Gelsenkirchen. .

Wie die Profis betraten die jungen Nachwuchsmusiker des Landesjugendorchesters NRW in ihrer eleganten Konzertkleidung die große Bühne im WDR-Sendesaal in Köln. Es war ihr Abschlusskonzert, bei dem sie das Publikum wieder mit Professionalität und Leidenschaft überzeugen konnten. Belohnt wurden sie dafür mit stehendem Beifall und großem Jubel.

Mit dabei waren auch die beiden Gelsenkirchener David Sarazhynski und Annabell Bialas aus der städtischen Musikschule. Annabell Bialas, Mitarbeiterin der WAZ Gelsenkirchen, schreibt an dieser Stelle über die Tonaufnahme und die Arbeit mit den 96 Instrumentalisten, die in den Städten Breslau, Krakau, Warschau, Berlin und Köln konzertierten. Ihr Bericht:

Musik von Schönberg, Berg, Reger

Der 15-jährige David spielt bereits seit drei Arbeitsphasen Geige im Landesjugendorchester (LJO) und ist begeistert: „Ich finde das LJO toll, weil man mit vielen Gleichaltrigen zusammenspielt und dabei das Gefühl kennenlernt in einem großen Sinfonieorchester zu spielen.“

Groß war die Besetzung in dieser Arbeitsphase tatsächlich, denn Dirigent Hubert Buchberger und der künstlerische Beirat hatten sich im Gedenkjahr 2014 ein ganz spezielles Programm ausgesucht. „Ausgangspunkt war der Gedanke, einmal die Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg in den Fokus zu nehmen“, erklärte Hubert Buchberger seinem Orchester. Die ausgewählten Stücke von Arnold Schönberg, Alban Berg und Max Reger sollten „das künstlerische Klima einfangen, das in dieser Zeit herrschte, und das von den Anfängen der Moderne geprägt ist.“ Die freie Tonalität, also der fehlende Bezug zu einem Grundton, machte das Programm für die jungen Musiker sehr anspruchsvoll. Bereits im Sommer fand daher eine intensive Probenphase in der Landesmusikakademie in Heek statt. Es folgten eine offene Generalprobe in Heek und zwei Konzerte in der Burg Langendorf bei Zülpich, bis es in den Herbstferien endlich auf die große Tournee gehen konnte.

Eine neuntägige Busreise mit rund 100 Leuten für vier Großstadtkonzerte war auch für die langjährige Projektmanagerin Rita Menke eine Herausforderung: „Es sind ganz viele Dinge passiert, die mir in 28 Jahren noch nie passiert sind. Ich hatte meine erste Buspanne und dann direkt drei Stück.“ Eine davon gefährdete sogar das Konzert in Berlin, weil das Orchester noch am selben Tag um 13 Uhr an einer polnischen Raststätte auf den Abschleppdienst wartete.

Trotzdem war die Arbeitsphase wieder eine große Bereicherung für alle Teilnehmer. Sie konnten einen intensiven Einblick in die Musikbranche bekommen und sich auf ihrem Instrument weiterentwickeln. Auch für Hubert Buchberger war die Arbeitsphase ein voller Erfolg. Beim Abschlusskonzert am Ende der Herbstferien in Köln lobte er sein junges Orchester: „Ich bin sehr glücklich, dass ihr euch auf diese zugegeben schweren Werke so gut eingelassen habt.“

Plattform für Instrumentalisten

Im Alltag leben und musizieren die jungen Talente verteilt in ganz Nordrhein-Westfalen. Zweimal im Jahr vereinen sie sich in den Arbeitsphasen des Landesjugendorchester NRW (LJO), einer renommierten Plattform für Instrumentalisten aus ganz NRW. Viele von ihnen sind Jungstudenten oder angehende Musikstudierende, so wie der Musikschüler David Sarazhynski, der am liebsten Geige studieren möchte.

Im LJO können die Jugendlichen viele große musikalische Werke einstudieren und in höchster Qualität zur Aufführung bringen. Immer wieder werden auch große Konzertreisen gemacht. „Wir waren schon in China und im Baltikum“, erzählt Projektmanagerin Rita Menke. Auch zahlreiche CD-Produktionen verdeutlichen die erfolgreiche und professionelle Arbeit des Jugendorchesters.

Mitmachen können alle jungen Musiker im Alter von 14 bis 24 Jahren, die sich durch eine erfolgreiche Teilnahme auf dem Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ und einem Probevorspiel qualifiziert haben.