Gladbeck. . 46 000 Euro bezahlt die Stadt jährlich an das Tierheim Erle zur Versorgung von Fundtieren. Der Tierschutzverein würde lieber gern selbst aktiv.
Irrt in Wittringen ein herrenloser Hund herum – dann ist das Ordnungsamt zuständig, das Fundtier ins Tierheim zu bringen. Humpelt ein Schwan am Nordparkteich, muss sich die Feuerwehr kümmern.
In der Realität sind es jedoch häufig die Ehrenamtlichen des Tierschutzvereins Gladbeck und Umgebung (TSV), die alarmiert werden – auch, weil sich die Behörden manchmal nicht zuständig fühlen. So empfindet es zumindest Tanja Zimmer, Vorsitzende des Tierschutzvereins.
Die Zusammenarbeit mit Erle klappt nicht immer reibungslos
Und weil auch die Zusammenarbeit mit dem Tierheim in Gelsenkirchen-Erle, das per Vertrag für Gladbeck zuständig ist, nicht immer reibungslos klappt, haben die Gladbecker Tierschützer die Idee entwickelt, selbst ein Tierheim zu betreiben.
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„Mir geht es darum, Ordnung zu schaffen“, sagt Tanja Zimmer und betont, genügend Angebote für ehrenamtliche Mitarbeit zu haben, um ein Tierheim samt aller damit verbundenen Arbeiten zu unterhalten. Oft heiße es in Erle: „Aufnahmestopp“, oft müsse der kleine Verein sich eben doch selbst um seine Schützlinge kümmern und sie auf privaten Pflegestellen unterbringen – auf eigene Kosten.
Zehn bis 15 Hunde würde Zimmer gern im eigenen Tierheim unterbringen
Zehn bis 15 Hunde würde Zimmer gern im eigenen Tierheim unterbringen, dazu sollte es Platz für Katzen geben, besonders für verwilderte Pflegefälle, und auch Unterbringungsmöglichkeiten für Vögel.
Bisher bekommt der Tierschutzverein Gladbeck nur einen kleinen Teil des städtischen Tierschutz-Budgets. 6000 Euro bekommen sie seit Einführung der Pflichtregelung pro Jahr für die Kastration von Katzen. Der Großteil des städtischen Gelds geht nach Erle: 46 000 Euro zahlt die Stadt an das Tierheim, im Jahr 2016 versorgte die Einrichtung dafür 38 Fundtiere aus Gladbeck.
Ein Tierheim am Stadtrand
Ein stattliches Sümmchen, über das Zimmer gerne verfügen würde, auch wenn sie weiß, dass sie davon kaum genug qualifiziertes Personal bezahlen könnte – laut einer Beispielrechnung der Gewerkschaft Verdi verdienen Tierpfleger im öffentlichen Dienst ab 2426 Euro Brutto pro Monat. Bei einem theoretischen Budget von 46 000 Euro könnte der Verein also noch nicht mal zwei Angestellte bezahlen – ganz zu schweigen von Tierfutter, medizinischer Versorgung, Miete, Betriebskosten, Versicherungen. . .
„Wir hätten gern offiziell mehr zu sagen“
Am Traum vom Tierheim halten die Tierschützer trotzdem fest. „Wir hätten gern offiziell mehr zu sagen“, sagt Tanja Zimmer. Mit ihren Mitstreiterinnen sei sie sich einig, dass der Verein die Verantwortung für Fund- und Wildtiere übernehmen würde, „dann aber auch vernünftig und offiziell“. Und auch, was das Einschreiten bei schlechter Haltung angeht, hätte sie gern mehr offizielle Handhabe.
Zimmer und Mitstreiterinnen wissen sogar schon, wo dieses Gladbecker Tierheim stehen könnte. Ein Tierhotel am Stadtrand haben sie ausgesucht, von der Machbarkeit ihrer Pläne sind sie überzeugt. Bei der Stadt wird sie mit ihrem Anliegen kaum auf Zustimmung stoßen. Man sei sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit Gelsenkirchen, so Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs. Abgesehen davon wären die Kosten für Errichtung und Unterhalt eines eigenen Tierheims angesichts der Haushaltslage für die Stadt nicht tragbar.