Gladbeck. Das leere Verwaltungsgebäude der alten Metallwarenfabrik van Beusekom weicht einer Parkplatzausweitung. Discounter Lidl hegt Erweiterungspläne.
- Seit einigen Tagen ist der ehemalige Firmensitz van Beusekom leer gezogen – bald wird er abgerissen
- Das Gebäude fällt, um Platz für eine Parkplatzerweiterung des Discounters Lidl zu schaffen
- Der Lebensmittler steht derzeit in Gesprächen mit der Stadt, um die Filiale auszuweiten
Der Lebensmitteldiscounter Lidl hegt Erweiterungspläne für seinen Markt an der Sandstraße/Ecke Hermannstraße. Dafür soll das alte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Firma van Beusekom an der Hermannstraße fallen.
Mit dem Abriss der unmittelbar nach Kriegsende 1946 erbauten Firmenzentrale van Beusekoms geht ein Stück Gladbecker Wirtschaftsgeschichte verloren. Das repräsentative Haus erinnert bis heute an die jahrzehntelange Tätigkeit der Metallwarenfabrik, die als familiengeführter Betrieb zu besten Zeiten bis zu 100 Leute beschäftigte. Die Eigentümerfamilie betont, dass der alte Firmen- und Familiensitz mit rund 200 Quadratmetern Büro- und ehemaliger Wohnfläche nicht mehr erhaltenswert sei. Das Haus sei marode, und es bestehe ein erheblicher Sanierungsstau. Wann es genau abgerissen wird, steht allerdings noch nicht fest.
Firma H.H. van Beusekom startete 1907
Die Firma war 1907 von Hans Hermann van Beusekom gegründet worden und startete an der Kolpingstraße als Hersteller von Kruzifixen. Im Volksmund wurde sie damals „Herrgöttchen-Fabrik“ genannt. Schon 1912 kam der Umzug zur Hermannstraße. Vor allem nach dem Krieg standen die Zeichen auf Wachstum, das Unternehmen hatte sich einen Namen als Sport- und Ehrenpreishersteller gemacht. Vor 15 Jahren ging es in Insolvenz und wurde nach einem Neustart im Gewerbepark Brauck nur noch einige Jahre fortgeführt.
Die Familie van Beusekom bestätigte, dass es Übereinkünfte mit dem Lebensmittelunternehmen mit Hauptsitz in Neckarsulm um eine Zupachtung der Fläche gebe, auf der das Verwaltungsgebäude steht. Dafür soll das Haus weichen und nach WAZ-Informationen Platz schaffen, um den Kundenparkplatz zu vergrößern.
Discounter baute derzeitige Filiale 2007
Bereits vor rund zehn Jahren hatte die Familie van Beusekom dem baden-württembergischen Unternehmen für den Bau des heutigen Discountmarktes Flächen zur Verfügung gestellt. Inzwischen liegt, wie auch die Stadtverwaltung auf WAZ-Anfrage bestätigte, eine Abrissgenehmigung für das Gebäude vor, aus dem vor Weihnachten die letzten Mieter – eine Anwaltskanzlei und ein Steuerberatungsbüro – ausgezogen sind. Die Verwaltung bestätigte ferner, dass ein entsprechender Bauantrag im Rathaus vorliege. Aktuell fänden Sondierungsgespräche mit dem Unternehmen auch über eine Ausweitung des derzeit 799 Quadratmeter großen Supermarktes statt, so Stadtsprecher Tim Deffte.
Die Gespräche bejahte auch Lidl auf Anfrage, hielt sich aber ansonsten, was Details über die Neuplanung anbelangt, zurück. Man sei dauerhaft bestrebt, die Einkaufsstätten zu modernisieren und die Einkaufsbedingungen zu optimieren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir darüber hinaus zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen können“, so Pressesprecherin Diana Zvicer-Senolan.