Gelsenkirchen. . Eine Delegation aus der nordostchinesischen Industriestadt Benxi besuchte Donnerstag Gelsenkirchen. Die Besucher interessierten sich für Umwelt-Technik und den Strukturwandel. Ein möglicher Gegenbesuch im nächsten Frühjahr wurde bereits besprochen.

Benxi hat irgendwann noch vor sich, was Gelsenkirchen hinter sich hat: den Niedergang von Kohle und Stahl. Noch ist die 1915 gegründete nordostchinesische Industriestadt Mittelpunkt einer Kohleregion und Sitz des größten chinesischen Werks für die Produktion von Sonderstahl. Doch auch in Benxi läuft bereits der Strukturwandel, die Umwandlung alter Industrieflächen in neue Quartiere. Und auf diesem Weg ist Gelsenkirchen bekanntlich weit.

Wie weit, interessierte Donnerstag eine hochkarätig besetzte Delegation aus der 1,6-Millionen-Einwohner-Stadt, die nach einem langen Nachtflug direkt ein strammes Besuchsprogramm mit einer Stippvisite in Gelsenkirchen eröffnete. Nach Firmenbesuch, kurzer Hafentour und einem Abstecher an den Kanal auf die Entwicklungsfläche Graf Bismarck ging es mittags für die acht Chinesen zügig weiter nach Bocholt. Die weiteren Stationen – erst Kopenhagen, dann Berlin.

Mögliche Zusammenarbeit bei Stadtentwicklung und Umweltschutz

„Das war kein reiner Höflichkeitsbesuch“, macht Rainer Schiffkowski, Abteilungsleiter Dienstleistungen bei der städtischen Wirtschaftsförderung deutlich. Zunächst seien die Gespräche zwar sehr „formal“ gelaufen, hätten dann aber schnell Fahrt aufgenommen – auch im Hinblick auf mögliche Formen der Zusammenarbeit bei Stadtentwicklung und Umweltschutz.

Die erste Besuchsadresse am Morgen passte da perfekt: Die Chinesen schauten sich im Gewerbegebiet An der Landwehr die Kustan GmbH an. Das Unternehmen ist auf den Bau von kunstoff-basierten Anlagen zur Reinigung von aggressiven Abwässern und Abluft spezialisiert und damit weltweit im Geschäft. Auch in Asien. Kustan, so Schiffkowski, stehe beispielhaft für besondere Gelsenkirchener Unternehmen im Bereich Umweltschutz. Die Wirtschafts- und Polit-Delegation aus Benxi wird es entsprechend registriert haben.

Als logistischer Knotenpunkt für die Revierwirtschaft wurde im Anschluss der Stadthafen Gelsenkirchen präsentiert, ehe das Programm mit einer geführten Tour durchs Stadtquartier Graf Bismarck endete. „Die Entwicklung dort hat beeindruckt. Das ist ein Paradebeispiel für ein Strukturprojekt. Die Chinesen haben ein ähnliches Areal, das sie entwickeln wollen, das aber fünfmal so groß ist“, sagt Schiffkowski. Bei den einmaligen Eindrücken soll es nicht bleiben. Der Bürgermeister, der die chinesische Delegation anführt, hat laut Schiffkowski „eine sehr intensive weitere Zusammenarbeit angeboten. Konkret hat er vorgeschlagen, dass wir im Frühjahr zum Gegenbesuch kommen.“

Der Sport ebnete die wirtschaftlichen Beziehungen

Sport kann Brücken bauen – auch wirtschaftliche. Dr. Volker Rittner, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, hat die China-Kontakte nach Banxi eingefädelt. Sportliche Beziehungen pflegt Dr. Günter Pruin zu Rittner. Dass der Gelsenkirchener SPD-Stadtverordnete seit der Kommunalwahl Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Beschäftigungsförderung und Tourismus ist, hat nun dem China-Besuch aus Banxi den „Dreh“ nach Gelsenkirchen beschert. Mit Pruin und Bürgermeisterin Martina Rudowitz begleitete auch Dr. Klaus Haertel als Planungsausschuss-Vorsitzender die Chinesen. So komprimiert die wenige Stunden dauernde Visite war – Pruin ist davon überzeugt, dass sie bleibenden Eindruck hinterlassen hat. „Das war ein voller Erfolg.“

Direkte Kontakte mit China werden in Gelsenkirchen schon länger gepflegt. Im Wissenschaftspark (Wipa) hat die chinesische Stadt Fushun seit 2010 eine ständige Repräsentantin als Kontaktperson für bilaterale Geschäfte. Fushun ist wie Benxi eine Bergbauregion.