Gladbeck. Für die Abriss-Unterbrechung an der Gladbecker Geistersiedlung nennt der Investor Gründe. Die haben aber nichts mit Zahlungsproblemen zu tun.

Seit einigen Tagen herrscht Stillstand an der Bohnekampstraße in Zweckel – der Abriss der alten Schlägel- und Eisen-Siedlung scheint ins Stocken geraten zu sein. Das hat in einigen Gladbecker Facebookgruppen bereits zu Besorgnis geführt: Kein Arbeiter auf der Baustelle, der Bagger bewegt sich nicht mehr. „Sollte auch diesem Investor das Geld ausgegangen sein?“, ist eine oft gestellte Frage. „Vollkommener Quatsch. Es geht alles seinen geregelten Gang“, sagt dazu Rolf Klinkhammer vom Borkener Investorenteam Klinkhammer, Zielinski und Klöpper, das das Areal im Mai 2018 übernommen hat.

Investoren sind nicht in finanziellen Schwierigkeiten

Klinkhammer bestätigt, dass der Abriss der alten Bergarbeiterhäuser seit einigen Tagen ruht. Das jedoch nicht, weil die Investoren in finanziellen Schwierigkeiten seien. Grund sei vielmehr die gute Auftragslage des Abrissunternehmers Clemens Klöpper.

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Der sei parallel zu „Schlägel und Eisen“ noch mit anderen Projekten beschäftigt. „Und wenn das Abrissteam auf einer anderen Baustelle für einige Tage dringender benötigt wird, steht der Bagger in Zweckel eben auch einmal still“, so Klinkhammer dazu. Dennoch stünden die Abrissarbeiten an der Bohnekampstraße kurz vor dem Abschluss.

Das Seniorenheim wird nun in L-Form gebaut

Im Laufe der jüngsten Planungs- und Projektphase sei es allerdings zu einigen Änderungen gekommen. So soll das Pflegeheim nicht mehr als Block gebaut werden.

Neue Pläne für die Schlägel- und Eisensiedlung: Das Seniorenheim der Awo (vorne im Bild) soll nun in L-Form gebaut werden. Dadurch mussten auch die Wohnhäuser neu angeordnet werden.
Neue Pläne für die Schlägel- und Eisensiedlung: Das Seniorenheim der Awo (vorne im Bild) soll nun in L-Form gebaut werden. Dadurch mussten auch die Wohnhäuser neu angeordnet werden. © SUE | Schlägel und Eisen Projekt GmbH

Neu angedacht ist nun eine L-Form für das Gebäude. „Das hängt vor allem mit den Anforderungen an die besondere Nutzung zusammen, wie zum Beispiel Größe der Zimmer, Aufzüge und Technik“, erklärt Rolf Klinkhammer. Durch die neue Form

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es Seniorenheims verändert sich natürlich aber auch die Anordnung der Wohneinheiten auf dem Areal. Auch die Häuser mussten deshalb in den Plänen versetzt werden.

Die ersten Bauanträge will das Investoren-Trio Anfang August bei der Stadtverwaltung einreichen. Der für Oktober geplante Baubeginn wird sich um vier bis acht Wochen nach hinten verschieben. „Aber das kann passieren bei einem so großen Objekt, das immer auch viel Feinabstimmung mit verschiedenen Ämtern und Behörden bedeutet“, betont Klinkhammer.

Das Awo-Seniorenheim soll 80 Einzelzimmer bekommen

Mit dem Awo-Bezirksverband Westliches Westfalen als Betreiber des Seniorenheims befinde man sich in der letzten Phase der Abstimmung. Das Seniorenheim soll 80 Bewohnern mit unterschiedlichem Pflegebedarf in Einzelzimmern Platz bieten. Sechs Wohnbereiche mit gemeinschaftlich genutzten Räumen (Wohnzimmer mit Fernsehecke, Küche mit Essbereich) sind von der Arbeiterwohlfahrt angedacht. Die gute Nachbarschaft kann zudem in der Cafeteria der Einrichtung gepflegt werden. 80 neue Arbeitsplätze, so die Awo, sollen entstehen.

Darüber hinaus sind auf der gut 16.000 Quadratmeter großen Fläche in Zweckels grüner Randlage Häuser mit insgesamt 120 Wohnungen geplant. Vorgesehen sind unter anderem auch 33 sozialgeförderte Wohnungen von 47 bis 90 Quadratmetern Größe. In der Toplage des Quartiers werden Mehrfamilienhäuser mit Tiefgaragenstellplätzen und begrünten Flachdächern gebaut. Sie sollen, so Klinkhammer, en bloc verkauft, die einzelnen Wohnungen dann zur Miete angeboten werden. Die Investoren haben zugesichert, bei der Neugestaltung Elemente der alten Gartenbausiedlung aufzugreifen. Insgesamt investieren Immobilienunternehmer Rolf Klinkhammer, Bauunternehmer Sebastian Zielinski und Abrissunternehmer Clemens Klöpper (Schlägel und Eisen Projekt GmbH) rund 30 Millionen Euro in Zweckel. Im ersten Bauabschnitt entsteht das Seniorenheim.

Siedlung wurde 1913 gebaut

Die Schlägel- und Eisensiedlung wurde 1913 vor allem für die Familien der Bergarbeiter gebaut, die auf der Zeche Zweckel beschäftigt waren.

29 Häuser umfasste das Ensemble im Stil einer Gartensiedlung.

Die Zeche Zweckel stellte 1963 die Förderung ein. Die Siedlung ging in den Besitz verschiedener großer Wohnungsunternehmen über. Notwendige Sanierungsarbeiten blieben aus, die Häuser verfielen immer mehr.

2013 verließen die letzten Mieter die alte Bergarbeitersiedlung in Zweckel.

Zwei Investoren in Folge scheiterten an einer Neuentwicklung des Areals.

Seit Mai 2018 ist das Grundstück im Besitz der Schlägel und Eisen Projekt GmbH.