Gladbeck. Kantor Konrad Suttmeyer bekam für sein letztes Konzert in St. Lamberti Gladbeck stehende Ovationen. Der Kirchenmusiker geht in den Ruhestand.

In großen Trauben warteten die Menschen am Sonntag vor den Türen der Propsteikirche St. Lamberti schon lange vor Konzertbeginn auf den Einlass. Das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy war ausverkauft, jeder wollte sich einen guten Platz im Kirchenschiff sichern. Sicherlich um das großartige Werk zu hören, aber auch aus Respekt und Zuneigung zu Konrad Suttmeyer. Der Kirchenmusiker von St. Lamberti gab mit diesem Konzert seine Abschiedsvorstellung: Er geht in den Ruhestand.

Gladbeck: Chöre, Solisten sowie Musiker aus Gladbeck, Gelsenkirchen und Essen fesselten mit ihrer Darbietung das Publikum

Es lag eine erwartungsvolle Stille im Raum, bevor Suttmeyer mit den Gesangssolisten Christine Alexander (Sopran), Mechthild Georg (Alt), Jörg Nitschke (Tenor) und Klaus Mertens (Bass) die Bühne betrat und sich vor das Orchester und vor allem den mächtigen Chor stellte. 180 Sängerinnen und Sänger, Propsteichor St. Lamberti mit Projektteilnehmern, Collegium Vocale an St. Theresia Essen, Oratorienchor Essen, Essener Vocalisten und Bachchor Gelsenkirchen – eine Klangwand in der Apsis der Kirche. „So wahr der Herr, der Gott Israels, lebet“ – die exzellente, warme Bassstimme von Mertens, Träger der Leipziger Bachmedaille 2019, eröffnete das Werk nach feierlichen Fanfaren der Blechbläser.

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Er war Elias, seine Rezitative und Arien trugen die Geschichte des Propheten durch die mehr als zwei Stunden Musik. Die dunklen Streicher der Mitglieder der Essener Philharmoniker begannen die ausschweifenden Klangbilder der Ouvertüre zu malen, ein stetes Crescendo fügte das gesamte Orchester zu einem blühenden, romantischen fortissimo. Der erste Chorsatz schloss sich nahtlos an, „Hilf Herr“ ertönte es monumental und gewaltig, ein fantastischer Klang erfüllte das Gotteshaus. Überhaupt war die Akustik sehr gut, auch die Soli konnten bis in die letzten Reihen wunderbar vernommen werden.

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Blumen für die Solisten gab es nach dem Oratorium in St. Lamberti Gladbeck.
Blumen für die Solisten gab es nach dem Oratorium in St. Lamberti Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Das Werk mit dem alttestamentarischen Text erzählt von Glauben, Gottes Zorn und Gottes Hilfe. Der Chor der vielen Chöre, die Einstudierung von Suttmeyer, Jörg Nitschke und Lothar Trawny in den jeweiligen Singgemeinschaften vorgenommen, überzeugte mit Präzision und Ausdruck. Angst und Verzweiflung lagen in „Der Fluch ist über uns gekommen“, ein Flehen im „Herr, höre unser Gebet“. Das Brausen der Meere wurde ebenso plastisch wie das leise Säuseln des Windes, Suttmeyer hatte die Dynamiken fest im Griff.

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Eines der bekanntesten Stücke aus dem Werk ist die a-cappella-Motette „Denn Er hat seinen Engeln“. Die jungen Männer des Jugendchores Schola Canentium St. Lamberti traten aus dem großen Chor nach vorne, gesellten sich zu den Mädchen, die achtstimmigen Strophen exzellent intoniert und interpretiert. Die musikalische Qualität stellten die Frauenstimmen noch zweimal in einem Terzett und Quartett unter Beweis.

„Meine Mädchen“, entfuhr es Suttmeyer am Ende mit Stolz und Rührung. Nach dem strahlenden Schlusschor „Herr unser Herrscher“ brandete im Kirchenschiff tosender Applaus auf, zehn Minuten stehende Ovationen. „Bleib bei uns, Herr“, ein Abendlied von William Henry Monk, vom großen Chor a-cappella gesungen, war das Dankeschön von Konrad Suttmeyer, der zum Abschied aus seinem Amt als Kantor einen großen Blumenstrauß überreicht bekam und demonstrativ den Taktstock an seine Nachfolgerin überreichte.