Gelsenkirchen. „Schantall, tu ma die Omma Prost sagen“ des Bestsellerautors Kai Twilfer analysiert die Oberschicht satirisch. Der Gelsenkirchener will an den Erfolg seines Erstlingswerks anknüpfen – und plant bereits den nächsten Band seiner Trilogie ebenso wie Auftritte als Neu-Comedian.

So ganz scheint Autor Kai Twilfer den Riesenerfolg seines ersten Buchs „Schantall, tu ma die Omma winken“ noch immer nicht zu begreifen. Stolze 18 Wochen hielt es sich auf Platz Eins der Spiegel-Bestsellerliste und ging knapp 500 000 Mal über die Ladentheken. Seit wenigen Tagen steht die Fortsetzung mit dem Titel „Schantall, tu ma die Omma Prost sagen“ in den Regalen. „Sein Mädchen“, wie der 37-Jährige die Hauptprotagonistin „Schantall“ liebevoll nennt, heiratet reich. Über das Aufeinandertreffen von Ober- und Unterschicht sprach Twilfer mit der WAZ.

Am Grundprinzip hat sich nichts geändert: In „Schantall, tu ma die Omma Prost sagen“ schlüpft Twilfer in die Rolle des Sozialarbeiters Jochen, der wieder den satirischen Blick auf die fiktive Familie Pröllmann wirft. „Diesmal geht es um die Oberschicht oder die Leute, die sich dafür halten“, sagt der studierte Kaufmann über den Roten Faden. „Schantall“ heiratet den gut betuchten Cedrik. Ob das Experiment glückt, davon soll sich der Leser selbst überzeugen. Kein Geheimnis ist, dass viele der bizarren Erlebnisse aus Twilfers eigenen Beobachtungen stammen.

Sozialstudien auf der Aida

Auf einer Kreuzfahrt mit der Aida beispielsweise habe er einem Paar an der Reling zugehört und die Dame habe sich tatsächlich mit „Schatz, schön, dass wir heute Abend zusammen auslaufen“ bei ihrem Begleiter für den Urlaub bedankt. Twilfer: „So einen Satz schreibt man sich natürlich direkt auf.“ Wenn er eine Schreibblockade habe, reiche eine Stunde Privatfernsehen „und schon geht’s wieder“. Nicht wenige der über 200 Seiten lassen Erinnerungen an die TV-Familie Geissen wach werden.

Einige Themen, die Twilfer in seinem Buch beschreibt, sieht er durch die aktuell laufende Sendung „Promi Big Brother“ bestätigt. „Das muss ich aus beruflichen Gründen gucken“, sagt der Gelsenkirchener, der nach wie vor in der Neustadt wohnt, mit einem Augenzwinkern. Eine gesunde Portion Voyeurismus bei den Käufern macht er für den überraschenden Erfolg des ersten Teils verantwortlichen. „Und viele Leute finden sich in den Büchern wieder.“ Sei es nun, weil der eigene Urlaub ähnlich verlaufen sei wie bei den Pröllmanns „oder weil man selbst noch einen dieser Wohnzimmertische mit Kurbel zu Hause stehen hat“.

"Das Buch bewertet nicht"

Mehrere Hundert Mails hat Twilfer als Rückmeldung zum ersten Buch erhalten. Auf dem Portal des Internet-Buchhändlers Amazon ist viel anonyme Kritik zu lesen. Twilfer: „Die Vorwürfe gingen von ,menschenverachtend’ bis hin zu ,Sozial-Sarrazin’.“ Dass er Unterhaltung auf Kosten von bildungsfernen Menschen mache, möchte er nicht stehen lassen.

„Das Buch beschreibt nur Dinge und bewertet nicht.“ Dass Klischees verfestigt werden könnten, sieht er nicht als Problem. „Ich mag Klischees, denn ein bisschen Wahrheit ist immer dran.“ Twilfer wolle mit seinen Büchern „den Finger in die Wunde legen“. Für einen möglichen dritten Teil plant er bereits den nächsten Angriff. Dann will Twilfer die Mittelschicht ins Visier nehmen.

Schantall ist ein bundesweites Phänomen geworden

Deutschlandweit war Kai Twilfer mit seinem ersten Buch auf Lesereise. „Selbst im tiefsten Bayern waren die Termin gut besucht.“ Bis Ende 2014 wird Twilfer nun aus dem neuen Werk „Schantall, tu ma die Omma Prost sagen“ lesen. Danach gibt es sogar ein reines Bühnenprogramm. Die Termine in seiner Heimat stehen schon fest.

Die Premierenlesung findet am Freitag, 19. September um 19 Uhr in der Stadtbibliothek an der Ebertstraße statt. Dort und in der Buchhandlung Junius gibt es Eintrittskarten. „22 Termine sind bundesweit geplant“, sagt Twilfer voller Vorfreude. Danach heißt es „Schantall tut live“. Was als Comedy-Lesung erprobt wurde, ist zu einer Bühnenshow gereift. Auf den Auftritt am 14. März 2015 im Hans-Sachs-Haus freut sich der Gelsenkirchener besonders. Twilfer: „Ich kenne das Haus schließlich noch von früher und bin gespannt wie der neue Saal wirkt.“ 15 Termine führen den Neu-Comedian unter anderem auch nach Berlin, Magdeburg,Leipzig und Nürnberg.