Gladbeck. Hausärzte in Gladbeck verstärken den Schutz vor einer Infizierung mit dem Coronavirus. Dabei hilft auch die Videosprechstunde, die sie anbieten.

In den Hausarztpraxen in Gladbeck geht es trotz der angespannten Lage bedingt durch die Corona-Krise überwiegend ruhig zu. „Die Patienten halten sich in der Regel an die Empfehlungen ihrer Ärzte. Sie kommen tatsächlich nur bei akuten Erkrankungen in die Praxis und nicht mehr für jedes Zipperlein“, sagt Mediziner Gregor Nagel in seiner Funktion als Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes.

Die Einführung der Videosprechstunden in Gladbeck ist angelaufen

Diese Erfahrung habe er nicht nur in seiner eigenen Praxis im Hausarztzentrum Butendorf gemacht. Kollegen würden dasselbe aus ihrem Berufsalltag berichten.

Dr. Gregor Nagel ist Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes Glanet.
Dr. Gregor Nagel ist Sprecher des Gladbecker Ärztenetzes Glanet. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Mit Einführung des Kontaktverbotes, so vermutet Nagel, sei offensichtlich vielen Menschen endlich klar geworden, wie wichtig es sei, sich und andere bestmöglich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Um die medizinische Versorgung möglichst störungsfrei und flächendeckend in Gladbeck auch weiterhin gewährleisten zu können, gehen die Gladbecker Allgemeinmediziner jetzt mit der Einführung der Videosprechstunden noch einen Schritt weiter.

An 30 Praxen soll das dafür notwendige technische Equipment bis Ende der Woche ausgeliefert sein. „Insgesamt haben 50 Ärzte das Gerät geordert“, sagt Nagel. Natürlich eigne sich diese digitale Form des Arzt-Patienten-Kontaktes nicht für jede Facharztrichtung, aber in Hausarztpraxen sei sie gut einsetzbar. „Die Möglichkeit, eine Videosprechstunde anzubieten, gibt es bereits seit gut anderthalb Jahren. Wir hier in Gladbeck haben uns nun in der Corona-Krise dazu entschieden, sie jetzt im Hauruck-Verfahren zu etablieren.“

In Seniorenheimen ist die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus besonders hoch

In einem weiteren Schritt soll die Technik dann auch in den Seniorenheimen der Stadt eingeführt werden. Das sei eigentlich noch viel wichtiger, sagt der Sprecher des Ärztenetzes im Hinblick auf das hohe Corona-Infektionsrisiko in diesen Einrichtungen und die Gefahr, dass vor allem bei älteren Menschen die Covid-19-Erkrankung einen sehr schweren Verlauf nehmen kann.

Um das Infektionsrisiko in den Wartebereichen der Praxen zu minimieren, gibt es seit kurzem auch die Möglichkeit, sich per Anruf bei seinem Hausarzt krankschreiben zu lassen – und das mittlerweile sogar für insgesamt 14 Tage. Gregor Nagel weist allerdings noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass diese Regelung nur für Patienten mit leichten Erkältungssymptomen gilt. Bei anderen Beschwerden müsse weiterhin der Arzt kontaktiert werden, per Videosprechstunde oder auch in der Praxis.

Die Versorgung der Praxen mit Schutzmitteln hat die Kassenärztliche Vereinigung übernommen

Noch Anfang März hatte der Sprecher des Ärztenetzes die schlechte Versorgung der Mediziner mit Schutzmitteln wie Masken, Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln kritisiert. Mittlerweile aber, sagt er, entspanne sich die Lage zumindest ein wenig. Vor wenigen Tagen ist eine erste Lieferung solcher Artikel über die Kassenärztliche Vereinigung erfolgt. Weitere sollen wöchentlich folgen.

Informationsaustausch für Mediziner

Das Gladbecker Ärztenetz Glanet ist ein Zusammenschluss der Haus- und Fachärzte in der Stadt.

Glanet soll der Kommunikation zwischen den Patienten und den Ärzten aus Gladbeck dienen, sowie den Informationsaustausch unter den Ärzten fördern.

Weitere Informationen über das Netzwerk und die angeschlossenen Mediziner gibt es auf www.glanet.de

Zwar stammen nicht alle Produkte aus dem medizinischen Bereich. So seien beispielsweise auch Masken aus dem Handwerksbedarf darunter gewesen. „Aber wir wollen einmal hoffen, dass sie auch einen guten Schutz bieten“, sagt der Gladbecker.

Wie lange der derzeitige (Ausnahme-)Zustand noch andauern wird, darüber will der Gladbecker Mediziner keine Prognose abgeben. Allerdings hat er leise Zweifel, dass die Situation sich tatsächlich aus gesundheitlicher Sicht schon bis zum 20. April wieder entspannen wird.