Essen. . Beim sechsten Blitzmarathon in NRW haben bis Mittwochmorgen mehr als 3500 Polizeibeamte die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer gemessen. Mit dem Sportwagen zweimal in dieselbe Falle - das war eher die Ausnahme. Die sechste Auflage des Blitzmarathons verlief am Dienstag eher ruhig.
Beim Blitzmarathon in Nordrhein-Westfalen sind der Polizei diesmal nur wenige Raser aufgefallen. Die meisten Fahrer seien sehr verantwortungsbewusst und mit korrektem Tempo unterwegs gewesen, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstagnachmittag. Die Beanstandungsquote habe unter zwei Prozent gelegen, bei früheren Aktionen waren es zum Teil vier Prozent. "Der Blitzmarathon wirkt", sagte Jäger nach der sechsten Auflage der landesweiten Tempokontrollen.
Der 24-stündige Marathon hatte am Dienstagmorgen um 6 Uhr begonnen. Rund 3500 Polizisten und 300 Mitarbeiter der Kommunen waren den ganzen Tag an mehreren tausend Stellen im Einsatz. Vorab konnten Bürger darüber abstimmen, wo die Blitzer stehen sollen.
Tränenreich bereute ein Fahrer in Aachen sein überhöhtes Tempo
Die Beamten registrierten auf den Straßen laut Innenministerium bis zum späten Nachmittag überwiegend Auto- und Motorradfahrer, die sich an die vorgegebenen Geschwindigkeiten hielten - einige Ausreißer nach oben gab es dennoch: Auf einer Kölner Autobahn wurde ein besonders eiliger Fahrer geblitzt. Der Raser war in einer 100er-Zone 65 Stundenkilometer zu schnell unterwegs. Das "Knöllchen" inklusive Führerscheinentzug geht ihm per Post zu, hieß es vonseiten des Innenministeriums.
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In Euskirchen brauste ein Sportwagen-Fahrer gleich zweimal in dieselbe Radarfalle - einmal auf dem Hin- und sieben Minuten später auf dem Rückweg. Offenbar hatte er den roten Blitz nicht einmal bemerkt. Tränenreich bereute ein Fahrer in Aachen sein überhöhtes Tempo: Der Mann hat bereits 16 Punkte in Flensburg, ab 18 steht ein sechsmonatiger Führerscheinentzug sowie eine medizinisch-psychologische Untersuchung an.
Keine Angst um seinen Führerschein, aber Sorgen ganz anderer Art muss ein Fahrer in Bochum haben, der gerade mal acht Kilometer zu schnell fuhr. Denn der 73 Jahre alte Mann war nach Angaben der Polizei schon seit 41 Jahren ohne Fahrerlaubnis unterwegs.
Auch in Niedersachsen hatte die Polizei etliche Kontrollstellen an den Straßen aufgebaut. Damit machten NRW und das Nachbarland bereits zum dritten Mal gemeinsame Sache beim Blitzmarathon. An 425 Stellen wurden in Niedersachsen Tempokontrollen durchgeführt. Aufgrund der kommenden Ferien sei die Verkehrsdichte etwas geringer gewesen als bei den letzten Kontrollen, teilte die Polizei nach Beginn der Aktion mit.
„Die Polizisten berichten, dass die Autofahrer heute deutlich verantwortungsbewusster fahren. Die aller-meisten halten sich an die Regeln. Bis heute Nachmittag überschritten weniger als zwei Prozent der gemessenen Fahrzeugführer die erlaubte Geschwindigkeit“, stellte der NRW-Minister Jäger fest. Bei früheren Aktionstagen lag die Quote bei bis zu vier Prozent. An normalen Tagen fahren acht Prozent zu schnell. „Wir haben unser Ziel erreicht, wenn wir überhaupt keine Knöllchen mehr verteilen müssen. Dann halt sich nämlich alle an die Regeln.“
Die vorläufige Chronik zum Blitzmarathon in NRW
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18.00 Uhr: Die „Raserphase“, vermutet Düsseldorfs Polizeisprecher Markus Niesczery, kommt erst noch. „Heute Abend, wenn die Straßen leerer werden, drücken einige nochmal richtig auf die Tube. Die bekommen's dann im Portemonnaie und womöglich auch mit einem Fahrverbot zu spüren.“
17.49 Uhr: Bei ihren Einsätzen begegnet den Polizisten in Oberhausen auch manch Kurioses. "Am besten sind die, die fragen, ob wir sie nicht aus dem System streichen können, weil sie an einem Ort sind, an dem sie nicht sein sollten oder dürften", sagt einer der Polizisten. Mittlerweile hagelt es. Auch die Tatsache, dass sie bei Verkehrskontrollen ab und zu Einbrecher nach der Tat erwischen, zählt wohl eher zu den ungewöhnlichen Vorkommnissen. "Das gehört zu unserer Strategie gegen Einbrecher in Oberhausen, das die Kollegen gezielt drauf achten, ob irgend etwas verdächtig ist", erklärt Litkes. "So haben wir schon manche erwischt."
Senior ohne Führerschein erwischt
17.35 Uhr: Es waren nur acht Stundenkilometer zu viel. Doch diese sind für einen 73-jährigen Autofahrer ganz besonders bitter. Den Senior blitzen die Polizeibeamten in den frühen Mittagsstunden mit einem geliehenen Wagen auf der Königsallee in Bochum. Bei der Befragung stellte sich heraus, dass der Mann seit gut 41 Jahren ohne gültige Fahrerlaubnis auf den Straßen von Bochum unterwegs ist.
17.28 Uhr: Die Hagener Polizei hat die erste Blitzermarathon-Schicht hinter sich. Zwischenbilanz: 6000 kontrollierte Verkehrsteilnehmer auf 32 Straßen, 170 Geschwindigkeitsüberschreitungen. Spitzenreiter ist ein 28-jähriger Autofahrer, der auf der Voerder Straße in Haspe mit 97 durch die Stadt donnerte. Neben vier Punkten in Flensburg bekommt er ein vierwöchiges Fahrverbot aufgebrummt.
Trotz zwei Kitas an der Straße fahren einige "wie die Irren"
17.21 Uhr: "Wir haben gerade jemanden angehalten, der vor einer Minute von seinem Kunden gewarnt wurde - und trotzdem mit 80 km/h an uns vorbei rauschte", sagt ein Polizist in Gelsenkirchen. Eine Autofahrerin ist derweil sauer: "Ich ärgere mich gerade über mich selbst, ich habe die Beamten auf dem Hinweg noch gesehen."
17.06 Uhr: 224 Bürger haben die Löricker Straße im Düsseldorfer Westen zu einem der 30 Wutpunkte bestimmt, an denen die Polizei heute in der Landeshauptstadt blitzt - darunter auch Anwohnerin Isabella Schulz: "An dieser Straße liegen zwei Kitas und trotzdem fahren die hier manchmal wie die Irren", klagt Schulz. Polizeisprecher Markus Niesczery: "Hier wird zwar nicht gerast, aber das Limit wird dennoch häufig überschritten. Dabei können 15 Stundenkilometer Unterschied bei einem Zusammenstoß lebensentscheidend sein."
16.59 Uhr: "Sehr diszipliniert" sind laut Polizeisprecher Dieter Trust die Autofahrer im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs. Es gab nur einen erwähnenswerten Verstoß im Wodantal zwischen Sprockhövel und Hattingen: 77 km/h, wo höchstens 50 erlaubt sind. Trust: "Unser bisheriger Tagessieger".
16:51 Uhr: Im Frühdienst ahndete die Polizei in Oberhausen tendenziell mehr Geschwindigkeitsüberschreitungen als beim letzten Blitzmarathon. Insgesamt kontrollierte die Messtrupps 2790 Fahrzeuge und stellte dabei 89 Geschwindigkeitsverstöße fest. Negativer Spitzenreiter war ein Autofahrer, der in Höhe der Jacobischule auf der Teutoburger Straße mit 54km/h in einer 30er Zone unterwegs war. Dafür gibt's ein Bußgeld in Höhe von 80 Euro und einem Punkt. Was die Polizisten noch feststellten: Fast alle angehaltenen Verkehrssünder wussten von der heutigen landesweiten Aktion.
Porsche-Fahrer legt sich mit Polizisten an: "Alles Wegelagerer
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16.38 Uhr: "Alles Wegelagerer", schimpft ein Porsche-Fahrer, der mit 47 km/h auf der Löricker Straße in Düsseldorf in der 30er-Zone unterwegs war. Obwohl er mit 25 Euro Verwarngeld noch relativ günstig davon gekommen ist, lässt er seiner Wut gegen die Beamten freien Lauf. Polizeioberkommissar Guido Horn nimmt's gelassen: "Der meint das nicht so. Der ist nur sauer auf sich selbst."
16.26 Uhr: Die Kölner Beamten haben einen besonders eiligen Fahrer auf einer Autobahn erwischt. Der Raser war in einem 100er Bereich mit 165 Stundenkilometern unterwegs, wie die Polizei Köln mitteilte. Ob er gemerkt hat, dass er geblitzt wurde, ist offen - das "Knöllchen" inklusive Führerscheinentzug geht ihm per Post zu.
Radarfalle schnappt bei Autofahrer zweimal innerhalb von 45 Minuten zu
16.10 Uhr: Dumm gelaufen ist für einen jungen Autofahrer im Kreis Olpe der Blitzmarathon. Vor einer Schule in Wenden raste er innerhalb einer Dreiviertelstunde zweimal in die Radarfalle. Tempo 30 war dort erlaubt. Die Polizei blitzte ihn erst mit 58 km/h, später sogar mit 64 Stundenkilometer. Beide Verstöße zusammengerechnet kosten den Fahranfänger 240 Euro, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot. In Olpe-Oberveischede bretterte ein Autofahrer mit 99 km/h durch die geschlossene Ortschaft. Ihn erwartet ein Bußgeld von 200 Euro und vier Punkte im Verkehrszentralregister. Sein Führerschein wird für vier Wochen eingezogen.
Geblitzter Autofahrer flüchtete vor der Kontrollstelle
15.52 Uhr: Im Stadtgebiet Düsseldorf kontrollierte die Polizei bisher 5759 Fahrzeuge.175 Verwarngelder und Ordnungswidrigkeitenanzeigen sowie ein Fahrverbot sind die erste Zwischenbilanz des Tages. Spitzenreiter war ein 31-jähriger Bielefelder, der um 9.30 Uhr mit seinem Opel auf der Vennhauser Allee 42 km/h zu schnell fuhr. Ihn erwarten ein Monate Fahrverbot, vier Punkte in Flensburg und ein Bußgeld in Höhe von 200 Euro. Auf den Autobahnen im Bereich des Regierungsbezirkes Düsseldorf kontrollierten die Beamten 28.917 Fahrzeuge. Dort hagelte es 324 Verwarngelder und Ordnungswidrigkeitenanzeigen sowie fünf Fahrverbote. Ein Fahrer war 51 km/h zu schnell in einer 80-Zone unterwegs.
Das wird teuer: Mit 105 Stundenkilometer durch die 50-Zone
15.44 Uhr: Im Kreis Kleve waren die meisten Fahrer mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs. Von 1245 gemessenen Fahrzeugen, waren nur 41 km/hzu schnell. „Spitzenreiter“ war ein 26-jähriger Emmericher auf der Dorfstraße in Kalkar-Wissel, der mit 105 km/h gemessen wurde, obwohl nur 50 km/h erlaubt sind. Ihm drohen zwei Monate Fahrverbot, vier Punkte und 280 Euro Bußgeld.
15.31 Uhr: Nur 25 von 1300 gemessenen Fahrzeugen sind in bisher in Rheine zu schnell unterwegs gewesen. Eine gute Bilanz, wenn es da nicht diesen bitteren Einzelfall gebe: Ein Autofahrer ist durch eine 30-Zone mit 72 km/h gerast. Damit droht dem Mann ein empfindliches Bußgeld und ein Fahrverbot.
15.24 Uhr: In Bochum wurden zwischen 6 und 14 Uhr insgesamt 2093 Fahrzeugführer kontrolliert. Davon mussten 47 Fahrer wegen Geschwindigkeitsübertretungen anhalten. Diese Quote von 2,25% liegt somit deutlich niedriger als an "normalen" Blitztagen - die Bochumer scheinen also vorbereitet gewesen zu sein. "Spitzenreiter" in Bochum war bislang ein Fahrer, der mit 54 km/h in der Tempo 30-Zone an der Straße "Am Sattelgut" erwischt wurde. Diese Ordnungswidrigkeit kostete den Fahrer 80 Euro, obendrauf setzte es eine Verwaltungsgebühr von 28,50 Euro sowie einen Punkt in Flensburg.
15.11 Uhr: Nicht alle Geblitzten reagieren genervt auf die Beamten: „Ich hab euch gerade im Radio gehört“, sagt ein BMW-Fahrer fröhlich lächelnd, als der Düsseldorfer Polizeikommissar Guido Horn ihn mit 16 Studenkilometern über dem Tempolimit aus dem Verkehr zieht. Das Verwarngeld zahlt er sofort und gibt nebenbei zu: „Ich sponsere die Polizei häufiger mal.“
14.57 Uhr: Geblitzt und abgehauen: In Kirchheim (Kreis Euskirchen) fuhr ein Audi-Fahrer mit 16 km/h zu viel in eine Kontrollstelle, bog aber kurz vor dem Polizeipunkt in eine andere Straße fix ab. Kurze Zeit später erwischte ihn die Polizei mit 34 km/h zu viel in der Ortschaft, konnte ihn aber erst nach einer kleinen Verfolgungsjagd zum Anhalten bewegen. Das dürfte nicht billig werden für den Flüchtigen.
Hagelschauer in NRW bremsen Autofahrer automatisch aus
14.53 Uhr: Ob sich der Blitzmarathon in Düsseldorf lohnt? Dieser genervte Autofahrer meint "Nein!":
14.49 Uhr: In Velbert fahren die Autofahrer vorsichtig. Ein Grund dafür sind auch die heftigen Regenschauer, die immer wieder teils mit Hagel vermischt über die Stadt niederprasseln. "Spitzenreiter" war bis zum frühen Nachmittag eine Frau auf der Nierenhofer Straße. Sie erwischte die Polizei mit 69 km/h. Abzüglich der Toleranz von drei Stundenkilometern fuhr sie 66 km/h an einer Stelle, wo nur Tempo 50 erlaubt ist. 30 Euro Strafe werden dafür fällig.
14.38 Uhr: In Herne hat die Polizei am Rande des Blitzmarathons eine Kollegin gestoppt. Die Polizeipräsidentin aus Bielefeld wurde an einer Kontrollstelle herausgewunken. Nicht weil sie zu schnell war, sondern weil sie so rücksichtsvoll durch die Stadt rollte, dass die Beamten sie loben wollten. Ihre Identität stellte sich heraus, als die Herner Polizisten ihr ein Präsent überreichen wollten. Gesteuert wurde der Wagen der Polizeipräsidentin übrigens von deren Fahrer.
Polizei Essen lässt Messungen bereits langsam ausklingen
14.25 Uhr: Auch wenn der Blitzmarathon in NRW noch offiziell bis 6 Uhr am nächsten Morgen läuft, lässt die Essener Polizei ihre Messungen langsam ausklingen. Die Beamten haben heute noch andere große Baustellen. So waren sie in Essen an einer bundesweiten Razzia gegen Hisbollah-Unterstützer beteiligt. Zudem werden in den nächsten Stunden im Rahmen des Niederrheinpokal-Derbys RWE gegen MSV Duisburg 1000 gewaltbereite und Gewalt suchende Fans erwartet und die Polizei unbedingt Ausschreitungen verhindern will.
14.17 Uhr: Alle reden vom Blitzmarathon und dennoch hat die Polizei Am Kohlensiepen in Witten in einer Stunde vier Wagen geblitzt. Peinlich? „In der Tat war das den Fahrern fast ein bisschen peinlich“, sagt Volker Schütte, Pressesprecher der Polizei Bochum.
14.06 Uhr: Die Polizei justiert gerade das Messgerät, Arminstraße Kreuzung Glückaufstraße in Oberhausen. Einmal im Jahr werden die Geräte übrigens neu geeicht. Allzu viel ist hier allerdings nicht los. "Sie müssen hier mal morgen oder abends stehen, da ist hier die Hölle los", sagt eine Anwohnerin, die mit ihren Hunden vorbeikommt. "Der eigentliche Wutpunkt war etwas weiter weg, aber nicht jede Stelle eignet sich zum Messen", erklärt Tom Litkes, Pressesprecher der Polizei Oberhausen. "Oft lassen sich Leute auch von ihre, subjektiven Eindruck täuschen und es wird gar nicht gerast."
Bürger fordert statt Blitz- einen Kriminalitäts-Marathon
13.52 Uhr: "Die Meisten ärgern sich über sich selbst, da sie wissen, dass heute der Blitzmarathon ist", sagt ein Polizist aus Gelsenkirchen. Zu ihm wären alle Autofahrer recht höflich gewesen.
13.38 Uhr: Eine Zwischenbilanz aus Duisburg: Die Polizei hat in den ersten sieben Stunden des Blitzmarathons 1366 Fahrzeuge kontrolliert. Dabei verzeichnete sie 37 Geschwindigkeitsverstöße. Bisheriger "Spitzenreiter" ist eine junge Frau, die mit 77 km/h bei erlaubten Tempo 50 auf der Heerstraße in Hochfeld unterwegs war. Das bringt ihr einen Punkt in Flensburg und 100 Euro Bußgeld ein.
13.29 Uhr: "Tja, selber Schuld. Hab's grad noch im Radio gehört", sagt ein Duisburger, der nicht genannt werden möchte. "Meine Frau muss ja nicht unbedingt wissen, dass ich geblitzt wurde..."
13.05 Uhr: Das ist doch mal nett: Am Wattenscheider Hellweg bekommen Autofahrer Schlüsselanhänger geschenkt, weil sie vorschriftsmäßig fahren.
13.00 Uhr: Messpatin Barbara Hollunder ist beeindruckt von der Polizeipräsenz in Duisburg: "Ich wohne hier und kriege ständig mit, wie die Leute hier rasen." Uwe Weidmann vom Verkehrsdienst: "Jeden Tag können wir so eine Präsenz mit zusätzlichen Gruppen der Hundertschaft nicht leisten, aber für heute ist es gut und ja auch so gewünscht, dass wir die Wünsche der Bürger berücksichtigen."
Wunsch nach Kriminalitäts-Marathon
12.23 Uhr: "Ich hab nicht drauf geachtet, in so einem Auto fährt man schon mal leicht zu schnell", sagt Malermeister Reimund Heift in Oberhausen. Und hat auch gleich eine Idee: "Herr Jäger sollte anstelle des Blitzmarathons auch mal einen Kriminalitätsmarathon machen, da würden sich viele freuen, bei denen eingebrochen wurde."
Kaum ist Heift weitergefahren, winken die Polizisten schon den nächsten raus. "Wir haben gequatscht, und ich war abgelenkt, hab nicht aufs Tacho geachtet", sagt Thomas Busch. Die nächste Dame hat es wahnsinnig eilig: "Ich bin zu spät dran zur Arbeit, deswegen war ich zu schnell, und jetzt wird es noch später."
12.19 Uhr: Der bis jetzt schnellste Autofahrer in Gelsenkirchen ist auf der Kurt-Schumacher-Straße mit 87 Stundenkilometern in die Radaranlage gerast. Erlaubt ist Tempo 50.
12.06 Uhr: Im Kreis Soest hat die Polizei rund die Hälfte ihrer 83 Messstellen "abgearbeitet". Ein Schwerpunkt ist die Straße zur Autobahn 44 in Erwitte-Anröchte. Polizeipressesprecher Wolfgang Lückenkemper: "Alle Verkehrsteilnehmer fahren heute unheimlich langsam. Das ist hier ganz klar der Tenor."
Am Nachmittag steuern die Polizeibeamten weitere Standorte an. 50 Kontrollpunkte haben 216 Bürger aus dem Kreis Soest im Vorfeld beim Blitzmarathon-Voting ausgewählt.
Polizei erwischt Senior ohne Fahrerlaubnis in Bochum
11.55 Uhr: In Bochum ist an der "Supermesstelle" auf der Königsallee/Höhe Wohlfahrtstraße soeben der Fahrer eines Kleinlieferwagens mit 11 km/h zu schnell geblitzt worden.
Am Tag des Blitzmarathons nicht ungewöhnlich - hätte der Fahrer einen Führerschein: Der ältere Herr hatte seinen "Lappen" nicht nur vergessen - auf Nachfrage bei der Führerscheinstelle zeigt sich, dass der Mann gar keine Fahrerlaubnis besitzt. So wird aus der Ordnungswidrigkeit direkt eine Straftat. Und der Wagen wird an Ort und Stelle zwangsgeparkt.
11.48 Uhr: In Witten wurde heute Vormittag ein junger Mann aus Hagen geblitzt - und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag: "Ich musste eben schon mal bezahlen, würden Sie bitte dieses Mal ein Auge zudrücken?" Pech für den Hagener, bei der Polizei gibt es keinen Mengenrabatt!
11.35 Uhr: Der Regen macht den Beamten in Essen einen Strich durch die Rechnung. Die Laser-Messgeräte funktionieren nur eingeschränkt. Bei Platzregen können auch die Radargeräte nicht eingesetzt werden.
11.31 Uhr: Einer nach dem anderen rauscht in den Blitzer an der Recklinghauser Straße in Herne. Bereits 44 Autos wurden dort geblitzt.: gegen 11.20 Uhr acht Stück in zehn Minuten.
11.23 Uhr: Immer wieder ziehen Schauer über Düsseldorf. "Jetzt wirds ungemütlich", sagt die Düsseldorfer Polizeikommissarin Daniela Albes und reibt ihre Hände aneinander, sie ist seit 6 Uhr im Dienst. Es ist ihr sechster Blitzmarathon.
11.13 Uhr: Zwar halten sich die Düsseldorfer weitgehend brav an die vorgeschriebenen 50 auf der Grafenberger Allee. Dabei übersehen einige aber wohl das hier geltende Überholverbot: Gerade wurde ein Mercedes-Fahrer aus dem Verkehr gezogen. "Ich kenn mich hier nicht aus", rechtfertigte sich der Fahrer. "Dabei wohnt er hier direkt um die Ecke", sagt Polizeioberkomissar Klaus Gorziza. Ortskundig oder nicht - 70 Euro plus knapp 30 Euro Verwaltungsgebühr sind für den Verstoß fällig plus Punkt in Flensburg.
10.56 Uhr: Ausrede eines BMW-Fahrers aus Bochum: "Mein Tacho ist irgendwie kaputt..."
10.35 Uhr: Unsere Blitzer-Reporter melden sich aus Düsseldorf: Die Grafenberger Allee haben die Düsseldorfer mit 297 Stimmen zum Wutpunkt Nummer eins in ihrer Stadt gewählt. "Die Düsseldorfer fahren sehr vorbildlich", lobt Sprecher Jochen Schütt.
Eine Ausnahme hat Kollege Stefan Riethmüller um 9 Uhr an der Rethelstraße gemessen: Mit 56 Stundenkilometern war ein Taxifahrer in der 30-Zone unterwegs - direkt vor einer Grundschule. "Das gibt eine Anzeige und einen Punkt in Flensburg", sagt Riethmüller. "Den Führerschein darf er aber behalten. Dafür hätte er mindestens 31 Stundenkilometer zu schnell fahren müssen."
10.13 Uhr: Die Polizei setzt beim Blitzmarathon rund 140 Radar- und Lichtsensorenanlagen sowie mehr als 650 Lasermessgeräte ein.
9.57 Uhr: Auf der Baustellen-gespickten A52 zwischen Düsseldorf und Essen bleiben heute auffällig mehr Fahrer unter dem häufig geltenden Tempo-Limit von 80 km/h - wenn sie nicht sowieso im Stau stehen.
9.51 Uhr: Kleine Lehrstunde von der Verkehrspolizei: Der Unterschied zwischen einem Laser und einem Radar ist, dass der Laser manuell betätigt wird und punktuell misst. Der Radar misst jedes Auto automatisch, weil er Radarstrahlen ausstrahlt.
9.37 Uhr: Blitzer-Reporter scheint Umschulung in Erwägung zu ziehen - enthusiastische Meldung aus Bochum: "Blitze gerade mit einem Radarmessgerät Multanova 6F digital!"
Beschwerden über Schleicher
9.25 Uhr: Über Twitter häufen sich die Beschwerden: Übervorsichtige Autofahrer bremsen den Verkehr aus.
9.20 Uhr: Ein Duisburger Hauptkommissar erinnert sich an eine denkwürdige Ausrede: "Ich war gedanklich schon bei meinen Freunden im Golfclub!"
9.11 Uhr: Unser Blitzer-Reporter hat sich mit einem Messtrupp in Wattenscheid verabredet. Er ist dort - aber der Messtrupp steht noch im Stau! Wo jetzt nicht geblitzt wird, verraten wir aber nicht...
9.06 Uhr: Auf den Autobahnen ist es voll: 143 Kilometer Stau und stockenden Verkehr meldet der WDR. Auf der A3 Oberhausen Richtung Köln zwischen Kreuz Breitscheid und Kreuz Hilden acht Kilometer Stau nach einem Unfall. Auf der A52 Essen Richtung Düsseldorf zwischen Essen-Kettwig und Kreuz Düsseldorf-Nord zehn Kilometer stockender Verkehr.
8.59 Uhr: Der Auto Club Europa (ACE) begrüßte die Aktion, forderte aber zugleich, die Analyse der Unfallstrecken endlich zu veröffentlichen. Unfallschwerpunkte gehörten genannt und zügig entschärft. Laut einer Analyse der Universität Aachen wirken die umfangreichen Tempokontrollen auch nach Ende der einzelnen Aktionen.
8.46 Uhr: Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange macht eine kleine Rundreise durch seinen Beritt (Dortmund, Lünen, Autobahnen). Zusammen mit dem Blitzpaten Felix (5) steht er in der 30er-Zone am Galoppweg im noblen Dortmund-Kirchhörde. Zu schnell war hier bislang keiner - aber das soll ja auch so sein, meint Felix. Schließlich ist hier ein Weg zur Grundschule. Lange ist mit der Bilanz bislang zufrieden: "Es geht uns nicht ums Geld. Wir wollen eher das Thema in die Köpfe der Menschen bringen."
8.44 Uhr: Die Pressestelle in Duisburg verabschiedet unseren Blitzer-Reporter am Telefon mit den Worten: "Und fahren sie anständig, ist ja Blitzmarathon."
8.34 Uhr: Diese hier kommt in unsere Top 10 der Ausreden: "Der Bus kam nicht, und ich muss mein Kind schnell zur Schule bringen."
8.32 Uhr: Der Regen bremst nicht nur die Autofahrer aus, sondern auch die Polizei: "Die Praktikantin ist total durchnässt, wir bringen sie mal schnell auf die Wache."
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8.23 Uhr: Blitzerpate Markus Eikert wohnt an der Dortmunder Behringstraße 100 Meter vom Blitzerstandort. Er hatte den Ort vorgeschlagen, weil hier sonst deutlich über 30 km/h gefahren werde - obwohl es eine Anliegerstrasse und ein Weg zur Grundschule sei.
8.05 Uhr: Der große Schauer ist vorbei, jetzt fällt nur noch leichter Regen auf die Plastikhaube des Blitzgeräts. Die Beamten an der Behringstraße in Dortmund-Hombruch tragen ihre neongelbe Regenmontur aber noch.
7.59 Uhr: Auf den Autobahnen wird es voll. Der WDR meldet 138 Kilometer Stau und stockenden Verkehr.
7.53 Uhr: Das Dortmunder Polizeipräsidium hat heute übrigens ein Problem: Blitzmarathon in der Früh - Champions League am Abend. Weil die lokalen Kollegen beim BVB-Heimspiel eingesetzt werden, bekommen sie fürs Blitzen Unterstützung aus ganz NRW. Unter anderem helfen Beamte aus Siegen und Münster in Dortmund aus. Da ist es nicht immer leicht, den perfekten Standort zu finden.
7.34 Uhr: Manche Autofahrer beschweren sich in Mülheim über die "Wegelagerei", aber die meisten sind einsichtig. Um 8 Uhr ist erst mal Pause für die Polizisten angesagt. Dann heißt es: kurz Aufwärmen, einen Kaffee trinken und weiter zur nächsten Station, dem Kassenberg. "Zum Glück ist es jetzt wenigstens trocken."
Autofahrer-Ausrede: "Ich bin doch grad erst aus dem Bett"
7.26 Uhr: Unsere Blitzer-Reporter melden sich aus Mülheim: Die Polizisten stehen seit 6.20 Uhr an der Saarner Straße Höhe Holzstraße. "Viele Kinder gehen hier lang, und auch Ältere gehen zur Hundewiese mit ihren Tieren", erklärt PHK Ralf Mückenheim. Eine junge Mülheimerin hatte nach Abzug der Toleranz 14 Stundekilometer zu viel drauf. "Ich bin grad erst aus dem Bett und auf dem Weg zum Sport", sagt sie. "Ich hab nicht drauf geachtet. Aber so viel zu schnell war ich ja auch nicht. Hier ist ja keine Schule oder Kita." 25 Euro kostet sie die Unachtsamkeit.
Die häufigsten Ausreden kennen die Polizisten schon gut: "Hab ich nicht drauf geachtet. - Ich hab einen Termin. - Ich muss das Kind zur Schule/Kita bringen." Manche fragen die Beamten aber auch schon mal: "Haben sie nichts besseres zu tun?"
"Natürlich geht es jetzt auch los, dass sich Autofahrer per Lichthupe warnen", sagt Mückenheim. "Das ist verboten und kann ein Verwarngeld nach sich ziehen."
7.05 Uhr: In Duisburg hat die Polizei schon eine junge Frau erwischt: Mit 77 Stundenkilometern war sie unterwegs - erlaubt ist Tempo 50.
7.15 Uhr: Unsere Reporter melden sich aus Bochum: An der Bergstraße ist es bis jetzt ruhig. Wegen des Regens ziehen die Polizisten unter eine Brücke um.
7.13 Uhr: Starker Regen setzt in Dortmund ein. "Hätten wir das lieber mal gestern gemacht...", meint die blitzende Polizistin etwas zerknirscht.
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6.58 Uhr: Unsere Blitzer-Reporter melden sich aus Dortmund: An der Beurhausstraße im Klinikviertel bauen die Beamten gerade ihr Messgerät auf. Das dauert etwa fünf Minuten. Die Dortmunder bekommen bei ihrem Einsatz Unterstützung von Kollegen aus dem Siegerland. Die haben ihren Dienst heute Morgen um 4 Uhr begonnen. Allerdings haben die Polizisten die 30er Zone vor dem Klinikum um 100 Meter verpasst. Hier ist Tempo 50.
Eine halbe Stunde wollen es die Kollegen hier bei 50 versuchen. Bislang waren alle deutlich langsamer - weil wohl niemand weiß, wo die 30er Zone beginnt. Blitzpate Patrick Engel hatte einen Standort weiter hinten vorgeschlagen. Da sei es aber schwierig, weil die beiden Polizeibullis da weithin sichtbar wären.
Einige Autofahrer lassen den Wagen stehen - sicher ist sicher
6.44 Uhr: Über Twitter melden sich die ersten Autofahrer, die ihr Auto heute stehen lassen. Sicher ist sicher.
6.36 Uhr: Wer zur Sicherheit auf den Zug umsteigt, muss mit leichten Verspätungen rechnen. Wegen Vandalismus und technischen Störungen haben momentan einige Züge Verspätungen. Alle Abfahrten finden Sie hier.
Skurrile Blitzer-Bilder
6.24 Uhr: Darf man im Auto eigentlich einen Radarwarner benutzen? Unsere Kollegen haben zehn Blitzer-Irrtümer unter die Lupe genommen: Im Zweifel muss der Halter zahlen? - zehn Blitzer-Irrtümer.
6.12 Uhr: In Bochum haben die Bürger die Königsallee zur „Supermessstelle“ gewählt.
6.05 Uhr: Eure Stimmen zum Blitzmarathon sammeln wir auf Twitter unter #geblitzt.
6.00 Uhr: Der Blitzmarathon ist gestartet!
5.41 Uhr: Die Polizei hat die Bürger im Vorfeld über die Kontrollstellen abstimmen lassen. "Die am häufigsten genannten Wutpunkte werden beim Blitzmarathon besonders intensiv kontrolliert", erklärt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD).
5.30 Uhr: Guten Morgen! Autofahrer aufgepasst: Hinter diesem Link findet ihr alle Messstellen für den ersten Blitzmarathon 2014. Fahrt vorsichtig!
Von Katrin Figge, Jennifer Humpfle, Julia Gresförder, Elena Zay, Hartwig Sellmann und Annika Rinsche (Mit dpa)