Gladbeck. Das Naturschutzgebiet Möllers Bruch in Gladbeck ist in Privatbesitz. Dort spazieren zu gehen ist zwar erlaubt – aber dennoch fast unmöglich.

Es gibt wieder Ärger um das Wald- und Naturschutzgebiet Möllers Bruch in Zweckel. Dort werden seit kurzem viele Bäume gefällt. Und obwohl es dem neuen Besitzer des Areals schon einmal untersagt wurde, den Wald für Spaziergänger unbegehbar zu machen, blockieren Baumstämme Wege, türmen sich an vielen Stellen Wälle aus Ästen und Sträuchern als natürliche Barrieren auf. Nicht nur Anwohnerin Alexandra A. ist entsetzt über die Vorgänge in dem Wald, der seit Jahrzehnten beliebt ist bei Erholungssuchenden aus Gladbeck und Bottrop.

Bis um Schloss Beck in Kirchhellen durchgehen kann man schon lange nicht mehr

„Warum müssen hier so viele alte Bäume gefällt werden?“, wundert sich die Gladbeckerin über die Arbeiten.

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Regelmäßig trifft sich die Hundebesitzerin mit anderen Hundehaltern zum Spazierengehen in dem Wäldchen an der Buerelter Straße. Wirklich Spaß macht es der Gruppe nicht mehr. „Früher konnte man von hier aus bis zum Schloss Beck in Kirchhellen laufen.“ Das ist nun unmöglich. Jetzt kann man eigentlich nur noch ein Stück von der Buerelter Straße aus in den Wald hinein gehen und schon steht man vor einem Hindernis oder vor einem gefährlich tiefen Wassergraben“, sagt auch Hundebesitzerin Andrea D.

Über diesen Wasserlauf führte eine Brücke. Die gibt es nicht mehr. Jetzt kann man nur noch an dem Graben entlang weitergehen.
Über diesen Wasserlauf führte eine Brücke. Die gibt es nicht mehr. Jetzt kann man nur noch an dem Graben entlang weitergehen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und bei ihrer Hunderunde am Freitagmorgen machen die Frauen dann auch noch eine Entdeckung, die für neues Entsetzen sorgt: Ein Waldweg Richtung Schloss Beck ist nicht mehr nur mit einem dicken Baumstamm und Ästen blockiert, an denen man sich immer noch vorbeischlängeln und dann weitergehen konnte. Jetzt blockiert ein Metallgatter den Durchgang komplett.

Ein Metallgatter versperrt den Waldweg nun komplett

Im Wald wurde ein längliches Stück Wiese mit dickem Stacheldraht eingezäunt. Schon länger, erklären die Frauen, hält der neue Waldbesitzer Rinder auf einer Weide direkt an der Buerelter Straße. Nun habe er wohl eine zweite Weidefläche geschaffen. Das Gatter über den Waldweg verbindet die beiden Weiden. „Da ist jetzt mitten im Wald eine Barriere geschaffen worden, die für die hier lebenden Rehe lebensgefährlich ist“, ärgert sich Andrea D.

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Für die Hundebesitzerinnen stellt sich zudem die Frage, ob das überhaupt legitim ist in einem Naturschutzgebiet. Schon einmal musste der Kreis als Aufsichtsbehörde einschreiten, als sich Bürger über blockierte Wege und gefährlich tiefe Wassergräben beschwert hatten. Im Mai 2019 hatte Kreissprecher Jochem Manz die rechtliche Situation beleuchtet. Demnach ist natürlich auch der neue Besitzer des Areals an die gesetzlichen Vorgaben des Landesforstgesetzes NRW, des Naturschutzgesetzes sowie des Gladbecker Landschaftsplans für dieses Areal gebunden. Die Forst- und Naturschutzbestimmungen müssen gewahrt bleiben. Gleichzeitig muss der Wald aber auch weiterhin den Bürgern als Naherholungsfläche zur Verfügung stehen.

Für kleine Kinder und ältere Leute sind die Wege gefährlich geworden

Vor dem Besitzerwechsel haben nicht nur Hundeleute und Spaziergänger den Möllers Bruch geliebt. „Hier sind Seniorenwandergruppen unterwegs gewesen, Kitas haben Ausflüge unternommen“, zählt Alexandra A. auf.

Die gefällten Bäume liegen kreuz und quer - und blockieren ebenfalls die Wege durch den Wald.
Die gefällten Bäume liegen kreuz und quer - und blockieren ebenfalls die Wege durch den Wald. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Doch viele, ergänzt Andrea D., würden sich gar nicht mehr in den Wald trauen. Zu gefährlich sei es für kleine Kinder und alte Leute, sich hier zu bewegen. Doch auch für das Rehwild, da sind sich die Frauen sicher, stellen die Barrieren, vor allem die Wassergräben, die der neue Waldbesitzer vertieft und an vielen Stellen auch verbreitert hat, eine enorme Verletzungsgefahr dar. Was die Frauen besonders ärgert: Vor den Gräben türmen sich oft Erdwälle auf. „Sie sehen also noch nicht einmal, dass dahinter ein Abgrund ist!“

„Für den Möllers Bruch gilt weiterhin das Betretungsrecht“, betont Kreissprecher Jochem Manz im Gespräch mit der WAZ erneut. Allerdings, schränkt er ein, sei so nicht geregelt, „dass die Wege auch wirklich bequem zu gehen sein müssen.“ Dennoch, so Manz weiter, werde der Kreis als Untere Naturschutzbehörde die Situation im Möllers Bruch nun erneut in Augenschein nehmen. Und auch das zuständige Regionalforstamt Ruhrgebiet sicherte Freitag auf Anfrage der WAZ zu, man werde die Vorgänge im Möllers Bruch behördlich prüfen.