Gelsenkirchen. Nach dem Zufallsprinzip wurden sie ausgewählt: 3300 Familien in Gelsenkirchen erhalten in den nächsten Tagen einen Fragenkatalog von der Stadt in ihrer Eigenschaft als Modellkommune des Pilotprojekts „Kein Kind zurücklassen“.
Die Stadt will es ganz genau wissen: Wie geht es den Kindern, wo drückt Eltern der Schuh, welche Angebote fehlen oder müssen optimiert werden – kurz: Wie ist die Situation in Gelsenkirchener Familien und welche (Präventions-)Bedarfe gibt es? Der Hintergrund der Wissbegierde ist einfach zu beantworten: „Kein Kind zurücklassen“ will Gelsenkirchen, eine von 18 NRW-Kommunen, die am gleichnamigen Modellprojekt, kurz „KeKiz“, teilnimmt.
Jetzt geht das Pilotprojekt in die nächste Rund: Ab heute werden insgesamt 3300 Fragebogen an Familien in Gelsenkirchen verschickt – bevorzugt an solche mit drei-, sechs- oder elfjährigen Kindern. Weil, wie Oberbürgermeister Frank Baranowski am Dienstag sagte, die Stadt fundierte Grundlagen brauche, um Entwicklungsperspektiven zu verfolgen, auf Bedarfe zu reagieren und eine bessere Unterstützung der Familien zu erreichen.
Kindliche Entwicklung und Situation
Es ist bereits die zweite Befragung nach 2006, die in Gelsenkirchen durchgeführt wird. Diesmal allerdings ist es ein wesentlich detaillierteres Fragenprogramm, das mit wissenschaftlicher Begleitung von der Faktor Familie GmbH ausgewertet werden soll. Ein Komplex beschäftigt sich mit der Entwicklung des Kindes, seiner Freizeitgewohnheiten, fragt nach der Einrichtung, die es besucht, der Zufriedenheit damit. Teil zwei stellt die familiäre Situation in den Fokus. „Es gibt immer noch Eltern, von denen wir nicht wissen, wo der Schuh drückt“, meinte Jugendamtsleiter Alfons Wissmann bei der Vorstellung der Aktion. Ja, etwas Zeit nehme die Beantwortung der Fragen schon in Anspruch. „Aber der Gewinn ist um ein vielfaches höher.“
Auswertung absolut anonym
Was Annett Schultz, die Geschäftsführerin von Faktor Familie, auch bestätigt. Wobei sie auch über den kommunalen Tellerrand hinausblickt. „Das Ergebnis der Modellkommune Gelsenkirchen kann auch Auswirkungen auf andere Städte haben“, sagte sie gestern. Ein Schnellschuss ist die Aktion nicht; mit Ergebnissen rechnet Schultz nicht vor Mitte nächsten Jahres.
Ganz wichtig für alle Familien, die jetzt Post von der Stadt bekommen: Die Teilnahme ist freiwillig, die Auswertung absolut anonym. Alle Angaben, versichern die Protagonisten von „KeKiZ“, würden streng vertraulich behandelt. Wer Hilfe braucht – auch bei Sprachbarrieren – kann sich während der Sprechstunden an das Familienbüro an der Eberstraße wenden. Zweites Modul der jetzt startenden Untersuchung sind Elterninterviews. Auch hier gilt: Freiwilligkeit vorausgesetzt. Familien, die einen Fragebogen erhalten, können ihre Bereitschaft zur Teilnahme hierin dokumentieren.
Fragenkatalog bis zum 24. September kostenlos zurück schicken
Bis zum 24. September sollten die Fragebögen zurück geschickt werden. Das Ganze ist übrigens kostenlos; ein frankierter Rückumschlag ist der städtischen Post an die Familien beigefügt. Die kommt übrigens in drei Farben. Je nach Alter Kinder ist der Briefumschlag rot (bei elf- bis zwölfjährigen Kindern), braun (Sechsjährige) oder weiß (Dreijährige). Das Alter wurde gewählt, weil es die Sprünge Kita, Schule, weiterführende Schule umfasst.