Gelsenkirchen. . Joachim Männel (56) pflegt seine Mutter rund um die Uhr. In Pflegeheimen hat er schlimme Zustände erlebt. Weil er immer wieder darauf hingewiesen hat, geriet er in Rechtsstreitigkeiten. Für Gelsenkirchen fordert er eine Ombudsstelle, die beim Generationennetzwerk angesiedelt ist.

Die Zustände in der Altenpflege: Sie sind längst kein Tabuthema mehr in Deutschland. Doch offenbar sind kritische Stimmen dennoch nicht erlaubt.

Joachim Männel (56) aus Gelsenkirchen-Bismarck bekam in renommierten Altenheimen in Recklinghausen und Gelsenkirchen Hausverbote. Der gelernte Augenoptiker hatte dort Missstände bei der Pflege seiner dementen kranken Mutter Elfriede (91) angeprangert und die Einrichtungen angezeigt. Er wies nach, dass ambulante private Pflegedienste Leistungsnachweise fälschten und für Leistungen kassierten, die nie erbracht wurden. Die Staatsanwaltschaft Essen stellte Strafanträge gegen ihn, Männel, weil er u.a. Ärzte erpresst haben soll, nachdem die Mutter im Krankenhaus falsch behandelt worden sei. „Mein Name steht auf der roten Liste, aber ich kämpfe nicht nur für meine Mutter, sondern generell für pflegebedürftige Menschen“, sagt er.

Männel kümmert sich rund um die Uhr um seine Mutter, die in der Nachbarwohnung lebt – mit Unterbrechung seit 41 Jahren. Nach den zahllosen Behandlungsfehlern hat er die 91-Jährige nach Hause geholt. In ihrem Schlafzimmer liegt alles akkurat und sauber bereit, von den Medikamenten bis zu den Einmalhandschuhen. Eine Ordnung und Hygiene, die er sich in den Pflegeheimen auch gewünscht hätte. „Sauberkeit ist auch Prävention.“ Die Mutter hat Pflegestufe 3. Und inzwischen den siebten Pflegedienst zu Hause. der Grund: In den Pflegeberichten werde die Pflege festgelegt, aber nicht umgesetzt.

Der MDK meldet sich vorher an

Männel spricht von „mafiösen Strukturen“ in der Pflege, ist überzeugt, dass Alte und Kranke nur ein Wirtschaftsfaktor und private Altenheime und Pflegedienste auf Gewinnmaximierung ausgerichtet seien. Dabei hat er durchaus Verständnis für die Pflegekräfte. Sie ständen unter enormem Zeitdruck, hätten kaum Freizeitausgleich, seien zum Teil nur angelernt, aber keine examinierten Pflegekräfte. Das Problem: „Es gibt zu wenig Familienangehörige, die sich so verhalten wie ich.“ Er ahnt, warum das so ist: „Aus Sorge um den Angehörigen.“ Die Erfahrung hat er auch gemacht. Als er in einem Altenheim finanzielle Leistungen zurückhielt, wurde die Mutter „nicht mehr sauber gehalten“. Beschwerden bei der Heimaufsicht verliefen im Sande. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (mDK) kontrolliere zwar die Häuser, melde sein Kommen aber vorher an.

Joachim Männel drängt darauf, dass beim Gelsenkirchener Generationennetzwerk eine Ombudsstelle eingerichtet wird, an die sich pflegende Angehörige wenden können. Das Netzwerk wollte am Mittwoch keine Stellung dazu nehmen.