Gelsenkirchen. Sandra Klein besuchte die Klasse 4b in der Gelsenkirchener Sternschule. Die Musikerin spielt Oboe und Englisch Horn im Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen. Im Rahmen des Projekts „Musikwerkstatt im Klassenzimmer“ besuchen Musiker der NPW die Schüler. Die lernen unterschiedliche Instrumente kennen und bekommen einen Zugang zur Musik.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b warten gespannt auf den Gast, der heute in der Sternschule für eine ungewöhnliche Schulstunde sorgen soll. Neugierige Augen blicken auf Sandra Klein, als die 33-Jährige mit einem kleinen Kasten in der Hand den Raum betritt. Die Musikerin, die im Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) Oboe und Englisch Horn spielt, hat ihr Instrument mitgebracht. „Musikwerkstatt im Klassenzimmer“ heißt das pädagogische Konzept, mit dem die NPW Schüler auf Konzerte vorbereitet und Instrumente vorstellt.

Klassenlehrer Klaus Hohage hat die Schüler auf die Begegnung mit der Berufsmusikerin vorbereitet. Sie wissen, wie man die Teile des Blasinstruments zusammenbaut, kennen die Funktionsweise, wollen mehr wissen über Fingerfertigkeit und Blastechnik. Sie staunen, dass 22 Klappen bedient werden müssen, der rechte kleine Finger aus drei Klappen und der linke sogar aus fünf Klappen die richtige Auswahl treffen muss. Sandra Klein setzt schließlich das Rohr auf, das der Oboe Leben einhauchen wird. Ein Schüler vergleicht es mit einem Eisstiel. Auch ohne Unterbau entlockt die 33-Jährige dem Mundstück schrille Töne, die Schüler mit einem Feueralarm vergleichen. Bei der ersten Demonstration ihrer Spielkunst entlockt die Musikerin ihrem Instrument warme, melancholische Töne. Die Schüler klatschen begeistert, empfinden den Klang beruhigend wie bei einer Schlangenbeschwörung, aber traurig. Die dann folgende beschwingte Mozartmusik löst bei den Schülern Party- oder Trödelmarktstimmung aus.

Instrument für 9000 Euro

Was bei der Musikerin wie eine leichte Übung aussieht, ist das Ergebnis harter Arbeit. „Jeden Tag muss ich trainieren, die Muskulatur stärken, die Lippen kontrollieren“, verrät Sandra Klein,. Seit 23 Jahren spielt sie Oboe, hat als Kind mit der Blockflöte begonnen. Das tröstet eine Schülerin, die auch Blockflöte spielt, fasziniert zuhört und wohl von davon träumt, später ähnlich perfekt Oboe spielen zu können. Und schließlich erfahren die neugierigen Schüler auch, dass das Instrument in Paris gebaut worden ist und 9000 Euro gekostet hat. „Und so viel hast du gespart“, fragt eine Schülerin erstaunt.

Abschließend erhält jeder Schüler einen Strohhalm als Bausatz für eine Halmoboe. Sandra Klein zeigt, wie auch dem Kunstgebilde durch präzise Einschnitte Töne zu entlocken sind. Die ersten Blasversuche der Schüler erinnern an einen Bienenschwarm oder gedrosselte Formel 1- Motoren. Mit sanften Schlägen auf eine Triangel verschafft sich der Lehrer Gehör. Er gibt den Schülern als Hausaufgabe mit auf den Weg, an der Feinabstimmung ihres Instruments zu arbeiten. Erst am nächsten Tag soll dann das Halmoboe-Konzert auf dem Stundenplan stehen.