Essen/Düsseldorf. Eine Corona-Betroffene aus Essen musste länger als 14 Tage in Quarantäne, weil ihr Test positiv blieb. Ist das sinnvoll? Ein Virologe klärt auf.
Als sie das letzte Mal vor die Tür getreten war, pulsierte das Leben draußen noch, Ende Februar hatte sich Selina C. (Name geändert) angesteckt. Sie war eine der ersten Corona-Fälle im Ruhrgebiet – und darf ihre kleine Wohnung erst jetzt wieder verlassen. Fast ein Monat ohne einen Gang vor die Tür. „Es war wirklich nicht mehr auszuhalten“, erzählt die Essenerin.
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Dass die Ausgangssperre für sie so lange galt, liegt an einem wiederholten positiven Corona-Testergebnis. „Offenbar“, sagt sie, „hatte ich das Virus weit über 14 Tage in mir drin“. Nur: War sie dann überhaupt noch ansteckend? War der Monat Quarantäne verhältnismäßig?
Positiver Test nicht gleichzusetzen mit Infektionsrisiko
Corona-Betroffenen wird in der Regel eine Quarantäne von zwei Wochen angeordnet. „Gerade bei Patienten mit einem schweren Verlauf ist es aber nicht ungewöhnlich, dass die virale Nukleinsäure über einen längeren Zeitraum nachgewiesen werden kann“, erläutert Prof. Jörg Timm, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. In einigen Fällen könne dies sogar für einen Zeitraum über vier Wochen gelten. „Das bedeutet aber nicht, dass die Personen dann auch zwangsläufig infektiös sind.“ Positive Testergebnisse seien nicht gleichzusetzen mit Infektiosität.
Auf der anderen Seite, erläutert Prof. Timm, sei es grundsätzlich denkbar, dass jemand auch nach 14 Tagen noch ansteckend sei. „Das sind dann aber mit Sicherheit keine typischen Verläufe.“ Bei besonders stark betroffenen Patienten sei davon auszugehen, dass die P hase der Ansteckung auch mal länger als 14 Tage dauern kann. In diesen Fällen wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) nach Abklingen der Symptome ein zweimaliges Testergebnis gefordert.
Nur: Selina C.s Verlauf war alles andere als schwer, fast nichts merkte sie von dem Virus. „Bei gering ausgeprägter Symptomatik und intaktem Immunsystem, erläutert Timm, sei davon auszugehen, dass auch bei einem positiven Test kein Infektionsrisiko mehr besteht.
Bei unkomplizierten Verlauf kein Test nötig
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Laut Robert-Koch-Institut ist bei einem unkomplizierten Verlauf wie bei Selina C. eine Aufhebung der Quarantäne nach 14 Tagen und bei mindestens 48 Stunden bestehender Symptomfreiheit vorgesehen. Eine Testung ist dann laut RKI eigentlich gar nicht mehr notwendig.
Trotzdem wurde bei Selina C. nach drei Wochen erneut getestet. Und trotzdem musste sie nach dem negativen Ergebnis weiter in Quarantäne verharren.„Das Gesundheitsamt der Stadt Essen kennt die RKI-Empfehlungen und handelt auch danach“, sagt Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen. Es gebe „begründete Fälle“, in denen nochmal beprobt und dann je nach Ergebnis eine Quarantäne verlängert werde.
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Warum sie trotz ihrer schwachen Symptomatik ein „begründeter Fall“ gewesen sein soll, kann sich Selina C. nicht erklären. „Aber ich genieße jetzt erst mal wieder ein etwas normaleres Leben“ – auch wenn die lang ersehnten Shopping-Touren, Trainingseinheiten im Fitnessstudio und Restaurantbesuchen noch etwas warten müssen.