Rücktritt von Thomas Kemmerich: Das sagen die Bürgermeister-Kandidaten von Gladbeck zum Polit-Debakel in Thüringen und zum Umgang mit der AfD.
„Dies ist nicht mehr meine FDP“ zeigte sich der Bürgermeisterkandidat der Gladbecker Liberalen, Michael Tack, erschüttert, nach der - für viele überraschenden – Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten von Thüringen. Die Wahl, die nur mit Hilfe von CDU und AfD möglich geworden war, erregte auch am Tag danach die Gemüter an der Basis - sieben Monate vor den Kommunal- und Landratswahlen in Nordrhein-Westfalen. Dann sickerte die Nachricht durch, Thomas Kemmerich werde zurücktreten und der Erfurter Landtag aufgelöst.
Klare Worte von FDP-Chef Joachim Stamp in NRW
Michael Tack war über diese Wendung erleichtert: „Das war unausweichlich“ sagt er, „aber ein Makel bleibt. Thomas Kemmerich hätte die Wahl niemals annehmen dürfen.“
Allerdings sei er froh über die klaren Worte von NRW FDP-Chef Joachim Stamp „Das ist dann doch noch meine Partei“, sagt er, nicht ohne zu relativieren: „In meinem Verständnis trete ich als Bürgermeisterkandidat nicht unbedingt für die FDP an, sondern für die Gladbecker Bürger.“
Dietmar Drosdzol, Kandidat für die CDU Gladbeck, hatte sich „von der Dummheit“, die aus dieser Wahl spreche, „beeindruckt“ gezeigt. Für den Rücktritt von Thomas Kemmerling allerdings habe er „keine Worte.“ Dies sei zwar kein falscher Weg, aber die Bürgerschaft werde verunsichert. „Das, was man nicht gebrauchen kann: Das Votum der Bürger zählt nicht mehr.“ Wie er als Bürgermeister im Rat der Stadt nach einem Einzug der AfD dort agieren werde, hinge für Drosdzol auch „von Personen“ ab: „Eine Kommunalwahl hat immer noch ihren eigenen Charakter“, ist der Politiker überzeugt, weshalb er nach Thüringen keine „Abstrafung“ seiner Partei befürchte.
Gladbecker Grüne wollen alles daransetzten, die AfD zu entzaubern
„Entsetzt“ zeigte sich zunächst Simone Steffens, Bürgermeisterkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, von dem Ergebnis der Thüringen-Wahl.
„Für uns käme eine Zusammenarbeit nicht infrage“, stellte sie klar. Persönlich habe sie sich gefragt, wie werde man im Rat der Stadt mit einer möglichen AfD umgehen? „Wir werden alles daran setzen, die AfD zu entzaubern“, sagt Simone Steffens. Die Grünen-Politikerin plädierte für Neuwahlen in Thüringen. Bettina Weist ist die Bürgermeisterkandidatin der SPD. Sie hofft auf ein „unheimliches Aufrütteln durch diesen Tabubruch“ und hält Neuwahlen, die „unausweichlich“ seien, für die beste Lösung. Dieser Wunsch beider Kandidatinnen scheint in große Nähe gerückt zu sein. Die 51-Jährige Bettina Weist hofft nach den Kommunalwahlen in Gladbeck auf einen „Schulterschluss der demokratischen Parteien“. Als Bürgermeisterin wolle sie Koalitionen mit dem rechten Rand verhindern: „Hier müssen wir eine ganz klare Grenze ziehen.“
Dorka: Die Sorgen der AfD-Wähler ernst nehmen
Gerd Dorka, Rechtsanwalt und Bürgermeisterkandidat der DKP Gladbeck, fand deutliche Worte: „CDU und FDP haben ihre Maske fallen lassen“. Er war vorausschauend mit seiner Analyse: „Kemmerich hat seine Aufgabe erfüllt, Bodo Ramelow zu verdrängen.
Vier Stimmzettel
Die Kommunalwahlen finden in allen Gemeinden und Kreisen in NRW am 13. September 2020 statt.
In Gladbeck werden auf kommunaler Ebene gewählt: Der Bürgermeister und der Rat der Stadt Gladbeck, der Landrat und der Kreistag des Kreises Recklinghausen.
Alle Wahlberechtigten erhalten am Wahlsonntag vier Stimmzettel und haben für jede Wahl eine Stimme.
Jetzt wird er zurücktreten.“ Genauso ist es gekommen. Er, Dorka, werde weiter dafür einstehen, der AfD „politisch den Wind aus den Segeln“ zu nehmen. Er mahnte aber auch, die Sorgen der Wähler, die sich der AfD zuwenden, ernst zu nehmen. Dies sei bisher nicht ausreichend geschehen. Als einen „Dammbruch“ bezeichnete der Landratskandidat für den Kreis Recklinghausen, Michael Hübner (SPD), die Wahlhilfe von CDU und AfD: „Man muss sich doch mal klar machen, was das für Menschen sind: Das sind Ultrarechte, die in Thüringen sitzen.“ Mit ihnen dürfe es keinerlei Zusammenarbeit geben. Für das Verhalten der FDP hatte er nur ein Wort: „Anmaßend“.