Gladbeck. . Vor 70 Jahren wurde die 1. Graf-Moltke-Siedlung in Gladbeck gegründet. Was die Siedler freut: Der Zusammenhalt über alle Generationen stimmt!
„Zusammenhalt“ war wohl am Samstagabend im Wittringer Festsaal das Wort der Stunde. Dieser Begriff wurde immer dann genannt, wenn es um das Besondere der 1. Graf-Moltke-Siedlung ging, die jetzt ihr 70-jähriges Bestehen festlich beging.
Gefeiert wurde im Gildensaal vom Wasserschloss Wittringen
Rund 130 Gäste konnte der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, Klaus Rottmann, an den runden, ganz in Weiß eingedeckten Tischen im Wasserschloss begrüßen, einem historischen Ort – bewusst gewählt –, fand doch hier die Gründungsversammlung der Siedlung statt. Auch Rottmann sprach vom „Zusammenhalt“ und hob noch einmal das Motto der Siedlung hervor: „Miteinander, füreinander – einfach gut leben“ lautet es.
Natürlich habe sich in den Jahren vieles verändert, berichtet der 72-Jährige. „Zu Beginn bestand die Moltke-Siedlung aus nur einer Straße, dann haben wir das Gebiet erweitert und die Eichendorffstraße dazu genommen.“ Heute sind es 98 „Siedlerstellen“, darunter viele junge Familien, die zugezogen sind. „Etwa vor acht Jahren gab es diesen Umbruch“, erinnert sich der Vorsitzende. „Da wurden etliche Häuser verkauft, und es kamen neue Bewohner in die Siedlung.“ Bisher gestalte sich das Zusammenleben sehr gut, kann Rottmann zufrieden bestätigen.
Drei Generationen unter einem Dach - das funktioniert bestens bei den Kösters
Daneben funktioniert auch das Modell der Mehrgenerationen unter einem Dach, das beispielsweise Familie Köster lebt. Mit Helga und Peter, Martin, Julia und den Kindern Lotta und Lukas leben drei Generationen in einem Haus.
Das Leben in der Siedlung
Die Gründung
der Selbsthilfesiedlung Graf Moltke erfolgte am 2. Februar 1949. Jeder Siedler – nur Bergleute – musste, je nach Schicht, vier Stunden in Eigenleistung in der Siedlung erbringen. Fertigstellung der Siedlung am 28. Oktober 1951. Kleintierhaltung und Gemüseanbau waren Pflicht.
Heute beträgt der Mitgliedsbeitrag 35 Euro im Jahr. Dafür erhält der Siedler bestimmte Leistungen, wie drei Versicherungen, vier kostenlose Beratungen und eine Rabattierliste mit 50 Unternehmen.
Am Wochenende (1. und 2. Juni) feiert die Siedlergemeinschaft mit ihren Mitgliedern und Nachbarn ihr alljährliches Straßenfest.
„Wir ergänzen uns gut“, sagt Sohn Martin mit Blick auf die Eltern. „Mit dem großen Garten und dem entsprechend umgebauten Haus kommt man sich nicht in die Quere.“ Das Beste seien aber die vielen Kinder in der Nachbarschaft, die hier gemeinsam aufwachsen: „In unserer unmittelbaren Umgebung sind es allein zwölf in allen Altersgruppen.“
Auch Michael Hübner, SPD-Landtagsabgeordneter, ist ein Kind der Siedlung: „Ich bin hier bei meinen Großeltern aufgewachsen. Paul Hübner, mein Großvater, war erster Kassierer im Verein. Unseren Sohn Paul haben wir nach ihm benannt“, erzählt Hübner, der auch heute noch mit seiner Familie in der Siedlung wohnt. Zum Siebzigsten hat er seiner Straße einen von Graffitikünstler Maurizio Bet gestalteten Stromkasten geschenkt.
„Meine Eltern waren Bergleute“
Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Bürgermeister Ulrich Roland, die des Verbandes Wohneigentum NRW e.V. der stellvertretende Vorsitzende Kurt Tiefenbach: „Gemeinschaft wird hier aktiv gelebt. Die 1. Graf-Moltke-Siedlung ist eine feste Größe im Verband“, sagte er.
Ältester Bewohner ist Gerhard Tuttaß. „Meine Eltern waren Bergleute, was damals Voraussetzung war. Sie haben gemeinsam mit den ersten 40 Siedlern damit angefangen, die Siedlung zu bauen“, erinnert sich der 85-Jährige. Er könne sich nicht vorstellen, woanders zu leben. So geht es wohl den meisten, die an diesem Abend in Feierlaune waren. Nach der Ehrung verdienter Mitglieder – Kurt Rottmann erhielt die Verdienstnadel des Verbandes – war der offizielle Teil beendet – und das Buffet eröffnet.