Gladbeck. . Das Heisenberg-Gymnasium Gladbeck schreibt Schulgeschichte. Erstmals werden Prüfungen im Islamischen Religionsunterricht abgelegt.

Das Heisenberg-Gymnasium schreibt in diesem Jahr landesweit Schulgeschichte. Es wird erstmals Abiturprüfungen im „Islamischen Religionsunterricht“ (IRU) abnehmen. Fünf „Heisenberger“ haben das Fach gewählt. „Darauf können Sie als Gladbecker stolz sein“, betonte Dr. Ahmet Ünalan in der jüngsten Sitzung des Integrationsrates.

Unterricht kein Luxus, sondern Pflicht

Der Referent im NRW-Ministerium für Schule und Bildung – Bereich Kirche- und Religionsgemeinschaften, Werte- und Friedensbildung – gab dem Gremium einen Überblick über die aktuelle Situation des IRU. Dabei stellte er heraus, dass der Unterricht in diesem Fach keinesfalls „Luxus“ ist. Jede Religionsgemeinschaft habe in Deutschland das Recht auf Religionsunterricht. Ünalan erklärte: „Zwölf Schüler reichen klassenübergreifend aus, damit Schulen die Pflicht zu unterrichten haben.“

Experte sagt Unterstützung zu

Junge Muslime haben ein Recht auf Islamischen Religionsunterricht.
Junge Muslime haben ein Recht auf Islamischen Religionsunterricht. © Ingo Otto

In Gladbeck bieten neben dem Heisenberg-Gymnasium auch die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule und die Erich-Fried-Schule das Fach an. Doch es könnten mehr sein. Ünalan: „Das Fach muss wachsen, es tut allen Schülern gut.“ Der Experte sagte Gladbeck jede Unterstützung zu, den IRU in die Tat umzusetzen. Denn: „Es ist nicht gut, sich auf bestimmte Schulen oder Schulformen zu konzen­trieren. Der Islamische Religionsunterricht sollte auf Schulen verteilt werden.“

Schulen in der Pflicht

Der Experte legte den Mitgliedern des Integrationsrates ans Herz: „Beraten Sie Ihre Schulleitungen, dass IRU keine Goodwill-Veranstaltung ist, sondern rechtlich vorgeschrieben.“ Doch dieses Recht sollte nicht „mit dem Brecheisen“ durchgesetzt werden – also nicht etwa Eltern auffordern, Unterschriften zu sammeln. „Ich würde das in Kooperation angehen und nicht auf einen Konflikt zusteuern“, mahnte Ünalan. Die christlichen Konfessionen sollten sich nicht übergangen fühlen.

Problem ist der Mangel an Lehrkräften

Ein Problem, das räumte der Referent ein, sei die Frage der Lehrkräfte. Davon gebe es immer noch zu wenige, auch wenn demnächst die ersten ausgebildeten Pädagogen in dem Fach für den Schuldienst in den Startlöchern stünden. Aber vielleicht seien ja Lehrer an den Schulen bereit, sich weiter zu bilden. Der Arbeitsmarkt biete in absehbarer Zeit auch mehr Möglichkeiten. Als dritter Weg, „der ist jedoch für uns am unattraktivsten“, könnten Stundenkontingente aus anderen Städten umgeleitet werden. Zur Freude der Mitglieder im Integrationsrat gab der Ministeriumsreferent das Versprechen ab: „Wir werden versuchen, alles möglich zu machen.“

Gemeinsame Erfolgserlebnisse

Der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt: „Ich habe nicht geglaubt, dass Sie zu uns kommen und solch ein Geschenk für uns bringen.“ Er könne sich eine Kooperation unter den Gymnasien vorstellen.

Hintergrund

Im Schuljahr 2017/2018 bieten insgesamt 234 Schulen in Nordrhein-Westfalen das Fach Islamischer Religionsunterricht (IRU) an.

19.400 Kinder und Jugendliche nutzen aktuell dieses Angebot.

Pädagogen mit Lehrerlaubnis gibt es derzeit 252. Davon geben 211 Lehrkräfte auch Unterricht.

Arslan Yalcin, Lehrer am Heisenberg-Gymnasium, beschrieb, welche Chancen der IRU für alle Kinder und Jugendlichen biete, nicht nur für junge Muslime. Erfolgreiche Projekte von Teilnehmern unterschiedlicher Konfessionen hätten geholfen, Vorurteile abzubauen. Es sei schön, wenn Muslime und Christen gemeinsam für eine gute Sache arbeiten. Er hoffe, „dass auch andere Schulen diese glückliche Situation erleben können.“