Gladbeck. Sozialdezernent Rainer Weichelt plädiert für eine Einführung des Islamunterrichtes schon ab der Grundschule.

  • Sozialdezernent Rainer Weichelt plädiert für eine Einführung des Islamunterrichtes schon ab der Grundschule
  • Praktische Erfahrungen haben erst drei weiterführende Schulen in Gladbeck gesammelt
  • Eine plurale Meinungsbildung zum Islam über die Koranschulen hinaus ist wichtig

. Rund 24000, also jeder dritte Einwohner in Gladbeck hat einen Migrationshintergrund. Der Großteil dieser Mitbürger sind Muslime. Aus diesem Grund sei es überfällig, sagt Sozialdezernent Rainer Weichelt, „dass für Kinder muslimischen Glaubens auch flächendeckend ab der Grundschule islamischer Religionsunterricht eingeführt wird“. Für eine plurale Meinungsbildung sei es wichtig, den Kindern schon in jungen Jahren zu ermöglichen, neben dem Koranunterricht in der Moscheegemeinde weitere Einblicke in das Thema Religion und Islam zu erhalten.

Dies ist offenbar auch im Sinne vieler Eltern. Nach einer aktuellen Studie, so das Schulministerium NRW, „wünschen sich mehr als 83 Prozent der muslimischen Bürgerinnen und Bürger einen bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht“. Über die vorgeschriebenen Lehrinhalte des islamischen Religionsunterrichts, kurz IRU, entscheidet weiterhin das Land in Kooperation mit dem Koordinationsrat der Muslime. Dass die großen Islamverbände die beabsichtigte alleinige Entscheidungsgewalt erhalten, hat kürzlich das Oberverwaltungsgericht abgewiesen, da diese nicht als Religionsgemeinschaft gelten.

Noch keine Grundschule dabei

IRU findet bislang nur an drei weiterführenden Schulen in Gladbeck statt, am Heisenberg-Gymnasium, an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule und an der Erich-Fried-Schule. Eine Grundschule ist noch nicht dabei. An der Mosaikschule habe man das zwar schon mal vor ein paar Jahren angestoßen, damals seien aber keine Lehrkräfte verfügbar gewesen, so Rektorin Ute Kirsten. Eltern hätten zudem klargestellt, dass es für sie von belang sei, „aus welchem Land der Religionslehrer abstammt“.

Ähnliches erlebte Cäcilia Nagel, Rektorin der Lambertischule. Hier haben 70 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. „Für uns steht aber fest, dass wir eine katholische Schule sind, an der es keinen Islam- wie auch keinen speziellen evangelischen Religionsunterricht gibt. Diese Entscheidung wurde auch der Dezernentin mitgeteilt.“

Die liebevolle Seite Gottes zeigen

An der Erich-Fried-Schule ist der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund noch höher (80%). Seit einigen Jahren gehört Islamunterricht zum Schulalltag. Dies befürwortet auch der neue Schulleiter Peter Washausen, „um den Kindern auf der Grundlage des Grundgesetzes einen neutralen Blick auf den Islam zu ermöglichen, um so eventuell andere Sichtweisen hinterfragen zu können“.

IRU-Lehrerin Yesim Hamsacebi ist es wichtig Pluralität wie Toleranz zu fördern und Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn wer seine Religion und ihre positive Absicht kenne, „kann nicht so leicht durch konservative Auslegungen oder extreme Richtungen beeinflusst werden“. Das sieht Sertil Yügrük ähnlich, die an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule IRU unterrichtet. Sie habe als Kind im Koranunterricht der Moschee einen strengen, strafenden Gott vermittelt bekommen. So dass es ihr Ziel sei, „die barmherzige und liebevolle Seite Gottes zu zeigen, wie es im Koran gelehrt wird“.

Im Unterricht überprüfe sie auch Aussagen, die die Schüler aus dem Internet mitbringen: „Im Koran steht, alle Christen werden mit der Hölle bestraft“. Die Schüler hätten selbst nachgeschaut und mit Sure 2, Vers 62 widerlegen können, „wo ausdrücklich steht, dass diejenigen, die glauben, und diejenigen, die dem Judentum angehören, und die Christen ihren Lohn beim Herrn haben werden“.