Gelsenkirchen. Das neue städtische Finanzierungsmodell für die Schuldnerberatung geht bei der Gafög nicht auf. Zum Jahresende laufen die Zeitverträge von einem Schuldnerberater und zwei Verwaltungsmitarbeitern aus – und werden nicht verlängert. Die Arbeit in der Beratungsstelle wird neu organisiert.

Mit neun Beratern und vier Verwaltungsmitarbeitern ist die Schuldnerberatung der Gafög der Dinosaurier unter den mit Verbraucherzentrale (VZ) und Diakoniewerk drei Beratungsstellen in Gelsenkirchen. Was sich in der Statistik so niederschlägt: 3362 Hilfesuchende wurden 2013 bei der Gafög beraten (VZ: 329; Diakonie: 477). Nach dem alten Finanzierungsmodell – Abrechnung nach Fallpauschale – hat die Stadt im vergangenen Jahr 1,17 Millionen Euro in die Gafög-Schuldnerberatung investiert.

Allerdings: Die Finanzierung wurde Anfang 2014 umgestellt. Heißt: Weg von der Einzelfallpauschale, hin zur pauschalen Bezahlung der Berater einschließlich Gemein- und Sachkosten. In der konstituierenden Sitzung des Ausschusses für Soziales und Arbeit (ASA) war das auch ein Thema. Ein Ziel der Umstellung ist die Schaffung von Synergieeffekten. Anders gesagt: Die Wartezeit auf Beratung soll sich spürbar verkürzen, kein Hilfesuchender länger als zwei Wochen auf einen Termin warten.

Lob: Förderung deutlich geringer

So weit, so gut. Bei der Gafög zeichnet sich allerdings vor dem Hintergrund des neuen Finanzierungsmodells ein ganz anderer „Synergieeffekt“ ab: Drei Zeitverträge – für einen Schuldnerberater und zwei Verwaltungsmitarbeiter – werden nicht verlängert. Ab 2015 sind beim „Beratungs-Dino“ also noch acht plus zwei Leute in der Schuldnerberatung tätig. Die befristeten Kollegen, erfuhr die WAZ, würden bis Ende 2014 Altfälle bearbeiten, die 2013 angenommen und auch bereits pauschal bezahlt worden sind. Und: Man werde die Arbeit neu organisieren müssen, Berater müssten anfallende Verwaltungsarbeit selbst übernehmen. Post, Akten ziehen, kopieren ...

Die neue finanzielle Förderung der Beraterstellen habe eine Fall-Sollvorgabe. Die sei aber geringer, als die tatsächlichen bisherigen Fallzahlen, sagte ein Insider zur WAZ. Und meinte mit leicht sarkastischem Unterton: „Beim Jahresbericht 2014 kommt die Stunde der Wahrheit: ob mehr oder weniger Personen beraten wurden und wie lange die Klienten dann tatsächlich warten mussten.“

Gafög-Geschäftsführer Dr. Stefan Lob sprach gegenüber der WAZ allerdings von rückläufigen Fallzahlen. Rückläufig sei nun aber auch das Gesamtvolumen. Klartext gesprochen: „Für uns bedeutet die Umstellung, dass die Förderung deutlich geringer ausfällt.“ Man habe die Umstellung nicht freudig übernommen und nicht herbei gesehnt, so Lob, „aber wir hatten sie zu akzeptieren“.

Wenig tröstlich für die Drei, die Ende 2014 keinen Job mehr haben. Lob verspricht indes: „Unsere Leute sollen nicht in die Sackgasse gehen. Daran arbeiten wir!“

Gute Note für die Stadt: „Diese Förderung ist wohl einmalig“

Voll des Lobes für die Marschrichtung der Stadt Gelsenkirchen in Sachen Schuldnerberatung ist – völlig losgelöst von der aktuellen Entwicklung im eigenen Bereich – Gafög-Schuldnerberater Norbert Donner. „Die Förderung der Schuldnerberatung durch die Stadt ist wohl einmalig“, sagt er. „Wir sind dankbar, dass es hier so etwas gibt.“ Gut, es gebe vergleichbare Modelle, „die aber finanziell bei weitem nicht so gut ausgestattet sind“. Insgesamt 1587 neue Fälle wurden 2013 bei den drei Schuldnerberatungsstellen erfasst. 716 Frauen und 871 Männer suchten Hilfe bei den Entschuldungsexperten.