Gelsenkirchen. . Die rumänischen Bewohner des Hauses Schalker Markt 6 in Gelsenkirchen mussten die Wohnungen verlassen – zu ihrem eigenen Schutz. Die Haustür wurde jetzt versiegelt.

Im Haus Schalker Markt 6 herrscht gespenstische Ruhe. Die Haustür ist mit einer Sperrholzplatte vernagelt, an den Rändern gebieten amtliche Siegel: Zutritt verboten. Das Haus, das vor wenigen Wochen für Schlagzeilen sorgte, nachdem ein hier lebender rumänischer Familienvater zusammengeschlagen worden war, ist unbewohnbar. Treffender formuliert: unzumutbar – in jeder Hinsicht.

24 rumänische Bewohner – darunter sechs Kinder unter zehn Jahren, die Jüngsten, ein Zwillingspärchen, gerade mal sechs Monate alt – mussten quasi über Nacht ausziehen, nachdem sich das Projektteam Zuwanderung EU-Ost der Stadt und die Polizei am vergangenen Donnerstagabend ein umfassendes Bild vom Zustand der Wohnungen gemacht hatten. Ergebnis: technische, bauliche und hygienische Mängel, die absolut nicht vertretbar sind. Spitze des Eisbergs: In den „Mietwohnungen“ gab es nicht einmal mehr fließendes Wasser.

Jugenschützern fiel Wassernotstand auf

Dem Eigentümer wurde aufgetragen, das Haus nicht mehr zu belegen und den zuletzt dort wohnenden Leuten Ersatzwohnungen anzubieten. Die Stadt hat ernst gemacht mit ihrer im Rahmen des Handlungskonzepts angekündigten Maßnahme, solchen Immobilien Kontrollbesuche abzustatten, bei denen der Verdacht besteht, dass die Verhältnisse aus dem Ruder laufen.

Mehrfach sei man nach den Übergriffen auf einen Hausbewohner am Schalker Markt 6 gewesen, hieß es am Dienstag. Der vorbeugende Brandschutz wurde kontrolliert und einem Hinweis nachgegangen, wonach es in dem Haus keinen Strom mehr gab. Da kam eins zum anderen. Als dann aber vor dem Hintergrund der desaströsen Raumsituation ein Hinweis beim Jugendamt einging, beim Besuch der Jugendschützer der Wassernotstand auffiel, handelte die Verwaltung im Rahmen der Möglichkeiten des aktuellen Wohnungsaufsichtsgesetzes.

Es war das erste Mal, dass die Stadt zum Schutz der Bewohner so kompromisslos vorgegangen ist. Aber wohl nicht das letzte Mal.

Keine Hinweise auf politische Motivation

Sozialdezernentin Karin Welge kündigte bereits an: „Wir werden weiterhin konsequent gegen Eigentümer vorgehen, die sich bei der Vermietung nicht an die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Mindeststandards halten.“

Die Polizei hat inzwischen die Ermittlungen zum gewaltsamen Übergriff am Schalker Markt am Abend des 9. Februars abgeschlossen.

Trotz umfangreicher Zeugenvernehmungen konnten die Tatverdächtigen bisher nicht ermittelt werden. Hinweise auf eine politische Motivation für die Straftat haben sich nicht ergeben. Der Vorgang liegt jetzt bei der Staatsanwaltschaft Essen auf dem Tisch.