Gelsenkirchen. Im Ausschuss für Soziales und Arbeit brachte die Verwaltung die Politik auf den aktuellen Stand in Sachen Zuwanderung aus Südosteuropa.

Inzwischen dürften wohl die letzten der wenigen kritischen Stimmen verstummt sein, die nach der Vorstellung des Handlungskonzepts zur Zuwanderung aus Südosteuropa noch unkten, Papier sei geduldig. Der aktuelle Bericht, den die Mitglieder des Ausschusses für Soziales und Arbeit (ASA) in der ersten Sitzung nach der Kommunalwahl hörten, dokumentierte: Die Stadt ist am Ball – und handelt.

Zahlen untermauern das: Das Referat übergreifende Projektteam Zuwanderung hat 37 Häuser mit über 170 Wohnungen überprüft. 14 Immobilien und einzelne Wohnungen wurden für unbewohnbar erklärt, mussten leer gezogen werden. Die Personalien von über 850 Leuten wurden abgeglichen, über 400 im Nachgang amtlich abgemeldet, weil sie nicht mehr hier wohnen. Insgesamt leben – bevorzugt in den südlichen Teilen der Stadt – 4366 Rumänen und Bulgaren in GE. Von einem sprunghaften Anstieg bei den zugewanderten Neubürgern seit Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit im Januar 2014 kann im übrigen mit Blick auf die Statistik nicht die Rede sein.

145 SGB II-Anträge bewilligt

4366 Rumänen (2996) und Bulgaren (1370) lebten am Stichtag 22. August in der Stadt. Vor einem Jahr waren es bereits 3565 Männer, Frauen und Kinder. Erheblich größer waren die Zuwanderungszuzüge, wie unten stehende Grafik dokumentiert, bereits zwischen 2011 und 2013. Und auch die Zahl der so genannten Klaukids unter 14 Jahren relativiert sich. 41 sind aufgefallen, nicht alle leben allerdings in Gelsenkirchenkirchen.

Inzwischen wurden nach Informationen von Sozialdezernentin Karin Welge 145 Anträge auf Hilfe nach SGB II (Hartz IV) bewilligt. Soweit die statistischen Daten, die noch nichts über die eigentlichen Herausforderungen aussagen, vor der die Stadt steht. So seien etwa 90 Prozent der Antragsteller nach Worten Karin Welges ohne Ausbildung, zum Teil auch ohne Schulausbildung. Der hohe Anteil an Kindern (616 unter sechs Jahren, 331 im Grundschulalter und 480 zwischen zehn und 18 Jahren) fordert ergo den Bereich Erziehung und Bildung besonders heraus.

Von insgesamt 648 Schülern in 43 Förderklassen (IFO) sind 458 aus Rumänien und Bulgarien. 93 Mädchen und Jungen aus Südosteuropa besuchen inzwischen eine Kindertagesstätte. Vorgeschaltet ist für die Kleinen der mobile Kindergarten (Moki). Ein zweiter Moki-Standort soll jetzt in Bismarck entstehen, aufsuchende Sozialarbeit ausgeweitet werden. Das Handlungskonzept läuft also; die Kosten drücken indes die Stimmung. Karin Welge: „Die Stadt steht vor der Herausforderung der Finanzierung der Regelsysteme.“ Und der Frage, wie die Menschen krankenversichert werden können – was viele nicht sind – und wer das bezahlen soll.