Gladbeck. . Kirchenmusiker Garret Bachmura präsentierte in Gladbeck die selten gespielte Bach-Kantate „Tilge, Höchster, meine Sünden“ mit viel Herz.
Bescheiden und mit einer aus dem Innern strahlenden Ruhe nahm Garret Bachmura am Sonntagabend in der Christus-König-Kirche den überschwänglichen Applaus von rund 200 Gästen entgegen. Der erst 25-jährige Kirchenmusiker hatte soeben die anspruchsvolle geistliche Kantate „Tilge, Höchster, meine Sünden“ von Johann Sebastian Bach (BWV 1083) dirigiert, die wunderbaren zarten Töne schwangen noch im Raum. Seit einem Jahr arbeitet Bachmura in Schultendorf, hat die Chorleitung und den Orgeldienst in der Gemeinde übernommen.
Projekt mit einem kleinen Orchester
„Ein schönes Konzert mit kleinem Orchester zum Patroziniumsfest zu geben war mein Wunsch“. Gemeinsam mit befreundeten Musikern realisierte Garret Bachmura also das ambitionierte Projekt. „Die Proben liefen seit dem Frühjahr“. Katja Slawitsch (Sopran), Katharina Naglav (Alt), das Kammer-Ensemble mit Benjamin Libor (1. Violine), Eleonore Deffte (2. Violine), Niklas Primus (Viola), Georg Espey (Violoncello) und Elina Semenova (Cembalo) boten meisterliche Leistungen.
Strahlende Ausdruckskraft
20 Verse des Psalms 51 sind vertont, meistens im Duett, das ein oder andere Mal als Solo-Arie von Sopran oder Alt. Vieles erinnert an die großen Bach-Oratorien zu Weihnachten oder zu Ostern, diese strahlende Erhabenheit, diese vom Glauben durchtränkte Ausdruckskraft, diese beseelten Klänge. „Tilge, Höchster, meine Sünden“, in die Sopranstimme von Katja Slawitsch setzte Katharina Naglav den weichen, sanften Alt, der dem Flehen zehrende Gestalt verlieh. „Ist mein Herz in Missetaten, und in große Schuld geraten“, verlangte von Slawitsch schwindelerregende Koloraturen beachtlicher Höhe. Melodiöse Rezitative reihten sich aneinander, der Kirchsaal lies vieles verschmelzen, was dem Klang guttat, dem Verständnis des Textes eher weniger.
„Lass mich Freud und Wonne spüren“
Doch dem Publikum stand ein komplettes Programmheft zur Verfügung. „Lass mich Freud und Wonne spüren“, Vers zehn brachte eine hochkomplizierte Fuge, Dirigent Bachmura hielt Instrumentalisten und Sängerinnen wunderbar zusammen, führte sie gefühlvoll durch die komplexe Komposition. Wie überhaupt das Dirigat von einer ganz feingliedrigen Behutsamkeit geprägt war, die perfekt zum Bachschen Esprit dieser Kantate passte.
Verstärkung willkommen
Bei den Proben zum anspruchsvollen Konzert hat Garret Bachmura die Arbeit des Kirchenchores der Christus-König Kirche nicht vernachlässigt. Heiligabend und am 2. Weihnachtstag wird in der heiligen Messe gesungen.
Wer interessiert ist, dem Kirchenchor seine Stimme zu leihen, ist dazu eingeladen. Geprobt wird freitags ab 17.45 Uhr der Kirche an der Schultenstraße.
Informationen bei Garret Bachmura, 0178 2367614, garretbachmura@gmail.com, oder Rudi Peuser, 52520.
Vers 16 gab durch sein längeres Instrumental-Intro die Möglichkeit, das Zusammenspiel des Streichquartetts mit der Cembalistin zu bewundern. Von Fröhlichkeit und Zuversicht geprägt die Verse 19 und 20, „Lass Dein Zion blühend dauern“, entsprechend entfalteten die Musiker einen schönen Klangteppich, schwangen sich am Ende zu der großen finalen „Amen-Fuge“ auf. Eine innige Umarmung aller Akteure auf der Bühne ließ nach der rund 40-minütigen Vorstellung die Zuschauer spüren: Hier wurde mit viel Herz musiziert. Benjamin Städter vom Förderverein lud danach in den Gemeindesaal ein – schließlich war am Sonntag „Christkönig“ – der Tag des Patrons der Kirche.