Gelsenkirchen. Das Haus Schalker Markt 6 war schon einige Male in den Schalgzeilen. Hier wurde im Februar ein rumänischer Familienvater verprügelt. Wochen später schaute sich das Projektteam Zuwanderung die Immobilie an und erklärte das Haus für unbewohnbar. Am Mittwoch ließ der Eigentümer die Räume entrümpeln.

Das Haus Schalker Markt 6 bleibt ein Aufreger. Zur Erinnerung: Hier wurde erst ein rumänischer Familienvater verprügelt, hier zog die Stadt dann Anfang April im Zuge des Handlungskonzepts Zuwanderung EU Südost wegen unzumutbarer hygienischer Zustände Konsequenzen: Das Haus wurde für unbewohnbar erklärt und leer gezogen, die Tür versiegelt. Jetzt soll der Bau offenbar unter den Hammer kommen.

Der Eigentümer jedenfalls rückte am Mittwoch mit einigen bulgarischen Männern an, die in seinem Auftrag die Wohnungen entrümpelten, berichtet eine Anwohnerin. Durch die Fenster flogen also Matratzen, Müll, marodes Mobiliar – und alles blieb liegen. Der Frau platzte der Kragen – sie informierte die Stadt. Besorgt, weil der Müll ein gefundenes Fressen für Ratten und anderes Ungeziefer sei, Kabeldiebe „wie schon mal passiert“ durch die offenen Fenster ins Haus steigen oder „Idioten auf die Idee kommen könnten, den Haufen aus Wäsche, Matratzen und so weiter anzuzünden“. Sie bat darum, dafür zu sorgen, dass dieser Zustand schnellstens geändert wird.

Stadt hat das Haus ,streng im Auge’

Der Kommunale Ordnungsdienst schaute sich noch am selben Tag vor Ort um. Geärgert hat sich die Anwohnerin dann allerdings über die spätere Reaktion, die sie so zitiert: „Die Stadt, sagte man mir, sehe keinen Handlungsbedarf, weil die Sachen auf dem Grundstück des Hauseigentümers liegen.“ Eine unverschämte Aussage sei das.

Eine Aussage, die es so auch nicht gegeben habe, wie Stadtsprecher Oliver Schäfer am Freitag gegenüber der WAZ betonte. Er beschreibt die Vorgehensweise der Stadt so: „Wir werden diesen Zustand maximal ein bis zwei Wochen dulden.“ Wenn der Eigentümer bis dahin nicht entrümpelt habe, werde man einschreiten und eine Ersatzvornahme durchführen, kündigte Schäfer an. Das werde für den Eigentümer teuer. „So ein Zustand ist nicht hinnehmbar.“ Damit dürfte Schäfer den Nachbarn des leer stehenden Hauses aus der Seele gesprochen haben.

Stadt hat das Objekt "streng im Auge"

Dass der Eigentümer Zugang zum Haus hatte, war der Verwaltung übrigens bekannt. Auch, dass der Bau versteigert werden soll. „Er hat das Recht zur Begehung und Entrümpelung“, so Schäfer. In Fällen, in denen ein versiegeltes, für unbewohnbar erklärtes Haus vom Eigentümer betreten werde, habe die Stadt das Objekt „streng im Auge“. „Der Kommunale Ordnungsdienst kontrolliert diese Häuser regelmäßig.“

Während ein Teil des Gerümpels auf dem Dach des Vorbaus ruht, lagert der Rest – gut sichtbar durch eine Einfahrt auch von der Schalker Straße aus – in einem kleinen Bereich, der früher mal ein Hinterhofgärtchen gewesen sein mag. Kein schöner Anblick – auch nicht für die Besucher des Biergartens in unmittelbarer Nachbarschaft ...

Anfang Februar wurde hier ein Familienvater verprügelt

Anfang Februar wurde eine rumänische Familie aus dem Haus Schalker Markt 6 bedroht, der Familienvater verprügelt. Gelsenzentrum nahm diese Aggression gegenüber einer Zuwandererfamilie zum Anlass für eine Kundgebung gegen Rechts. Im rechten Spektrum wurden seinerzeit die unbekannten Täter vermutet.