Gladbeck. . Zahlreiche Frauen haben die Geschichte Gladbecks mitgeschrieben. Zum Internationalen Frauentag erinnert ein Rundgang an ihr Wirken.
„Ich habe festgestellt, dass die Frauen in dieser Stadt häufig im Hintergrund bleiben. Dieser Stadtspaziergang soll einige von ihnen sichtbar machen.“ Mit diesen Worten begrüßte Ulla Habelt, seit zwei Jahren Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gladbeck, an diesem stürmisch nassen Donnerstagnachmittag die rund 30 weiblichen, inklusive drei männlichen, Teilnehmer, die sich durch Wind und Wetter nicht davon hatten abhalten lassen, sich auf die „Spuren bemerkenswerter Frauen“ zu begeben.
Anlass war zum einen der Internationale Frauentag am gestrigen Freitag, zum anderen das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der Stadt, das in diesem Jahr gefeiert wird. So führte der Stadtrundgang an verschiedene Orte, an denen Frauen der letzten 100 Jahre Stadtgeschichte geschrieben haben.
Drei Frauen waren Stadtverordnete der ersten Stunde
Dazu gehören Maria Kleimann, Anna Schnelle und Mathilde Boden, die von 1919 - 1924 als Stadtverordnete die Politik mitbestimmt haben. Ihnen, und damit dem Rathaus, galt die erste Station des Stadtspaziergangs. Weiter ging es mit Elisabeth Jacobi, der Mitbegründerin des Gladbecker Kulturbundes und Schulleiterin der damaligen Richard-Wagner-Schule (heute Riesener Gymnasium).
Helga Kinner, 80-jährig, die in sportlicher Hinsicht Stadtgeschichte geschrieben hat, war als lebende Zeitzeugin auf dem Spaziergang dabei. Die Frauenwartin beim Stadtsportbund Gladbeck war von 1948 bis 1962 als Synchronschwimmerin auf überregionaler Ebene erfolgreich unterwegs, später dann Initiatorin verschiedener Angebote für Frauen im Sport. Sie erzählte den Teilnehmerinnen sehr anschaulich von ihrer aktiven Zeit.
Gedenktafel erinnert an Edith Eickmeyer
An der Schützenstraße, gleich neben der Gaststätte „Jammerkrug“, gibt es eine Gedenktafel für Edith Eickmeyer, die, zunächst Anhängerin des Nationalsozialismus, sich zunehmend davon distanzierte, nach ihrer Entnazifizierung 1948 wieder in den Schuldienst eintrat und sich ehrenamtlich im Deutschen Roten Kreuz engagierte. Es werden „Irrwege erkennbar, aber auch Umkehr und neue Wege“, so steht es auf der Tafel. Die ehemalige Ratsfrau Hildegard Groß-Albenhausen, ebenfalls beim Spaziergang dabei, hat Edith Eickmeyer noch persönlich gekannt: „In den 80er Jahren haben wir mal in Wittringen gemeinsam mit anderen eine karnevalistische Herrensitzung blockiert“, erinnert sie sich schmunzelnd.
Auch eine „bemerkenswerte Frau“: Erna Johanna Fiebig, im letzten Jahr verstorbene, ehemalige Redaktionsleiterin der WAZ in Gladbeck, stellte sich 1991 an die Seite der protestierenden Siemensbeschäftigten, als das Gladbecker Werk vor der Schließung stand.
Mit Elisabeth Brune, Mitgründerin der AWO Gladbeck und bis 1933 Stadtverordnete, endete der informative, von Ulla Habelt kenntnisreich moderierte Rundgang wieder am Rathaus.
Drei Schüler lernten viel Neues über die Frauen dieser Stadt
„Ich habe viel Neues über meine Stadt erfahren“, sagte Teilnehmerin Ulla Volkhausen. Selbst die drei jungen Leute Dean, Mehdi-Can und Ceyda von der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, die für ein Schulprojekt dabei waren, konnten der Stadtführung viel Positives abgewinnen: „Das war sehr interessant und hat uns auch Spaß gemacht“, so die drei, die nun alles Gehörte und Gesehene aufschreiben wollen.