Gladbeck. Sadiq Alif und Ahmad Ghaznawi kamen als Flüchtlinge nach Gladbeck. Jetzt machen sie eine Ausbildung im Café Schwarte – und die Freude ist groß.
Afghanistan ist ihre Heimat. Aber aufgrund des Krieges mussten Ahmad Ghaznawi und Sadiq Alif fliehen. Zuflucht fanden sie in Gladbeck. Beide erlernen zurzeit den Beruf des Konditors im Rathaus-Café Schwarte. Ahmad ist im ersten, Sadiq im zweiten Lehrjahr. Heiner Schwarte lobt seine Auszubildenden in den höchsten Tönen.
Beide überzeugten den Konditormeister bei einem Praktikum. „Ich habe gesehen: Der Junge kann was“, erinnert sich Schwarte an die Anfänge mit Ahmad Ghaznawi. „Wenn du Spaß an dieser Arbeit hast, kannst du dich gerne melden.“ Diese Worte gab er ihm nach dem Praktikum mit auf den Weg. Und Ahmad meldete sich kurze Zeit später. Seit wenigen Monaten hat er den Ausbildungsvertrag in der Tasche.
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Die Ehrenamtlichen von der Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche halfen den Männern
Ähnlich verlief es bei Sadiq Alif. Er schrieb viele Bewerbungen, es hagelte aber Absagen. Unterstützung bekam er von der Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche. Die Ehrenamtler halfen ihm bei den ersten Schritten ins Berufsleben. Sadiq kam alleine nach Deutschland, ohne seine Familie. In einem ihm völlig fremden Land musste er die Kultur und die Sprache lernen. Aber er hatte ein Ziel vor Augen. „Ich wollte Konditor werden“, sagt er. Heiner Schwarte gab ihm eine Chance, und Sadiq griff zu.
Dreijährige Ausbildung
Ahmad Ghaznawi und Sadiq Alif erlernen den Beruf des Konditors. Neben der praktischen Ausbildung besuchen die beiden jungen Männer die Berufsschule in Recklinghausen. „Auch in der Schule strengen sich die beiden an. Es läuft wirklich gut“, so Konditormeister Heiner Schwarte.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Im Februar nächsten Jahres steht für Sadiq Alif die Zwischenprüfung an. Schwarte ist zuversichtlich, dass er sie bestehen wird.
Der Konditormeister hat sich für beide intensiv bei der Handwerkskammer Münster eingesetzt. Die jungen Männer bekommen nun Nachhilfeunterricht in Deutsch. Zweimal in der Woche besuchen sie nach ihrer Arbeit in der Backstube den Unterricht. Der Einsatz hat sich gelohnt. Beide sprechen inzwischen fast akzentfrei Deutsch. Und auch die „deutschen Tugenden“ wie Pünktlichkeit, Disziplin und Fleiß haben sie verinnerlicht.
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Die Azubis sind am gesamten Produktionsprozess beteiligt
Von Konditormeisterin Ria Jungblut und Heiner Schwarte können die beiden sehr viel lernen. Seine Angestellte bezeichnet der 60-Jährige als „wahre Marzipan-Künstlerin“. Der Nachwuchs schaut den Profis nicht nur über die Schulter. Die Azubis sind am gesamten Produktionsprozess beteiligt.
In der Konditorei und Backstube des traditionsreichen Cafés Schwarte zählt echte Handarbeit. Der Meister verziert an diesem Tag Baumkuchen mit dunkler Kuvertüre aus einem Spritzbeutel, während Ahmad Ghaznawi die Verzierungen zusätzlich mit Mandeln dekoriert.
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Freude über den zuverlässigen Nachwuchs
Unterdessen hat Sadiq Alif auf seiner Arbeitsplatte bis zu einem Dutzend Waffeleisen gleichzeitig im Blick. Er stellt „Neujährchen“ mit Anis und Vanille her. „Das macht er hervorragend“, lobt Schwarte. Der Konditormeister ist glücklich, dass er zwei zuverlässige Auszubildende gefunden hat. Denn wie in vielen Handwerksberufen gestaltet sich auch bei ihm die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs äußerst schwierig. „Der Beruf des Konditors ist bei Jugendlichen nicht angesagt“, sagt er. Zuletzt flatterten kaum eine bis gar keine Bewerbungen ins Haus.
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Dabei hat der Beruf aus seiner Sicht heutzutage und in Zukunft eine Perspektive. „Ein Konditor hat viele Möglichkeiten, gutes Geld zu verdienen.“ Hierzu zählt für ihn die Anstellung auf Luxus-Kreuzfahrtschiffen oder weltweit in Hotels mit Spitzengastronomie. Auch der Besuch einer Meisterschule ist nach bestandener Ausbildung möglich. „Einem Konditor stehen alle Türen offen. Es kommt immer darauf an, was man aus sich selber macht“, sagt Schwarte.