Gladbeck. Die Arbeiten an Gladbecks großer Brückenbaustelle liegen in der Zeit, so das Ingenieuramt. Eine Expertin erklärt, warum der Bau so lange dauert.

Seit einem halben Jahr klafft ein riesiges Loch in der Beethovenstraße mitten in Zweckel. Mit der Baustelle zur Errichtung der neuen Brücke über die Eisenbahngleise leben die Zweckeler allerdings schon um einiges länger. Ganz genau seit Anfang 2019. Läuft alles nach Plan, soll die neue Brücke Ende 2020 für den Verkehr freigegeben sein. „Ich gehe eigentlich fest davon aus, das wir diesen Zeitplan auch einhalten werden“, sagt Monika Sellke.

Im Oktober waren die Arbeiter eine Woche lang nicht auf der Baustelle erschienen

Was die Leiterin des Ingenieuramtes so optimistisch stimmt: Bislang laufe alles glatt auf der riesigen Baustelle im Herzen von Gladbecks nördlichstem Stadtteil. Lediglich im Oktober war eine kleine Verzögerung eingetreten, als die Arbeiter der Baufirma Echterhoff eine Woche die Baustelle einfach ruhen ließen. Monika Sellke begründet das mit Kommunikationsschwierigkeiten zwischen der Firma und der Stadtverwaltung als Auftraggeberin. Doch die seien nun behoben. „Wir haben uns zusammengesetzt und konnten alle Unstimmigkeiten klären.“

Über Weihnachten und den Jahreswechsel wird auch auf der Brückenbaustelle in Zweckel nicht gearbeitet.
Über Weihnachten und den Jahreswechsel wird auch auf der Brückenbaustelle in Zweckel nicht gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bis kurz vor Weihnachten waren die Arbeiter mit den Widerlagern beschäftigt. Das sind die Pfosten, auf denen der eigentliche Brückenüberbau dann montiert wird. „Auf der Ostseite ist bereits alles fertig. Es folgten die Arbeiten an der Westseite“, so Sellke. Im Januar des kommenden Jahres soll dann die Betonschalung entfernt werden, die nötig war zum Errichten und Stabilisieren der Widerlager im Boden. Ist die Betonschalung entfernt, muss dieser Bereich wieder mit Boden verfüllt werden. Dazu muss aber das Wetter mitspielen, erläutert Monika Sellke.

Im Februar/März soll mit dem Überbau für die neue Brücke begonnen werden

Klappt der Termin Anfang des Jahres, kann im Februar/März mit dem Überbau begonnen werden. „Dafür sind dann wieder zwei Nachtsperrpausen vorgesehen, in denen keine Züge fahren. Der Überbau für die Brücke besteht aus zwei langen Trägern, die auf Schwertransportern angeliefert werden. Die Absprache mit der Deutschen Bahn, so Sellke weiter, sei bislang problemlos verlaufen. Und auch die Zweckeler hätten sich ohne große Aufregung an den Rhythmus gewöhnt, den die Bauarbeiten mitten im Stadtteil vorgeben. Und das gelte sowohl für die Anwohner als auch für die Einzelhändler im unmittelbaren Umfeld der Beethovenstraße. „Natürlich meldet sich immer mal wieder jemand bei uns im Rathaus, weil ihn etwas stört. Aber im Großen und Ganzen läuft alles gut in Zweckel“, sagt Monika Sellke.

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Die Mitarbeiter des Ingenieuramtes würden zudem kurzfristige Sperrungen oder ähnliche Behinderungen immer rechtzeitig kommunizieren, um die Beeinträchtigungen durch die große Dauerbaustelle so gering wie möglich zu halten. Die Umleitung für den motorisierten Verkehr laufe gut, von größeren Staus hat Sellke noch nichts gehört. Der Takt der Ampel an der Talstraße wurde dem erhöhten Verkehrsaufkommen angepasst. Und die Zweckeler, die zu Fuß unterwegs sind, nutzen rege die Behelfsbrücke über die Beethovenstraße.

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Sie stellt nicht nur die kürzeste Verbindung dar, sondern bietet auch eine ungehinderte Sicht auf die Bautätigkeiten. Und Schaulustige zieht die Baustelle auch nach gut einem Jahr immer noch an.

Auch die Brücke Tunnelstraße über die Bahngleise wird regelmäßig überprüft

Regelmäßig überprüft, erklärt die Leiterin des Ingenieursamtes, werde darüber hinaus der Zustand der zweiten Brücke über die Bahngleise an der Tunnelstraße. Dort führt die Umleitungsstrecke her. Und da auch diese Brücke bereits einige Jährchen auf dem Betonbuckel hat und auch nicht mehr ganz so gut in Schuss ist, wurde die Fahrbahn dort verengt, damit nicht zwei Busse oder große Fahrzeuge gleichzeitig im Begegnungsverkehr die Engstelle passieren können.

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Eine, zumindest in den sozialen Netzwerken oft gestellte Frage, kann Monika Sellke nicht mehr so gut hören. Die nämlich, warum es zwei Jahre dauert, eine neue Brücke zu bauen. In anderen Ländern gehe das viel schneller… Eine Antwort gibt die Expertin aber dennoch: „Erst einmal kann man nicht so einfach zwei Baustellen mit einander vergleichen.“ Schon allein logistisch sei der Brückenbau mitten in einem Stadtteil eine Herausforderung, die schon damit anfängt, die einzelnen Teile an Ort und Stelle zu bringen.

Informationen auf der Stadtseite

Gut 3,8 Millionen Euro kosten Abriss und Neubau der Brücke Beethovenstraße über die Bahngleise. Und es wird nicht die letzte marode Brücke sein, die die Experten bei der Stadtverwaltung beschäftigt.

Sind die Arbeiten in Zweckel beendet, erklärt Ingenieuramtsleiterin Monika Sellke, wird wohl als nächste Maßnahme die Brücke Bülser Straße anstehen.

Weitere Informationen zum genauen Stand der Arbeiten auf der Beethovenstraße in Zweckel gibt es im Internet, www.gladbeck.de unter dem Punkt Baustellen.

Man bedenke: Allein die Behelfsbrücke musste aus London angeliefert werden. Die Bautätigkeiten müssten darüber hinaus auf ganz engem Raum stattfinden. Zudem würden in anderen Ländern auch andere Gesetze und Bestimmungen gelten. Und: „Natürlich ist es auch viel einfacher, eine Brücke z. B. über einem kleinen Fluss zu errichten. Eine Baustelle mit Zugverkehr ist da schon eine ganze andere Herausforderung.“