenommen. Für Kinder will sie einen Maßnahmenkatalog erstellen, der eine Förderung auf allen Ebenen möglich macht. Die Gesundheitsförderung in Gladbeck soll ausgebaut werden. Darüber hinaus will Bettina Weist Streetworker einsetzen, die mit Jugendlichen arbeiten. „Kinder und Jugendliche sollen einen festen Platz in der Gesellschaft in Gladbeck beanspruchen können.“
Weist möchte einsame Menschen aus ihrer Isolation holen
Die Begegnung der Generationen in der Stadt funktioniere jetzt schon gut, das zeige beispielsweise die Zusammenarbeit von Seniorenbeirat und Jugendrat. Darauf will Bettina Weist weiter aufbauen.
Gladbeckerin durch und durch
Bettina Weist, die seit 27 Jahren bei der Stadtverwaltung Gladbeck arbeitet und nun ihr erstes politisches Amt anstrebt, bezeichnet sich selbst als „Gladbeckerin durch und durch“. Deshalb sehe sie die Stadt aber nicht durch eine rosarote Brille. „Wir leben in einer strukturschwachen Region, und es gibt Probleme in Gladbeck.“ Aber es bestehe in der Stadt schon jetzt „ein toller Zusammenhalt“, und „wir sind extrem gut vernetzt“. Darauf will sie weiter aufbauen.
Wichtig ist Bettina Weist auch die Weiterarbeit am Gladbecker Wertekodex. „Und ich werde dafür sorgen, dass er in der Stadt auch überall verbreitet wird.“ Was die dort festgehaltenen Eckdaten eines guten Zusammenlebens in der Gladbeck angehe, sei sie nicht bereit, „auch nur einen Schritt zurück zu weichen“.
Einsame Menschen möchte die Bürgermeister-Kandidatin aus ihrer Isolation holen. „In der Corona-Krise erleben wir gerade eine Welle der Hilfsbereitschaft unter den Bürgern. Das muss uns erhalten bleiben.“ In den Niederlanden und auch in England gebe es gute Programme, was die Bekämpfung der Einsamkeit angeht. „Da habe ich mich schon eingearbeitet.“
Wirtschaftsförderung soll städtische Aufgabe bleiben
Was die städtische Wirtschaftsförderung angeht, ist Bettina Weist anderer Meinung als CDU-Bürgermeister-Kandidat Dietmar Drosdzol. Er sieht die Aufgabe beim Kreis besser aufgehoben. Weist hingegen will die Arbeit vor Ort noch dynamischer gestalten. Wichtig sei sowohl der enge Kontakte zu den Unternehmen als auch der Blick „über den Tellerrand, nämlich die Kooperation mit den anderen Kreisstädten, aber auch mit Bottrop, Gelsenkirchen und Essen“. Start-ups möchte Bettina Weist zudem für Gladbeck begeistern, zum Beispiel, indem man den Gründern Büroräume zu preiswerten Mieten anbietet. Zudem will sie eine Start-up-Messe ins Leben rufen und die Stelle eines „Projektmanagers“ etablieren.