Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Ingolf Mario Lehmann ist Bürgerarbeiter in der Kita Niefeldstraße in Buer. Spitzname: Super-Mario. Ein Job, der ihn ausfüllt. Schon bald aber droht ihm wieder der Sturz in Hartz IV. Der Bewilligungszeitraum läuft aus.
Lachen, Kreischen, ein Turm Klötze stürzt krachend ein, daneben macht sich ein Bummelzug auf seinen hölzernen Weg. Mitten im Gewusel steht Ingolf Mario Lehmann, seelenruhig, weiße Schläfen, weißer Bart. Konzentriert trägt er den Leim auf und klebt ein geborstenes Holzhäuschen zusammen – neugierig beäugt von dutzenden Kulleraugen auf Kniehöhe.
„Opa Ingo“ wird der 61-Jährige von den Kindern liebevoll gerufen. 120 sind es derzeit in der Kindertagesstätte Niefeldstraße in Buer. „Er ist unser Superheld“, sagt Annette Fischer, die Leiterin des Horts, und auch der der kleinen Racker. Als Bürgerarbeiter ist der gelernte Sanitärinstallateur und Werkzeugmacher ein Kümmerer. Vom tropfenden Wasserhahn über die defekte Lampe bis hin zu kaputtem Spielzeug – Ingolf repariert’s. Und hält so als Hilfskraft den pädagogischen Fachkräften „den Rücken frei“ für die eigentliche Kinderbetreuung.
Er hängt an der Rasselbande
„Die Arbeit erfüllt mich“, sagt Ingolf Lehmann. „Hier werde ich gebraucht, die Kinder danken es mir mit einem Strahlen.“ Er sagt das mit einem wehmütigen Unterton. Er hängt an der Rasselbande. Acht Jahre war er zuvor arbeitslos, als einer von zwei männlichen Bürgerarbeitern hat er so den Anschluss an ein normales Leben bekommen – ab dem 1. Dezember aber droht dem Bulmker erneut „der Absturz in Hartz IV“.
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„Ich würde die Arbeit liebend gern weitermachen“, sagt der kinderlose 61-Jährige, der, bald ohne Job, partout nicht zu Hause rumsitzen möchte. Das Problem: Sein Bürgerarbeitsplatz, mit Fördergeldern finanziert und mit rund 1400 Euro brutto (E2) monatlich abgegolten, ist auf drei Jahre befristet. „Gekita als Träger der Einrichtung“, erklärt Kita-Leiterin Annette Fischer, „hat nicht die Ressourcen, um eine Stelle wie diese on top zu finanzieren.“ Was sie sehr schade findet, denn mit Ingo als Bürgerarbeiter habe man „erstklassige Erfahrungen“ gemacht.
„Sozialen Arbeitsmarkt“ einrichten
Nicht von ungefähr drängt die Verwaltung im Konsens mit Parteien und Verbänden per Gelsenkirchener Appell darauf, einen „Sozialen Arbeitsmarkt“ einzurichten – um eben Beschäftigung für dauerhaft nicht vermittelbare Arbeitslose zu schaffen. Und auch der Bund will Anfang 2015 über ein erweitertes Europäisches Sozialfonds-Programm (ESF) mehr sozialversicherungspflichtige Jobs schaffen.
Bis dahin aber klammert sich Ingolf Lehmann an einen Funken Hoffnung. „Vielleicht hilft eine Empfehlung der Kita, damit ein anderer Träger mich in seine Einrichtung holt“, überlegt der Gelsenkirchener laut. Die bekommt er bestimmt, versichert Annette Fischer. Schließlich ist er „Super-Mario.“