GLADBECK. . Sozialverband Deutschland tritt als Anwalt in sozialen Fragen auf. Gladbecker Mitglieder suchen häufig Rat bei Problemen mit der Krankenkasse.

Wir schreiben das Jahr 1917. Die Narben, die der Erste Weltkrieg schlägt, sind unübersehbar. Soldaten kehren invalid in die deutsche Heimat zurück, viele Frauen warten vergebens auf ihre Männer. In bislang nie aufgetretenem Ausmaß beherrschten Verwundung und Tod den Alltag, der von sozialer Ungerechtigkeit geprägt ist. „Doch der ,Dank des Vaterlandes’ für die Kriegsbeschädigten und Kriegerwitwen fiel schon wenige Monate nach Kriegsbeginn (...) eher bescheiden aus“, heißt es in einer Chronik des Sozialverbandes Deutschland (SoVD), vormals Reichsbund. Er wurde vor 100 Jahren, inmitten dieser für viele katastrophalen Situation, gegründet.

1954: Mehr als 410 Millionen Mark Mehraufwendungen für Kriegsopfer erstritt der Reichsbund.
1954: Mehr als 410 Millionen Mark Mehraufwendungen für Kriegsopfer erstritt der Reichsbund. © Heinrich Jung

Günter Hacker, Vorsitzender des Kreisverbandes Gladbeck, sagt: „Das A und O war, den Kriegswitwen und -waisen beizustehen.“ Erich Roßmann, einer der Gründerväter des Reichsbundes, hatte bereits am 10. Februar 1916 in einem Zeitungsartikel „notwendige Reformen“ gefordert: „Alle Kriegsfürsorgegesetze erweisen sich als zu eng, als unzulänglich, wie ein Kleidungsstück, dessen Träger in einem unheimlichen Wachstum begriffen ist.“

Der Jurist und Journalist Erich Kuttner ergriff Anno 1917 die Initative – der „Bund der Kriegsteilnehmer und Kriegsbeschädigten“, der „Reichsbund“, wurde gegründet. Er nahm schon bald direkt Einfluss auf die Sozialgesetzgebung, wirkte maßgeblich mit an den gesetzlichen Grundlagen für das Schwerbehindertengesetz, die Sozialhilfe und -gerichtsbarkeit.

Breites Spektrum von Problemen

„Die grundlegenden Aufgaben sind gleich geblieben“, sagt Hacker, der seit dem Jahr 2002 Mitglied und seit elf Jahren Vorsitzender in Gladbeck ist. Der „Reichsbund“, der 1999 umbenannt wurde in Sozialverband Deutschland, macht sich seit jeher gegenüber der Politik stark für die Interessen von Renten- und Krankenversicherten, pflegebedürftigen und behinderten Menschen. Einmal wöchentlich, montags von 9 bis 15 Uhr im Büro an der Wilhelmstraße 8, bietet der SoVD eine Sprechstunde an. Das Spektrum der Schwierigkeiten, die beim gemeinnützigen, parteiunabhängigen Verein auf den Tisch kommen, reicht vom Antrag für einen Behindertenparkausweis bis zum nicht bewilligten Spezial-Büstenhalter.

Juristischer Beistand für Mitglieder

„Wir haben heutzutage weniger als früher Probleme in Rentensachen. Viel häufiger geht’s um Auseinandersetzungen mit Kranken- und Pflegekasse“, berichtet Hacker. Und oftmals landet ein Fall vor Gericht. Der Gladbecker Vorsitzende: „Wir haben in Nordrhein-Westfalen 30 Anwälte, die für die Interessen unserer Mitglieder kämpfen.“ Das seien in Gladbeck größtenteils Menschen zwischen 40 und 60 Jahren. Aber, so Hacker: „Es gibt auch neunjährige Schwerstbehinderte, die unsere Hilfe brauchen.“ Er sagt: „Im Grunde sind wir dazu da, den Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen.“