Gladbeck. Im neuen Geschäftshaus Hoch 10 konnten Kunden am Donnerstag erstmals einkaufen. Auch wenn viele Neugierige kamen – einige hatten Bedenken.
Dichtes Gedränge in den Gängen der Geschäfte, und an den Kassen: lange Schlagen. Viele Besucher sind am Donnerstag zur Neueröffnung des Geschäftshauses Hoch 10 an der Hochstraße gekommen. Schließlich locken die Läden auch mit einigen Rabatten am Eröffnungstag. „Es gibt heute 20 Prozent Rabatt“, spricht ein Passant in sein Handy, während er auf der Friedrich-Ebert-Straße an dem Neubau entlang läuft. Bunte Ballons flattern an den einzelnen Eingängen zu den Läden im Wind. Durch die Luft fliegen kleine Schaumkissen in Form eines „x“, Werbung für das neue Fitnessstudio Fit X.
Margret Schiffer sucht sich bei Tedi im ersten Obergeschoss des Neubaus gerade einen kleinen Korb aus. Auch wenn ihr die neue Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt gefällt, sie die riesige Auswahl und die Ordnung lobt, Befürchtungen, dass Leerstände an anderen Orten entstehen, die hat sie doch.
„Die Wochen und Monate nach der Eröffnung werden wichtig“
Und damit ist sie längst nicht die einzige. „Klar, dass am Eröffnungstag viel los ist“, sagt etwa Ralf Harnischmacher. Mit einigen Einkaufstaschen in den Händen wartet der 52-Jährige vor dem Neubau gerade auf seine Frau, die noch auf Shoppingtour ist.
Dem Gladbecker gefällt die neue Einkaufsmöglichkeit. Aber: „Man wird erst einmal abwarten müssen, wie es beim Publikum ankommen wird. Die Wochen und Monate nach der Eröffnung werden wichtig.“ Und er bekennt auch gleich: „Ich kaufe viel online ein.“ Im neuen Fitnessstudio aber, da will er sich anmelden.
Viele Neugierige kommen zur Eröffnung
Vor allem die Neugierde zieht viele Besucher am Donnerstag in die Innenstadt. Auch Sonja Vit hat mit ihrer Tochter Celine und Freundin Sabrina schon die erste Runde durch Hoch 10 gedreht. „Es ist hell, freundlich, groß und noch sauber“, so der erste Eindruck der 51-Jährigen.
Eine Bereicherung für die Innenstadt sieht sie jedoch nicht. „Woanders entstehen Leerstände.“ Und überhaupt, eher hätte sie sich einen Bekleidungsladen für junge Leute in dem Neubau gewünscht.
Eine 78-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, findet das neue Geschäftshaus „viel zu wuchtig“. Und wenn die Eröffnung vorbei ist, dann erwartet sie „wieder tote Hose“. Denn die Auswahl der Geschäfte, die gefällt ihr gar nicht. Und auch sie befürchtet an anderer Stelle Leerstand, wenn einige Geschäfte aus dem City Center rausgehen. „Die Ecke ist dann wieder tot.“
Ein Café und ein Geschäft für Damenmode fehlen einigen Gladbeckern
Margret Schiffer, einstige Appeltaten-Majestät, hat inzwischen einen kleinen weißen Korb gefunden. Auch sie hätte sich ein neues Geschäft für Damenmode gewünscht. „Für die 40- bis 80-Jährigen“, so die 73-Jährige. Und ein Café. Zum Ausruhen nach einer Tour durch die Geschäfte. „Das würde sicher gut angenommen.“ Sie freut sich, dass die Ecke durch Hoch 10 nun wieder belebter ist. Merkwürdig findet sie nur, dass das Geschäftshaus gar keinen Haupteingang hat. Jedes Geschäft hat einen eigenen Eingang.
Immer mal wieder vorbeigucken möchte die Gladbeckerin aber doch. „Ich wohne ja gleich um die Ecke“, sagt sie und schiebt sich wieder durch die nächsten Gänge ins Gedränge.
>>> 15 Monate Bauzeit
15 Monate Bauzeit, seit Donnerstag ist es komplett fertig: das neue Geschäftshaus Hoch 10, das auf dem einstigen Karstadt-/ Hertie-Gelände an der Hochstraße / Ecke Friedrich-Ebert-Straße in der Innenstadt steht. Viele Gladbecker beobachteten den Bau immer wieder, hielten die Fortschritte zum Teil bildlich fest.
Die sieben Geschäfte von Hoch 10 – Tedi, Kodi, Hunkemöller, Müller, Netto, Ernsting’s Family und die Fitnesskette Fit X – teilen sich in dem Haus auf drei Geschossen eine Fläche von insgesamt 8700 Quadratmetern. Zum Geschäftshaus gehört auch ein Parkhaus, das Platz für 137 Autos bietet.
120 Leute werden in den sieben Geschäften arbeiten, in Voll- und Teilzeit. „Alleine Müller wird 40 Mitarbeiter beschäftigen“, so der Investor, Implementum-Geschäftsführer Ulrich Hammer, im Mai dieses Jahres. Da durften erstmals die Mitglieder des Wirtschaftsförderungsausschusses einen Blick in den Rohbau werfen. Nach viel Arbeit sah es da vor knapp einem Monat noch aus, und tatsächlich waren viele Handwerker noch mit dem Verlegen von Bodenfliesen und Kabeln und mit anderen Arbeiten beschäftigt.
Media Markt / Saturn sprang im November ab
Der Elektronikmarkt Media Markt / Saturn, der auch ursprünglich in den Neubau einziehen wollte, kündigte Ende November 2018 seinen Rückzug an. Grund war der Zeitverzug des Neubaus. Denn die Arbeiten an dem Bau sollten eigentlich im Januar dieses Jahres, und nicht erst im Juni fertig sein. Das Unternehmen widerrief seinen Vertrag wegen des Verzugs. Das Handelsunternehmen Tedi zog nach dem Absprung von Media Markt / Saturn in das Geschäftshaus ein, das somit am 13. Juni vollvermietet eröffnen konnte.