Gladbeck. Mit 17 Todesfällen ist Gladbeck die am stärksten von dem Virus betroffene Stadt im Kreis. Der Kreis hat nun über erste Erkenntnisse informiert.

Der erste Bewohner des Cura-Seniorenzentrums, der an Corona erkrankte, hat sich bei einem Aufenthalt im St. Barbara-Hospital mit dem Virus infiziert. Das teilte der Kreis Recklinghausen am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Kreishaus mit. Der Senior habe die Krankheit offenbar unbemerkt in das Seniorenheim eingeschleppt und so weitere Bewohner angesteckt. Inzwischen seien er sowie vier weitere Menschen in dem Heim am oder mit dem Virus gestorben.

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Die Kreisverwaltung informiert in dem Pressegespräch über ihre Erkenntnisse und reagierte damit auch auf Fragen, warum Gladbeck so stark von Corona betroffen ist und warum so viele Menschen in der Stadt bisher daran gestorben sind. Auch Bürgermeister Ulrich Roland hatte um eine entsprechende Analyse gebeten. Die Stadtverwaltung will der Kreis am Mittwoch über die Ergebnisse informieren. „Es gibt einige Hotspots wie Senioren- und Pflegeheime. Das führt auch dazu, dass sich in einer Stadt die Zahlen anders entwickeln können als in anderen Städten“, so Landrat Cay Süberkrüb vor der Presse. Das liege daran, dass dort viele Menschen zusammenleben. Und: Hochbetagte seien besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Daher gebe es Städte, die der Kreis mit etwas größerer Sorge betrachte. „Gladbeck ist leider die Stadt mit der höchsten Zahl der Verstorbenen“, so der Landrat. In Gladbeck hätten sich mehr ältere Menschen mit dem Virus infiziert als im übrigen Kreis.

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Das Virus konnte sich zunächst unbemerkt ausbreiten

Dass der Mann, der sich im Krankenhaus infizierte, das Virus unbemerkt in das Seniorenheim bringen konnte, erklärt die Kreisverwaltung damit, dass zu diesem Zeitpunkt (28. März) noch nicht die Regelung gegolten habe, dass Patienten negativ auf das Virus getestet sein müssen, bevor sie vom Krankenhaus zurück in die Einrichtung verlegt werden, in der sie leben. So sei der denkbar schlechteste Fall eingetreten, dass sich das Virus unbemerkt ausbreiten konnte. „Es ist damit zu rechnen, dass noch weitere Bewohner des Heimes versterben werden“, befürchtet Süberkrüb. Zwölf Bewohner seien aktuell noch mit dem Virus infiziert sowie vier Beschäftigte.

Drei Patienten mussten beatmet werden

174 mit dem Coronavirus infizierte Menschen aus dem Kreis Recklinghausen sind (Stand 4. Mai) bislang stationär in einem Krankenhaus behandelt worden. Drei von ihnen mussten beatmet werden. „Das ist eine sehr niedrige Zahl, denn es stehen weitaus mehr Betten für Beatmungspatienten im Kreis bereit“, so Dr. Richard Schröder, Leiter des Fachbereichs Gesundheit, Bildung und Erziehung im Kreisgesundheitsamt.

Von den insgesamt 27 Verstorbenen im Kreis seien vier Menschen zwischen 50 und 70 Jahre, sechs zwischen 70 und 80 Jahre, zwölf zwischen 80 und 90 Jahre und fünf 90 Jahre und älter gewesen.

Alle Einrichtungen im Kreis seien vom Gesundheitsamt eng begleitet worden. Auch das besonders betroffene Cura-Seniorenheim. So hätten Heimaufsicht und Kreisgesundheitsamt sich etwa angesehen, ob die Isolierbereiche richtig eingerichtet und die Bewohner regelmäßig nach ihrem Gesundheitszustand befragt wurden. Hygienemängel habe das Kreisgesundheitsamt im Cura nicht feststellen können, hieß es auf Nachfrage. „Wir haben nichts festgestellt, dass die Ausbreitung von Corona befeuert hätte“, so Landrat Süberkrüb. Aber: „Es gibt Einrichtungen, die sind mit höchster Sensibilität unterwegs und es gibt andere, die bestimmte Freiheiten in Lebenssituationen vorziehen“, so Jutta Hullmann, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.

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Es gab einige Auflagen für das Cura-Seniorenzentrum

So seien dem Cura-Seniorenzentrum einige Auflagen erteilt worden. Diese betrafen etwa die Dokumentation von Fiebermessen oder Nachschulungen der Mitarbeiter, wie etwa richtig mit Schutzkleidung umzugehen sei. Der Kreis habe das Cura-Seniorenzentrum auch mit Schutzausrüstung versorgen müssen, die laut Gesundheitsamt dort nicht ausreichend vorhanden gewesen sein soll. Die Frage, ob die beiden Verstorbenen im St. Alfrid-Haus und der eine Verstorbene im Elisabeth-Brune-Zentrum sich ebenfalls im Krankenhaus mit dem Virus infiziert hatte, konnte der Kreis am Dienstag nicht beantworten.

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Neben dem Schwerpunkt im Cura-Seniorenzentrum habe es schließlich auch im St. Barbara-Hospital „ein Ausbruchgeschehen gegeben“. Mitte März, so der Kreis, sei erstmals eine infizierte Mitarbeiterin gemeldet worden. Ende März habe es zwei Patienten gegeben, die stationär behandelt wurden. Im Krankenhaus sei es zuvor bereits zu einer räumlichen Trennung gekommen (Einrichtung einer Isolier- und Verdachtsstation), zudem wurde eine Hygienekommission einberufen und alle Mitarbeiter würden regelmäßig getestet. Dass sich im St. Barbara-Hospital das Virus ausbreiten konnte, hängt nach Einschätzung des Kreisgesundheitsamtes auch damit zusammen, dass dort tätige Schwestern zum Teil gemeinsam in einem Wohnheim leben. Wie viele von den bislang 55 positiv getesteten Krankenhaus-Mitarbeitern Gladbecker sind und wie groß demnach der Anzahl der Krankenhausmitarbeiter an der Summe der in Gladbeck registrierten Fälle ist, konnte die Kreisverwaltung auf Nachfrage nicht beantworten. Das St. Barbara-Hospital sei das Krankenhaus, das die meisten Corona-Patienten im Kreis behandelt, derzeit gebe es dort noch acht betroffene Personen.