Gelsenkirchen. Vor dem Blitzmarathon am 18./19. September hat die Polizei Gelsenkirchen die Gesamtschule Horst besucht. Die Schüler schildern ihre Eindrücke auf Gelsenkirchens Straßen und erklären den Beamten, an welchen Stellen besonders oft zu schnell gefahren wird.

Kinder sind mit die schwächsten Verkehrsteilnehmer, einerlei, ob sie zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Weg durch die tägliche Blechlawine sind. Insofern hatte Hauptkommissar Jürgen Waschenski, zugleich Verkehrssicherheitsberater, keine Mühe, von den Schülern der Gesamtschule Horst zu erfahren, wo sie bereits Gefahrenstellen ausgemacht haben.

Die Mädchen und Jungen des fünften Jahrgangs recken eifrig ihre Zeigefinger in die Höhe. „Vestische Straße, Schmalhorststraße, Deven-straße, Markenstraße“, bekommt der Polizist zu hören. Und Giuliano (10) ergänzt: „An der Kreuzung Heisterholz geben viele Vollgas“. Das ist zwar schon auf Essener Gebiet, nichtsdestotrotz verspricht Waschenski, „den Kollegen vor Ort einen Hinweis zu geben“, damit auch diese Stelle auf die Liste der potenziellen Kontrollstellen am 18./19. September kommt.

Kinder als Messpaten live dabei

In diesem Zeitraum läuft nämlich der zweite bundesweite Blitzmarathon, der siebte in Gelsenkirchen. Mehr als 13 000 Beamte sind dann im Einsatz, um Raser zur Raison zu bringen. Neu: Im Vorfeld wurden an ausgesuchten Schulen Kinder nach Gefahrenstellen befragt und so die ohnehin üppige Datei der Ordnungshüter ergänzt. Zugleich können die Schüler auf der Jagd nach Verkehrssündern live als Messpaten dabei sein. Ziel: Vor Kindern entlarvt zu werden, könnte notorische Bleifüße künftig zähmen – und nicht nur die.

In Gelsenkirchen machen neben der Horster Schule noch die Gesamtschulen Mühlbachstraße in Erle und Ückendorf mit. Pro Einrichtung kann die Gelsenkirchener Polizei etwa 15 Messpaten mit an die Kontrollstellen nehmen. Dort erfahren die Kinder unter anderem auch, wie so ein „Blitzgerät“ (Laserpistole, Radar) funktioniert.

Dass (mehr) Kontrollen nötig sind, das zeigen die jüngsten Zahlen. Im Umfeld der Gesamtschule Horst haben sich vom 1. Januar 2012 bis heute, 37 Unfälle mit acht Verletzten – darunter drei Kinder – ereignet. „19 Unfälle davon“, sagt Polizeisprecherin Stefanie Dahremöller, „sind auf unangepasstes Tempo zurückzuführen.“

Der Blick aufs Stadtgebiet sieht nicht besser aus. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres hat es 5117 Verkehrsunfälle gegeben, eine Steigerung von sechs Prozent gegenüber zum Vorjahr. Zugleich ist im selben Zeitraum die Anzahl der Verletzten stark gestiegen: auf 576 Personen (+20 Prozent). Und von sechs Unfällen mit tödlichem Ausgang gehen zwei auf zu schnelles Fahren zurück (NRW: 216 Verkehrstote in den ersten sechs Monaten).