Gelsenkirchen. Seit zehn Jahren betreiben die Familien Geißler und Leitner das Schloss Berge. Für den Erfolg in Restaurant und Hotel setzt der Patron auf Teamarbeit – „wie beim Fußball. Da muss auch jeder Posten ideal besetzt sein“. Der Betrieb mit dem besonderen Charme beschäftigt rund 70 Mitarbeiter.
Vor zehn Jahren, sagt Klaus Geißler, hatte das Haus vier Mitarbeiter. „Jetzt sind es an die 70“. Nicht allein die Zahl macht den Patron stolz, sondern auch die Qualität seines Personals. „Wer hier gearbeitet hat, kann in der ganzen Welt tätig sein“. Dieses Renommee und das fachliche Angebot hat er über ein Jahrzehnt im Schloss Berge aufgebaut. Damals übernahm Geißler mit seiner Frau Brigitte die Regie, als Chef in der Küche trat sein Halbbruder Harald Leitner auf dem Wasserschloss an. Ihr gemeinsames Ziel: Das gastronomische Niveau heben, um Schloss Berge wieder zu einer der ersten Adressen machen.
Der alte Rittersitz, 1248 erstmals urkundlich erwähnt, hatte damals eine Radikalkur hinter sich. Zigfach umgebaut, zunehmend verbaut und abgewirtschaftet hatte als einer der letzten Wirte Schalke-Faktotum und Gastronom Charly Neumann das Haus geführt. Ein gründlicher Neuanfang musste her. Danach investierte die Stadt in die Renovierung – und die Geißlers in den Innenausbau. 1,5 Millionen Euro ließen sich die Pächter ihre Vision von gediegener Atmosphäre und moderner Gastlichkeit kosten. „Das war nötig“, sagt Geißler, „sonst ist so ein Objekt nicht anzuschieben.“
"Küche ist Maloche und Handwerkskunst"
Rot-goldener Chintz trifft seither auf edle Hölzer, Stahl und Glas in Bar und Empfang auf barocke Goldspiegel und Jagdszenen, gediegener Herrenhaus-Charme auf die architektonisch klare Linie im Wintergartenanbau. Gewaltige Trompetenbäume blühen hinter der Brücke über den Schlossgraben. Gehegt werden sie von Brigitte Geißler. Die ältesten haben diverse Umzüge hinter sich. Zuletzt aus Worpswede. Bevor der Österreicher Geißler und seine Frau ihr Gastro-Konzept fürs Schloss kreierten, führten sie dort ein Landgasthaus.
Zum Gesamtensemble gehört der Ausblick in den 74 Hektar großen Park und die gepflegten Rabatten. „Wir hören immer wieder, dass Besucher angenehm überrascht sind, wenn sie zu uns kommen“, sagt Geißler. Und: „Zufahrt und Infrastruktur könnten nicht besser sein.“ Als Haus für alle haben die Geißlers Schloss Berge etabliert – Hotelbetrieb mit elf Zimmern inklusive. „Das ist unsere Nische“, sagt er. Die feine Hochzeitsgesellschaft finde hier ebenso Platz wie Firmentagung oder der Kaffee- und Kuchen-Gast auf der Schlossterrasse. Bankettküche wird entsprechend geboten wie Catering und das À-la-Carte-Geschäft. In jedem Fall gilt: Aufgetischt wird von der 20-köpfigen Küchencrew international bis regional „auf hohem fachlichen Niveau mit Frischeküche“. Küche, findet Geißler, „ist Maloche, ist Leidenschaft, vor allem aber Handwerkskunst. Man muss aus allem etwas machen können.“ Das dürfen dann Krustentiere, Entenleberparfait oder Angusfilet an Trüffelrisotto sein, aber eben auch ganz handfest Blutwurst mit Stampfkartoffeln.
"Posten ideal besetzen für den Erfolg"
„Nur so ein Konzept“, glaubt der Patron, „schafft größtmögliche Unabhängigkeit“. Und die nötige Flexibilität für ein großes Haus, das Platz für über 600 Personen bietet und erst einmal „bespielt“ werden muss. „Von der Grundstruktur her hat man hier natürlich schon einen enormen Kostenfaktor“, sagt Geißler. „Da muss schon was stattfinden, sonst ist das nicht zu stemmen.“ Im Schloss Berge kennt man keine Ruhetage. „Familie ist da schon sehr wichtig, wenn man täglich geöffnet hat“, findet Geißler. 65 Jahre ist er alt – doch Dienstschluss hat er sich selbst längst nicht verordnet. „So was macht man so lang man kann und auch gesundheitlich beseelt ist. In der Gastronomie ist das nicht ungewöhnlich.“
Konstanz ist Geißler wichtig. Der Gast „ist ein scheues Reh“. Er weiß: Einmal verschreckt, ist er schnell weg – und schwer wiederzugewinnen. Entsprechend lautet das Rezept, nach dem die Familien Geißler und Leitner ihr Schloss führen, ganz einfach „dienen, dienen, dienen“. Der Gast soll sich gut aufgehoben und umworben fühlen – möglichst von Teamplayern. Da liegt für Geißler in der Schalke-Stadt der Doppelpass mit dem Fußball nahe: „Auch da muss man jeden Posten ideal besetzen für den Erfolg.“
Hohe Ausbildungsquote und viele Bewerber
20 bis 40 Gesellschaften pro Woche, das Abendgeschäft, auch der Sonntagsbrunch mit 180 bis 200 Gästen sind für Klaus Geißler die Basis des Geschäfts. Gastronomie, postuliert er, ist ein Dienstleistungsunternehmen. „Und es kann nur der existieren, der was kann“ – und der Vielfalt bietet.
Natürlich finden sich saisonale Gerichte auf der Speisekarte, mit Wild zum Herbst und Gans-Variationen in der Weihnachtszeit, mit frischer Sommerküche. Zum Zehnjährigen bieten die Geißlers in den nächsten Monaten jeweils auch ein Jubiläumsmenü. „Das ist auch unsere Verneigung vor dem Gast“, sagt der 65-Jährige.
Als Ausbildungsstätte beschäftigt das Schloss Berge in der Regel über 20 „Auszubildende in allen Sparten“ von Küche bis Service. „Gute Auszubildende zu finden, ist überhaupt kein Problem“, sagt Geißler, betont aber auch: „Aber das musst du dir erarbeiten und auch das fachliche Angebot haben, das über ein Jahrzehnt Bestand hat. Und du brauchst Gäste, die das mittragen.“