Gelsenkirchen. Der Second-Hand-Laden „Jacke wie Hose“, den das Deutsche Rote Kreuz in der Innenstadt betreibt, findet Nachahmer. Auch die Tafel bietet alternative Angebote zu den bekannten Kleiderkammern. Container zum Sammeln von getragenen Textilien dürfen aber nur gemeinnützige Organisationen aufstellen.

Der Bedarf an Altkleidern ist in Gelsenkirchen groß. Gemeinnützige Anbieter gehen neue Wege, um aus der Schmuddelecke der Kleiderkammern raus zukommen. Ein Vorzeigeprojekt ist der Kleidershop des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Gelsenkirchener Innenstadt, auf den auch andere Städte aufmerksam geworden sind.

30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem gesamten Gebiet des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe besuchten in dieser Woche den DRK-Kleidershop „Jacke wie Hose“ an der Ahstraße. Seit Februar bietet der Second-Hand-Laden in bester Lage seine Waren an. „Eine Kleiderkammer gab es in Gelsenkirchen schon immer, mit dem Shop wollen wir uns einer neuen Zielgruppe öffnen und die Stigmatisierung der Kunden abbauen“, so Hasan Sürgit, Kreisgeschäftsführer des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe.

Gemeinnütziger Second-Hand-Laden nicht für jede Stadt machbar

Nicht für alle Städte ist ein gemeinnütziger Second-Hand-Laden machbar. „In einer Kleinstadt ist es schwierig so ein Projekt auf die Beine zu stellen, aber die ein oder andere Idee werden wir sicher übernehmen“, so Helga Weber aus Selm, die seit 30 Jahren für die dortige DRK-Kleiderkammer ehrenamtlich arbeitet. Andere Besucher, die den Shop genau unter die Lupe nahmen, stehen kurz vor einer Eröffnung eines vergleichbaren Ladens in ihrer Stadt oder prüfen eine Umsetzung. Ehrenamtliche Mitarbeiter machen den Betrieb des Kleidershops möglich. Anders als bei der DRK-Kleiderkammer (Im Sundern 15), wo Bedürftige kostenlos Textilien bekommen, ist für die Kleidung im DRK-Shop Geld fällig. Die Einnahmen kommen aber wieder wohltätigen Zwecken zu Gute. „Auch die Menschen, die Kleidung spenden, helfen uns“, so DRK-Referentin Cornelia Roux. In den Kleidershop kämen sowohl Leute mit wenig Geld, aber auch Schnäppchenjäger, die schicke Kleidung für kleines Geld kaufen wollen.

Ein besonderes Angebot bietet die Gelsenkirchener Tafel mit dem „Kinderkleiderschrank“. Dort gibt es gegen einen geringen Obolus nicht nur Kleidung, sondern auch Spielwaren, Bücher und Ausstattung wie Kinderbett, Tornister oder Kinderwagen. Der Laden öffnet in Buer (Nordring 53) mittwochs von 10 bis 13 Uhr und in der Altstadt (Hansemannstraße 20) donnerstags 11 bis 13 Uhr. „Es handelt sich um Sachen, die regelmäßig aussortiert werden, deshalb ist das Spendenaufkommen gleichmäßig gut“, so Hartwig Szymiczek, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Tafel. Der Bedarf sei aber gewachsen. Vor allem Alleinerziehende nähmen das Angebot wahr.

Nur gemeinnützige Organisationen dürfen in Gelsenkirchen Kleider sammeln

An 175 Altkleider-Containern können die Gelsenkirchener im gesamten Stadtgebiet ihre getragenen Kleider abgeben. Eine Arbeitsgruppe aus Arbeiterwohlfahrt, Rotem Kreuz und Caritas kümmert sich um die Abholung. Gegen gewerbliche Sammler geht die Stadt hingegen konsequent vor.

„Genehmigungen für kommerzielle Sammler erteilen wir gar nicht“, so Stadtsprecher Oliver Schäfer auf WAZ-Anfrage. Gut vier Fünftel der Kleidung, die jetzt wohltätigen Zwecken zu Gute kommt, würde sonst an die Gewerblichen abwandern, hat die Stadt ausgerechnet. Dort wo private Sammler im öffentlich Raum Container aufstellen, gehe die Stadt gerichtlich vor und habe bereits Klagen gewonnen.

Gewerbliche sind nur an hoch frequentierten Standorten interessiert

Anders sieht die Sache aus, wenn der Container auf Privatgelände steht, beispielsweise auf einem Supermarktparkplatz. Auch das will die Stadt verbieten, wartet aber noch laufende Gerichtsverfahren ab. Die Arbeit der wohltätigen Sammler lobt Schäfer als „vorbildliches Verfahren“. So sei gewährleistet, dass im ganzen Stadtgebiet Container stehen. Gewerbliche seien nur an hoch frequentierten Standorten interessiert. Zudem hängen in Gelsenkirchen auch Beschäftigungsmaßnahmen an der Altkleidersammlung.

Das Deutsche Rote Kreuz hält auf seiner Webseite www.drk-ge.de eine Karte bereit, auf der alle DRK-Container verzeichnet sind.