Gladbeck. Experten des LWL vermuten im Boden Reste des einstigen Hofes Schulte-Rebbelmund. Sie werden die Bauarbeiten begleiten. Auch Netto will neu bauen.

Mehr als zwei Jahre nach dem Start der Planungen könnte es mit dem Bau der neuen, größeren Aldi-Filiale in Schultendorf im neuen Jahr eigentlich losgehen. Die planungsrechtlichen Hürden sind genommen, der Bauantrag liegt vor „und wird auch zügig bearbeitet“, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer. Doch es bleibt eine kleine Ungewissheit: Die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) könnten das Projekt noch einmal aufhalten.

Auf dem Aldi-Areal an der Schultenstraße befand sich nämlich einst der Hof „Schulte Rebbelmund“ – laut LWL-Archäologen ein „bedeutendes Objekt“. Die Ersterwähnung stamme aus dem Jahr 1240, der Beiname „Schulte“ weise darauf hin, dass der Hof über Jahrhunderte eine bevorzugte Stellung inne hatte. Laut LWL bestehe die „berechtigte Annahme“, dass auf dem Gelände untertägig Reste des Hofes erhalten blieben – nach Einschätzung der Experten wäre dies ein Bodendenkmal.

LWL: Archäologische Untersuchungen bei der Baumaßnahme mit einplanen

Aldi Nord will den Aldi-Markt an der Schultenstraße neu bauen und von 800 auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche ausweiten.
Aldi Nord will den Aldi-Markt an der Schultenstraße neu bauen und von 800 auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche ausweiten. © WAZ FotoPool | Thomas Schmidtke

Die Archäologen des Landschaftsverbandes halten es daher für „zwingend erforderlich“, wie sie der Stadt mitteilten, archäologische Untersuchungen im Rahmen der Aldi-Baumaßnahme einzuplanen. Zunächst sollen unter Beobachtung eines Experten Sondierungen beim Abtragen des Oberbodens durchgeführt werden. Erst im Zuge dieser Sondierungen könne entschieden werden, ob möglicherweise wegen der „Befund- und Funddichte“ eine Grabungsfirma mit archäologischen Ausgrabungen beauftragt werden müsse.

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Die Stadtverwaltung teilt diese Auffassung des Landschaftsverbandes. In die Baugenehmigung werde daher einfließen, so Kreuzer, dass die Baumaßnahme mit den Archäologen zwingend abgestimmt werden müsse und die LWL-Experten die Arbeiten begleiten. Der Bau- und Planungsausschuss hat dazu auch sein Einverständnis signalisiert.

Aldi Nord baut die neue Filiale nach einem ganz neuen Konzept

Hier steht der Aldi-Markt Schultendorf. An gleicher Stelle – etwas versetzt – soll der Nachfolgebau entstehen.
Hier steht der Aldi-Markt Schultendorf. An gleicher Stelle – etwas versetzt – soll der Nachfolgebau entstehen. © Steffen Richters | Steffen Richters

Der Discounter Aldi Nord setzt unterdessen seine Planungen für den Neubau fort. Aktuell würden „finale Details“ mit den Projektbeteiligten geklärt, heißt auf WAZ-Anfrage. Ende Februar 2020, so teilt Aldi-Nord weiter mit, solle mit den Abrissarbeiten der 2009 eröffneten Filiale begonnen werden. Dann werde der aktuelle Markt auch geschlossen. Aldi Nord will an gleicher Stelle (wo einst das Restaurant „Schultenhof“ stand) eine modernere Filiale nach dem neuen Konzept „ANIKo“ (ALDI Nord Instore Konzept) bauen.

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Der Fokus des „ANIKo-Konzeptes“ liege, so das Unternehmen, „vor allem auf einer hellen und freundlichen Einkaufsatmosphäre mit mehr Platz und breiteren Gängen sowie einem vergrößerten Angebot an frischem Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und Backwaren“. Dafür werde die Verkaufsfläche von bislang 800 auf 1200 Quadratmeter erweitert. Ursprünglich sollten es 1400 Quadratmeter sein. Sowohl die Industrie- und Handelskammer als auch die Handwerkskammer Münster hatten da allerdings Einwände erhoben. Das sei eine zu große Fläche für einen Discounter im Stadtteil, so die beiden Kammern, und setzten sich mit ihrer Ansicht durch.

Ein hochmodernes und umweltfreundliches Technikkonzept ist vorgesehen

Lidl muss noch warten

Neubaupläne hegt bekanntlich auch Lidl: An der Sandstraße soll der rund zehn Jahre alte Markt abgerissen und durch einen größeren ersetzt werden. Man stehe „im engen Austausch mit der Stadt“, heißt es dazu von Lidl. Planungs- und baurechtliche Probleme gilt es aber noch hinsichtlich des Umgangs mit dem durch die Vorgängerfirma kontaminierten Boden (bis zu sechs Meter tief). Hier hofft die Stadt auf eine Lösung in der zweiten Jahreshälfte 2020.

Für den Supermarkt im Glückauf-Center, den bekanntlich Rewe künftig betreiben will, laufen im Rathaus Abstimmungsgespräche für die Baugenehmigung. Ziel sei eine Neueröffnung im Herbst 2020, heißt es.

Gebaut wird die neue Filiale nach aktuellstem Gebäudestandards, wie auch das Baudezernat betont. Es werde ein hochmodernes und umweltfreundliches Technikkonzept für die Wärme- und Kälteversorgung genutzt, um eine klimagerechte Nutzung und die Vermeidung von CO2-Ausstößen sicherzustellen. So geht laut Aldi Nord etwa die Abwärme, die bei der Kühlung im Frische- und Tiefkühlbereich entsteht, nicht verloren, sondern wird abgeleitet und zu Heizzwecken weiterverwendet. Auf den Einsatz fossiler Brennstoffe könne, auch dank einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, verzichtet werden. Das Dach soll außerdem weitgehend begrünt werden.

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78 Parkplätze sieht das Konzept derzeit auf dem Areal vor – weniger als bisher, die Abstell-Boxen werden aber breiter. Zur Abschottung wird zusätzlich zur Lärmschutzwand im hinteren Bereich eine weitere rund zwei Meter hohe Lärmschutzwand zur Scholtwiese gebaut. An der Scholtwiese ist außerdem eine zusätzliche Ein-/Ausfahrt geplant. Die Politik gab inzwischen grünes Licht für den entsprechenden „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“. Mit Aldi Nord wurde auch bereits ein entsprechender Durchführungsvertrag geschlossen. Laufe alles nach Plan, so der Discounter in Essen, soll die neue Niederlassung bereits im September 2020 eröffnen.

Auch Netto will im neuen Jahr in Butendorf endlich bauen

Der Netto-Markt an der Horster Straße soll modernisiert und um rund 300 auf dann 1000 Quadratmeter ausgeweitet werden.
Der Netto-Markt an der Horster Straße soll modernisiert und um rund 300 auf dann 1000 Quadratmeter ausgeweitet werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Auch Netto will seine seit bald drei Jahren gehegten Pläne für einen neuen Discounter-Markt an der Horster Straße in Butendorf im neuen Jahr endlich umsetzen. Die planungsrechtlichen Hürden seien inzwischen genommen, so Stadtbaurat Kreuzer. Im Rathaus warte man auf den Bauantrag. Der soll im Januar kommen, erfuhr die WAZ von Netto, wo man auf eine zügige Bearbeitung hofft.

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Geplant sei, in der ersten Jahreshälfte 2020 mit den Bauarbeiten zu starten. Die bisherige Filiale soll umgebaut und auf den Parkplatz hinaus erweitert werden. Der neue Discountmarkt wächst so um 300 auf dann 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Den Verlust von Parkplätzen durch die Netto-Erweiterung gleicht der Discounter aus, indem die bisherige Brachfläche an der Horster Straße (immer noch eingezäunt, ursprünglich reserviert für ein Ärztehaus) in den Parkplatz integriert wird und rund 20 neue Stellplätze bietet.