Gladbeck. . Das Fritz-Lange-Haus, die zentrale Anlaufstelle für Senioren, ist jetzt barrierefrei. Die provisorische Rampe am Haupteingang wird noch ersetzt.

Jetzt ist auch das „Herzstück“ im barrierefrei umgebauten Fritz-Lange-Haus in Betrieb gegangen: Der Fahrstuhl an der Rückseite des Gebäudes ist vom TÜV abgenommen worden und transportiert Besucher ab sofort in die oberen Etagen.

Das 114 Jahre alte Haus an der Friedrichstraße, einst für die „Kaiserliche Post“ gebaut, dann Sitz der Stadtsparkasse, später der VHS und seit etlichen Jahren zentrale Anlaufstelle für Senioren, ist mit einem Kostenaufwand von 975.000 Euro barrierefrei umgebaut und energetisch saniert worden. Die Baumaßnahmen sind nicht nur 100.000 Euro teurer geworden als veranschlagt, sie haben sich auch erheblich verzögert, weil in diesem Altbau hinter jeder Wand und an allen Ecken neue Probleme auftauchten. In sechs Monaten sollte eigentlich alles erledigt sein, jetzt, nach 18 Monaten, ist – bis auf Restarbeiten – endlich alles fertig.

Pläne gab es bereits vor 15 Jahren

Schon vor etwa 15 Jahren gab es Überlegungen, das Gebäude mit einem Fahrstuhl auszustatten. Wegen der geschätzten Kosten von 300.000 Euro wurden die Pläne seinerzeit verworfen. Der jetzt außen gelegene Aufzug ist mit 125.000 Euro nicht nur deutlich preiswerter, sondern wird, wie die gesamte Baumaßnahme, im Rahmen des Stadtteilprojekts Stadtmitte zu 80 Prozent bezuschusst.

Thomas Andres, Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen (l.), und Abteilungsleiter Ulrich Hauska machten die „Jungfernfahrt“.
Thomas Andres, Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen (l.), und Abteilungsleiter Ulrich Hauska machten die „Jungfernfahrt“. © Lutz von Staegmann

Ab sofort sind also nicht nur der Veranstaltungssaal und das Büro des Seniorenbeirats im Erdgeschoss über die (noch) provisorische Rampe am Haupteingang stufenlos erreichbar, sondern Besucher gelangen auch barrierefrei zur Seniorenberatung und Anlaufstelle für behinderte Menschen und zum Beratungs- und Informationszentrum Pflege in der ersten Etage. Der Fahrstuhl bringt Publikum auch in die von der VHS für Sprach- und Integrationskurse genutzten Räume.

An Taube und Blinde ist auch gedacht

Wer den Fahrstuhl nutzen will, muss sich per Knopfdruck „anmelden“. Die Mitarbeiter im Haus sehen auf einem kleinen Monitor, wer draußen steht und setzen den Lift per Knopfdruck in Bewegung. „Wir wollen Fahrstuhltourismus verhindern und den neuen Lift auch vor Vandalismus schützen“, begründet Ulrich Hauska das videoüberwachte Kontrollsystem.

In Kürze startet der Umbau der Friedrichstraße. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, rücken wieder Handwerker im Fritz-Lange-Haus an. Eine Rampe ersetzt das jetzige Stahlprovisorium am Haupteingang. Dann ist das Gebäude endgültig barrierefrei – übrigens nicht nur für gehbehinderte Menschen. Dank einer in den Boden des großen Saals eingebauten Induktionsschleife können Schwerhörige über ihr Hörgerät Tonsignale störungsfrei verstärkt empfangen. Für Gehörlose, die sich häufig über ihr Handy informieren, gibt es kostenlos W-Lan, Blinde und Sehbehinderte finden an den Handläufen in den Fluren „Wegweiser“ in Brailleschrift.

>>> Sozialverband ist ins Fritz-Lange-Haus umgezogen

Im Fritz-Lange-Haus bietet ab sofort auch der Sozialverband Deutschland seine Sprechstunden an. „Eigentlich wollten wir schon im Spätsommer 2017 vom Sozialamt an der Wilhelmstraße hierher umziehen. Weil die Arbeiten im Fritz-Lange-Haus sich verzögert haben, hat es erst jetzt geklappt“, berichtete Günter Hacker, Vorsitzender der Gladbecker Ortsgruppe im SoVB.

Einmal wöchentlich – montags von 9 bis 15 Uhr – ist die Rechtsanwältin Selda Öztan vor Ort, um Ratsuchenden bei Problemen im Sozialbereich zur Seite zu stehen. In den meisten Fällen geht es um Auseinandersetzungen mit der Arbeitsagentur, dem Rententräger, der Kranken- oder Pflegekasse. „Die meisten Fälle können wir außergerichtlich klären“, so Günter Hacker. „Immerhin sind aber im Jahr 2017 allein aus Gladbeck etwa 500 Fälle vor dem Sozialgericht Gelsenkirchen gelandet.“ Landesweit, so der Gladbecker Vorsitzende, habe der Sozialverband 2017 für seine Mitglieder 5,5 Millionen Euro „herausgeholt“.

Mehr als 1400 Menschen sind Mitglied

Die Hilfe kann nur in Anspruch nehmen, wer Mitglied im Sozialverband ist. In Gladbeck sind das zurzeit mehr als 1400 Menschen. Sie zahlen als Alleinstehende 6,50 Euro, als Familie 10,50 Euro Mitgliedsbeitrag. Hacker: „Manche treten dem Verband erst bei, wenn sie ein akutes Problem haben, wenige wollen die Mitgliedschaft auch gleich wieder kündigen, wenn der Fall gelöst ist. Überwiegend aber halten uns unsere Mitglieder schon viele Jahre die Treue. Dazu tragen sicher auch die von uns angebotenen Veranstaltungen und Ausflüge bei.“

Wer Rat sucht, sollte mit Selda Öztan einen Termin vereinbaren. Die Anwältin ist unter Tel. 0209 155220 erreichbar.