Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen zählen Naturschützer fünf Wanderfalkenpaare. Sie brüten in und um die Raffinerie in Scholven ihre Jungen aus. Doch das Paradies ist bedroht. Der Abriss von Schachtanlagen, Schornsteinen und Förderanlagen vertreibt die Vogelfamilien. Weitere Gefahren sehen Tierschützer in Windrädern.

Sie sind wieder da. Sind zurück in einem Revier, das auf den ersten Blick eher unwirtlich erscheint. Das ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden kann? Irrtum. Statt an Steilküsten oder in Felswänden haben die Wanderfalken in den letzten Jahren Kühltürme, Schornsteine und Wasserspeicher zu ihren Brutplätzen auserkoren.

Türme und Bauwerke mit zum Teil mehr als 100 Meter Höhe bieten nicht nur eine schöne Aussicht, sondern auch gute Brutplätze und Schutz vor Feinden. Allein im Gelsenkirchener Norden haben sich fünf Brutpaare auf dem Gelände der BP Raffinerie in den letzten Jahren niedergelassen.

Von der Ausrottung bedroht

Rückblick. In den 1960er Jahren war der Wanderfalke aus NRW verschwunden. Die Pestizidbelastung der Region sowie Bejagung und illegale Verfolgung drohten den eleganten Flieger auszurotten.

Anfang der 90er Jahre wurden die ersten Falken an Industriebauwerken wieder gesichtet. Ein Schornstein erscheint dem Greifvogel dabei wie ein Felsen. Die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalken (AGW-NRW) des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) richtete erste Nistkästen ein, das Falkenpaar dankte es, legte Eier und die Naturschützer freuten sich über den Nachwuchs. Die Nahrungssuche stellte für den Vogeljäger kein Problem da. Das Angebot an Stadt- und Haustauben ist nach wie vor sättigend. Zudem zwitschern in den Gärten zwischen Scholven, Westerholt und Horst immer mehr Kleinvögel.

Gefahr durch Windräder

Doch das neue Paradies ist bedroht. Der Strukturwandel zwingt den Falken zum erneuten Wandern. Der Abriss von Schachtanlagen, Schornsteinen und Förderanlagen vertreibt die Vogelfamilien.

Eine weitere Gefahr für den eleganten Jäger sehen die Naturschützer in den Windrädern. „Gerade im Gelsenkirchener Norden, in unmittelbarer Nähe der Halde Scholven, sind drei Paare durch die drehenden Propeller bedroht“, erläutert Peter Wegner, Sprecher der AGW-NRW. Die Tiere können verletzt und getötet werden oder sie erleiden ein Barotrauma durch den nahe am Rotor entstehenden Unterdruck.

Industriewald RheinelbeUhu macht dem Wanderfalken sein Territorium streitig

Nicht nur die Technik setzt den Wanderfalken zu. Der Uhu macht dem Wanderfalken sein Territorium streitig. Immer häufiger beobachten Naturschützer, dass sich die große Eule und vereinzelt auch die Nilgans die Nistkästen der Wanderfalken besetzten.

Für den Wanderfalken wird es Zeit, neue Plätze zu entdecken. Ausblick. Die Tierschützer haben bereits Alternativen aufgetan: In Zukunft könnten sich Wanderfalken an Kirchtürmen, Sendemasten oder Autobahnbrücken ansiedeln.