Gladbeck. Der Insolvenzverwalter glaubt, bald einen neuen Eigentümer für Schlägel & Eisen zu finden. Die Häuser können indes nur noch abgerissen werden.
- Seit März 2016 arbeitet Insolvenzverwalter Nils Meissner an einer Zukunft für das Gelände an der Bohnekampstraße
- Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck von der Stadt Gladbeck hat mit vielen Interessenten gesprochen
- Vorgabe für einen Investor: Der Charakter und der Grundriss der Siedlung müssen erhalten bleiben
„Neues Wohnen in altem Flair“ sollte es einmal werden. Ein paar Jahre sind seither ins Land gestrichen, und inzwischen glaubt niemand mehr, dass die alte Siedlung Schlägel und Eisen noch zu retten ist.
Die Häuser sind so verfallen, dass sie nur noch abgerissen werden können. Doch es gibt Hoffnung. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in Absprache mit der Bank in den nächsten Wochen einen Käufer finden“, sagt Nils Meissner von der Insolvenzverwaltung Görg.
So könnte möglicherweise doch irgendwann etwas Neues entstehen, wo jahrelang nur Altes verfiel. Meissner hat es als Insolvenzverwalter übernommen, eine Lösung für das Gelände zu finden, nachdem sich die Vorbesitzerin Kwates Immobilien mit ihrem vollmundigen Versprechen, den „Dornröschenschlaf“ zu beenden, verzettelt hatte und darüber in die Pleite ging. Das Insolvenzverfahren wurde im März vergangenen Jahres eröffnet.
Einige Interessenten haben überzogene Vorstellungen
Interessenten hat es seither reichlich gegeben. Mit vielen hat die Stadtverwaltung Gespräche geführt darüber, welche Bauprojekte auf dem Grundstück in Zweckel möglich wären. Es habe viele, durchaus seriöse Nachfragen gegeben, sagt der städtische Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck. Manche Bewerber hätten allerdings auch überzogene Vorstellungen von den Möglichkeiten gehabt.
Denn bei der Neubebauung will sich die Stadt baurechtlich am alten Stand orientieren. Es soll also weder ein Hochhaus geben, noch ein Einkaufszentrum oder schicke Villen. Aufgrund der bestehenden Bebauung kann die Stadt einem Investor entsprechende Vorgaben machen.
Neue Wohnungen sollten Balkone haben
Gewünscht wäre demnach eine Mischung aus öffentlich geförderten, frei finanzierten und Eigentumswohnungen. Den Freiraum zwischen den Gebäuden zu erhalten sollte kein Problem sein, glaubt Breßer-Barnebeck. Natürlich würden neugebaute Wohnungen großzügiger geschnitten sein als die bestehenden. Und: „Heute vermietet man keine Wohnungen mehr ohne Balkon oder sonstigen Freiraum.“
Auf die Wahl der Käufers hat die Stadt keinen Einfluss. Sie kann nur bei der Bebauung mitreden. Bei den Gesprächen hätten sich drei besonders geeignete Kandidaten vorgestellt, die allesamt auch in der Region verwurzelt seien und bereits ähnliche Projekte durchgeführt hätten, so Breßer-Barnebeck.
Dass bislang noch niemand Schlägel und Eisen gekauft hat, könnte an dem hohen Preis liegen, den der Hauptschuldner, eine Frankfurter Bank, forderte. Die Stadt, die ebenfalls zu den Schuldnern gehört, habe nun die Zwangsversteigerung des Geländes beantragt – als Druckmittel, den Verkauf voran zu treiben.
Bank muss sich mit Verlust abfinden
„Es zeigt sich an diesem Objekt einfach, wie schwierig es ist, wenn solche Grundstücke zu überhöhten Preisen verkauft oder beliehen werden“, sagt der Wirtschaftsförderer. Dass sie Schlägel und Eisen nicht ohne Verlust veräußern wird, damit hat sich die Bank wohl abgefunden. „Der Kaufpreis wird die Schuld, die auf dem Grundstück lastet, nicht decken“, sagt Nils Meissner, das sei längst klar. Trotzdem gehe es der Bank natürlich darum, ihren Verlust so gering wie möglich zu halten.
Die Abwicklung der Gladbecker Siedlung sei ein ziemlich aufwändiges Projekt. Er arbeite eng mit den Schuldnern zusammen, müsse die Seriosität der Interessenten filtern, wohl wissend, dass sie nicht nur den Kaufpreis zahlen müssen, sondern auch noch Millionen für Abriss und Neubau. „Um zu vermeiden, dass wieder so etwas passiert wie jetzt, müssen Investoren auch auf ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit geprüft werden.“ Doch er glaubt, dass nun eine Lösung in Sicht ist. Und dass es dann bald losgehen kann, mit neuem Wohnen – wenn auch ohne altes Flair.
Verfall der Bottroper Geistersiedlung "Schlägel und Eisen"