Gladbeck. Der Integrationsrat beschäftigte sich mit dem Thema Islam-Unterricht. Genau 3047 der 8523 Gladbecker Schülerinnen und Schüler sind Muslime, das sind 35,8 Prozent.
Die Rechtslage ist eindeutig. Seit dem 1. August 2012 ist das vom Landtag verabschiedete „Gesetz zur Einführung von islamischem Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach“ in Kraft. Und grundsätzlich gilt, dass der Islamische Religionsunterricht (IRU) mit Zustimmung der Schulaufsicht einzuführen und zu erteilen ist, wenn mindestens zwölf Schüler diesen Glaubens daran teilnehmen wollen. Warum die Realität an den Gladbecker Schulen immer noch ganz anders aussieht, der IRU kaum unterrichtet wird, da Lehrer fehlen – darüber diskutierte jetzt der Integrationsrat.
„Es besteht grundsätzlich ausreichende Nachfrage an den Schulen“,
informierte Stefan Sabbadin. „Und nach einer aktuellen Studie wünschen sich mehr als 83 Prozent der muslimischen Bürgerinnen und Bürger einen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht.“ Zudem sei ein weiterer Fakt, dass ein Großteil der 8523 Schulkinder islamischen Glaubens ist, „36, 5 Prozent an den Grundschulen und 35,4 Prozent an den weiterführenden Schulen“.
Land NRW ist für die Lehrerausstattung verantwortlich
Der Leiter der Schulabteilung stellte weiter klar, „dass die Lehrerausstattung an den Schulen Sache des Landes und nicht der Stadt
Zusatzqualifikation ist für Lehrer möglich
Der Seiteneinstieg für Lehrer mit muslimischer Konfession in das Fach Islamische Religion ist bereits über eine berufsbegleitende Fortbildung möglich.
Diese Ausbildung umfasst für Grundschulen 160 Stunden (Dauer ca. ein Jahr), für Lehrer der Sekundarstufe I sind es 320 Stunden und für Pädagogen der Sekundarstufe II 640 Stunden.
ist“. Schuldezernent Rainer Weichelt unterstrich, dass die Stadtverwaltung die Einführung des IRU ausdrücklich begrüße, „den wir in Nullkommanichts an allen Schulen in Gladbeck hätten, wenn es dafür genügend Lehrerinnen und Lehrer gäbe.“ Er kritisierte, dass in dieser Hinsicht „nicht gut auf Landesebene gearbeitet wurde“.
Kritik, die Süleyman Kosar von der Liste ABI aufgriff. „Die Landesregierung wollte damals unbedingt den IRU. Jetzt sind sechs Jahre vergangen. Man kann doch nicht ein Gesetz machen und hat die Lehrer nicht.“ Zumindest Crashkurse für junge Menschen, die als Quereinsteiger unterrichten wollen, könne man einrichten. Dass es an einigen Gladbecker Schulen kein Interesse am IRU geben soll, das wolle er nicht glauben.
An drei weiterführenden Schulen wird Islam-Unterricht angeboten
Stefan Sabbadin nannte dazu weitere Fakten, etwa, dass an den Grundschulen wegen des Lehremangels Förderunterricht in Deutsch anstatt islamischer Religionsunterricht erfolge. Und lediglich an drei weiterführenden Schulen werde islamische Religion unterrichtet. An der Erich-Fried- Schule nehmen 134 der 434 muslimischen Schüler am IRU teil. An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule sind es bis Klasse 10 genau 426 der 492 Muslime (87 Prozent). Am Heisenberg-Gymnasium besuchen 287 Schüler den IRU, der bis zum Abitur unterrichtet wird. An der Werner-von-Siemens Realschule scheitert die Umsetzung an fehlenden Lehrkräften.
Der Integrationsrat beschloss einstimmig, das Schulministerium des Landes aufzufordern, den IRU bedarfsgerecht als Regelangebot weiter auszubauen. Die Stadt wird zudem die Schulleitungen bitten, die muslimischen Eltern über die geltende Rechtslage und ihre Möglichkeiten zu informieren.