Gelsenkirchen. Während das Waldhaus in Nienhausen unbeirrt Gäste bewirten kann, weil die Zuwegung freigegeben ist, müssen das „Café liebevoll“ im Stadtgarten Gelsenkirchen und der Biergarten am Schloss Berge weiter geschlossen bleiben. Die Pächter sind verzweifelt.
"Wegen Sturmschäden geschlossen“ steht vor dem Restaurant – dabei ist das Haus selbst weitestgehend unversehrt, nur eine kleine Delle an der Dachrinne und das bereits reparierte Außenzelt lassen ahnen, dass es Zerstörungen durch den Sturm „Ela“ gab. Das „liebevoll“ im Stadtgarten darf trotzdem nicht öffnen. Weil der Park geschlossen ist und der Weg zum Restaurant zu gefährlich wäre. Sagt die Stadt, der das Gelände gehört.
Pächterin des „liebevoll“ ist die Stauder-Brauerei, Unterpächterin Christel Di Pasqua, vor Ort kümmert sich Sohn Claudio mit vier Festangestellten – eine Vollzeit, drei Teilzeitkräfte — plus Aushilfen um das Lokal. Im Winter sind hier Frühstück und Brunch an den Wochenenden neben geschlossenen Feiern der Renner, im Sommer lockt der schöne Biergarten Gäste.
Die Versicherung zahlt nur bei Unterbrechung wegen Schäden am Haus
Soweit der Plan. Doch seit dem großen Sturm am Pfingstmontag darf das Restaurant nicht mehr öffnen. Die Zeppelinallee ist zwar mittlerweile gesichert, die knapp 100 Meter von der Straße bis zum Lokal aber sind offiziell gesperrt.
Die Betreiber haben eine Versicherung inklusive Elementarschäden und Betriebsunterbrechungen. „Aber die würden nur zahlen, wenn das Haus kaputt wäre. Solange das Haus benutzbar ist und nur der Zugang gesperrt, interessiert die Versicherung das nicht“, klagt Claudio Di Pasqua, der von 1989 bis 2004 das altstadt-Café führte. Die Brauerei will die Miete trotzdem, weil sie ja auch an die Stadt zahlt. Die sagt, es liege kein Antrag der Brauerei auf Aussetzung der Pacht vor.
Der Saisonkraft wurde schon gekündigt
Wie es weitergeht, wenn das Lokal noch lange geschlossen bleiben soll, weiß Di Pasqua weiß nicht. Unterdessen haben inoffiziell schon einzelne Familienfeiern stattgefunden. „Wenn eine Hochzeitsgesellschaft, die im Winter gebucht hat, so kurzfristig keine Alternative bekommt, kann ich die doch nicht hängen lassen“, erklärt die Pasqua. Dass er selbst haftet, wenn den Gästen auf dem Weg zu ihm etwas passiert, ist ihm klar.
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Auch Petra Neumann wartet sehnlichst darauf, dass sie ihren Biergarten am Berger See wiedereröffnen darf. Aber vor September kann sie damit nicht rechnen, haben ihr die Gelsendienste als Verpächter mitgeteilt. Und ihr Kiosk am Bootsverleih muss noch länger warten. Würde sie das Lokal öffnen, würden Parkbesucher quasi noch angelockt, argumentieren Gelsendienste. Ihre festangestellte Saisonkraft hat sie bereits gekündigt. Immerhin muss sie nach eigenen Angaben derzeit keine Pacht zahlen.
Das zweite Standbein der Tochter von Charly Neumann, „Charlys Bummelzug“ am Bahnhof, trägt im Sommer traditionell nicht gut. „Sonst hatte ich immer den Ausgleich: Im Sommer Schloss Berge, im Winter der Bummelzug. Das fällt jetzt weg. Und meine Stammgäste fragen mich schon, wann es weitergeht.“ Die Versicherung zahlt übrigens auch bei ihr nicht.