Gelsenkirchen. Das Armutsrisiko der Alleinerziehenden ist alarmierend hoch. Der Weg zurück in den Beruf oder die Entscheidung für eine (Teilzeit-)Ausbildung soll das verhindern. Dabei hilft in Gelsenkirchen Irene Pawellek, im Jobcenter die erste Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.

Alleinerziehend und Ausbildung im Schichtdienst? Geht das? Es sind diese Fälle, mit denen sich Irene Pawellek in ihrer Beratung beschäftigt. Ihr Lieblingssatz ist dann: „Wir finden eine Lösung.“

Pawellek ist die erste Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) im Gelsenkirchener Jobcenter (IAG). Sie informiert, berät und unterstützt Frauen (und manchmal auch Männer) in der „Grundsicherung“. Landläufig auch als Hartz-IV-Empfänger bekannt. Potenzial, dass der Arbeitsmarkt noch zu wenig nutzt, sieht Pawellek vor allem bei den Alleinerziehenden.

Mut machen für den Arbeitsmarkt

Im ersten Moment klingt das fordernd, gar hartherzig. Werden die jungen Mütter (und Väter) in Arbeitsverhältnisse gedrängt? „Nein“, sagt Pawellek, „es geht nicht darum Mütter zu zwingen, dass sie möglichst früh nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Sie sollen sich vielmehr frühzeitig darüber Gedanken machen und entsprechend planen.“

Passt der Beruf noch mit Kind? Gehe ich in Teil- oder Vollzeit? Ist eine (Teilzeit-)Ausbildung möglich? Es sind Fragen wie diese, bei denen Irene Pawellek den Kundinnen und bei Bedarf auch den Kunden („Es kommen auch junge Männer zu mir“) weiterhilft und denen Mut macht, deren Voraussetzungen für einen Arbeitsplatz nicht optimal sind.

Armutsrisiko alarmierend hoch

Die Beratung, die Entscheidung für eine Ausbildung bzw. den Beruf, findet auf freiwilliger Basis statt. „Sonst wüsste ich sicher, dass die Frau nächste Woche wieder ohne Arbeit ist, weil sie den Spagat zwischen Berufstätigkeit und Kinderbetreuung nicht leisten können.“ Deshalb macht die Beraterin die allein erziehenden Frauen und Männer auch auf die Möglichkeit der Teilzeitausbildung aufmerksam.

Das Armutsrisiko der Alleinerziehenden ist alarmierend hoch. Das belegen Studien u.a. vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Im Juni registrierte das Jobcenter Gelsenkirchen 45.875 Hilfeempfänger/innen, die Hartz IV beziehen. 3748 davon sind allein erziehend, darunter 199 Männer.

Großes Betreuungsangebot

Vorteil für die Alleinerziehenden in Gelsenkirchen: Die Stadt hat ein großes Betreuungsangebot. Die Betreuungszeiten rangieren zwischen 6 und 20 Uhr. Wer trotzdem Probleme mit den Arbeitszeiten bekommt, kann sich an die BCA wenden. „Dann setzte ich mich mit den Netzwerkpartnern in Verbindung. Mit GEKita und den freien Trägern schaffen wir es, eine Lösung zu finden.“ Pawellek vermittelt ihre Kundinnen in Projekte, Praktika, (Teilzeit-)Ausbildungsstellen, die eins zum Ziel haben: Dass sie wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen.

Beraterin Irene Pawellek hat ihr Büro im Integrationscenter, Ahstr.22 in GE-Zentrum. Kontakt: 0209 60509-521 (Termine nach Vereinbarung). Die Beraterin informiert Alleinerziehende auch in Kindergärten und Familienzentren.

Seit Juli 2014 gibt es das Angebot „Plan B“. Zielgruppe sind Schwangere (bis 27), die u.a. Hartz IV beziehen und ohne berufliche Qualifizierung sind. Kontakt: RE/init e.V., Feldhofstr. 1 in GE, 0209 155 210 - 0.