Gelsenkirchen. . Greta Klingsberg überlebte Auschwitz. Die 85-Jährige berichtete im Jüdischen Gemeindezentrum in Gelsenkirchen über ihre Erlebnisse.
Beeindruckender Lebensmut, Zusammenhalt und eine unendliche Hoffnung zeichnete viele Juden aus, die während der Naziherrschaft in Konzentrationslagern überlebt haben. „Mut zum Leben“ titelten die Autoren und Filmemacher Christa Spannbauer und Thomas Gonschior ihren Film und ihr Buch über die Erlebnisse von vier ehemaligen KZ-Häftlingen. Gemeinsam mit der Zeitzeugin Greta Klingsberg stellten sie ihre Dokumentation im jüdischen Gemeindezentrum vor.
Wenn die 85-Jährige erzählt, verleiht sie ihrer Stimme noch heute eine charmante Wiener Prägung. In Wien geboren, hat sie acht Jahre lang Deutsch gesprochen. Schließlich durfte sie die Schule nicht mehr besuchen. Der Vater musste zunächst untertauchen. Zu Fuß flüchtete die Mutter mit den Kindern zur tschechischen Grenze. Bei ihrer Flucht nach Palästina konnten die Eltern die beiden Kinder Greta und Trude nicht mitnehmen. Zum 9. Geburtstag wollte Greta wieder bei den Eltern sein.“ Das Wiedersehen gab es erst, als Greta 17 war.
Teddy steht heute noch auf dem Bett
Die Geschwister kamen mit 30 Kindern in ein jüdisches Waisenhaus, wurden später nach Theresienstadt deportiert. Greta Klingsberg: „Wir wurden in eine Unterkunft hineingepfercht. Betreuer erleichterten uns das Leben, gaben uns Hoffnung.“ Musik prägte das Leben der 14-Jährigen. Sie spielte über 50 mal in der Kinderoper Brundibar mit. Wenn sie sang und spielte, dachte sie nicht an Theresienstadt. „Warum sollen wir nicht Freude haben, wenn Gott uns Gesundheit gibt“, sagte sie sich als 13-jähriges Kind. Heute glaubt sie, dass aus Neugier auch Toleranz erwachsen kann. Menschen müsste man sehen wie die Finger, die sich an einer Hand befänden und doch unterschiedlich seien.
Im Oktober 1944 wurden sie nach Auschwitz deportiert. Greta Klingsberg: „Es war unmenschlich, entwürdigend. Die Köpfe wurden uns kahlgeschoren, wir hatten nichts zu essen, nicht mehr als unsere nackten Körper. Wir dachten, dass es schnell zu Ende geht. Es gelang die Flucht zu Fuß nach Theresienstadt. In Prag besuchte Greta Klingsberg eine englische Schule, ehe sie über Paris, Marseille und Haifa nach acht Jahren in Jerusalem ihre Eltern in die Arme schließen konnte. Ihr Teddy, den sie bei den Eltern wiederfand, steht heute noch auf ihrem Bett.