Gladbeck. In Gladbeck hat bei der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners das Besprühen von Eichen gewirkt. Doch weitere Maßnahmen sollen geprüft werden.

Gesperrte Wälder, besorgte Bürger und unzählige Einsätze für Feuerwehr, Ordnungsamt und Spezialfirmen: Der Eichenprozessionsspinner (EPS) mit seinen giftigen Raupenhärchen hat sich auch in diesem Sommer wieder zu einem echten Problem entwickelt – und das nicht nur in Gladbeck, sondern in ganz Deutschland. Um für den kommenden Sommer vorbereitet zu sein, soll Ende Oktober ein Treffen von Vertretern aller Ordnungsbehörden im Kreis Recklinghausen stattfinden. Auch Fachleute vom RVR und LANUV (Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz) werden daran teilnehmen. Gemeinsam will man über die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners reden.

Beigeordnete Linda Wagner hält eine landesweite Lösung für sinnvoll

„Bislang gibt es noch kein einheitliches Vorgehen. Dabei wäre eine landesweite Lösung sinnvoll, denn schließlich machen die Raupen nicht an der Stadtgrenze Halt“, so die Beigeordnete Linda Wagner.

Zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, so die Gladbecker Beigeordnete Linda Wagner, soll es Ende Oktober ein Treffen der Ordnungsbehörden im Kreis geben.
Zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, so die Gladbecker Beigeordnete Linda Wagner, soll es Ende Oktober ein Treffen der Ordnungsbehörden im Kreis geben. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Bei dem Treffen auf Kreisebene soll unter anderem auch über den Einsatz der „natürlichen Fressfeinde“ der Raupe – gemeint sind Meise und Kuckuck – diskutiert werden. In der Stadt Haltern gebe es Überlegungen, Nistkästen für Meisen an Eichen anzubringen. Der Kuckuck müsste in der Region erst wieder ganz neu angesiedelt werden – was Jahrzehnte dauern würde, wie Ralf Nolte vom ZBG erklärte. Wissenschaftlich belegt sei nicht, ob diese Maßnahme insbesondere die Vermehrung des Eichenprozessionsspinners tatsächlich verhindern würde.

In Gladbeck hat man nach Auskunft von Linda Wagner in diesem Jahr gute Erfahrungen mit der prophylaktischen Behandlung bekannter, im Vorjahr befallener Eichen mit einem Bakterium gemacht. Das habe die Zahl der betroffenen Bäume im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte reduziert: Statt 800 Eichen mit EPS-Befall in 2018 seien es in diesem Jahr nur 400 gewesen. „Allerdings muss man auch bedenken, dass wir in diesem Sommer mehrere Waldgebiete über mehrere Wochen teilweise komplett gesperrt haben. In diesen Wäldern wurde die Zahl der befallenen Bäume natürlich nicht genau ermittelt“, so Wagner.

Für Menschen und Tiere soll das Bakterium unbedenklich sein

Für Menschen und Tiere soll das Mittel zur prophylaktischen EPS-Bekämpfung laut Herstellerfirma ungefährlich sein.

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„Bei Bäumen, die in der Nähe von Kitas, Schulen und Spielplätzen stehen, haben wir es aber trotzdem vorsichtshalber nicht angewendet“, erklärt Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs. Dass das Bakterium für Menschen und Tiere unbedenklich sei, bestätigte auch Ralf Nolte vom ZBG: „Allerdings schadet es allen Raupenarten, nicht nur der des Eichenprozessionsspinners.“ Für eine optimale Wirkung des Bakteriums, das auf die Eichen gesprüht wird, müssen zudem auch optimale Wetterbedingungen herrschen. „Die Sprühaktion kann nur stattfinden, wenn es nicht regnet, und auch in den Tagen danach sollte es möglichst trocken bleiben, damit das Mittel gut wirken kann“, erklärt Wirgs. In diesem Frühjahr seien die Bedingungen gut gewesen.

Die Kosten zur EPS-Bekämpfung fielen in beiden Jahren gleich hoch aus

Was die Kosten angeht, so seien 2018 für die „Akutbehandlung“ der befallenen gut 850 Eichen durch eine Spezialfirma ungefähr 50.000 Euro angefallen.

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Für die prophylaktische Behandlung in diesem Frühjahr muss die Stadtverwaltung gut 20.000 Euro bezahlen. Darüber hinaus mussten Spezialfirmen in diesenm Sommer aber auch noch Eichen im Stadtgebiet von den EPS-Nestern befreien. Dafür schlägt eine Summe von ungefähr 31.000 zu Buche. Unterm Strich hat die gefährliche Raupe mit den giftigen Härchen in Gladbeck also in beiden Jahren Kosten in Höhe von circa 50.000 Euro verursacht.

Und sollte das Wetter sich nicht im kommenden Jahr grundlegend ändern, dann wird der Eichenprozessionsspinner wohl auch im Sommer 2020 Probleme bereiten. Bei der Bekämpfung, so der Leiter des Ordnungsamtes, werde man in Gladbeck höchstwahrscheinlich wieder auf die prophylaktische Sprühmethode setzen – und weitere Maßnahmen wie zum Beispiel das Aufhängen von Nistkästen prüfen.

Eine gefährliche Larve

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Schmetterling, der sich über ein Larvenstadium entwickelt. Die Larve trägt auf ihrer drei bis fünf Zentimeter langen Körperoberfläche auffallend lange Härchen mit Widerhaken und einem Nesselgift, das beim Menschen allergische Haut- und Allgemeinreaktionen auslösen kann.

Sie stellen deshalb eine Gefährdung insbesondere für Spaziergänger, spielende Kinder und Arbeiter in Grünanlagen und Wäldern dar.

Die Raupenhaare können ihre giftige Wirkung bei Berührung der lebenden oder toten Raupe und bei Kontakt mit verlassenen Nestern entfalten. Die ausgefallenen Haare, die auch durch den Wind verbreitet werden, können noch über Jahre ihre giftige Wirkung entfalten.