Gelsenkirchen. Sie kommen aus der Nähe der Weißrussischen Stadt Minsk und pflanzen Bio-Gemüse an, um chronisch kranken Kindern zu helfen. Jetzt machten die Hobbygärtner auf ihrer Reise durch NRW auch Station in Gelsenkirchen...
Was machen Hobbygärtner aus der Nähe der weißrussischen Hauptstadt Minsk in Gelsenkirchen? Na klar, sie holen sich Tipps von heimischen Kleingärtnern zum Thema Biogemüse-Anbau. Und diese ungewöhnliche Verbindung hält schon mehrere Jahre lang.
Am gestrigen Freitag besuchten 37 weißrussische Gäste Gelsenkirchen, ließen sich von Bürgermeisterin Martina Rudowitz in die Geheimnisse des Hans-Sachs-Hauses einführen und schauten sich anschließend bei einer Rundfahrt die Sehenswürdigkeiten der Stadt an.
Praktische Tipps für die Heimat
Und ganz nebenbei nahmen sie auch Tipps der Kleingärtner vor Ort für ihre Arbeit im heimischen Gemüsegarten mit. Und diese Tipps werden bei einem ganz besonderen Projekt zum Zuge kommen: Die Reisegruppe bestand nämlich zu großen Teilen aus freiwilligen Helfern des Kinderzentrums „Nadeshda“ in der Nähe von Minsk.
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Dieses Zentrum wurde vor rund 20 Jahren in deutsch-weißrussischer Kooperation auf den Weg gebracht, um Kindern, die unter Nachwirkungen der Tschernobyl-Katastrophe leiden, zu helfen. „Als sich das Reaktorunglück 1986 ereignete, stand der Wind schlecht und so wurden auch große Teile Weißrusslands nachhaltig radioaktiv verseucht. Bis heute sind die Auswirkungen zu spüren. Vor allem Kinder leiden unter Schilddrüsenerkrankungen oder an seltenen Krebsarten. Damit sie sich von den Strapazen ihrer Erkrankungen erholen können, laden wir sie zu uns in das Nadeshda-Zentrum ein“, erklärt Vera Tolstikova, die stellvertretende Direktorin für Erziehungsarbeit in diesem Zentrum ist.
Beim Anbau von Obstbäumen geholfen
Dort werden die Kinder medizinisch betreut und können sich so richtig austoben. „Zu dem Zentrum gehören auch eigene Gemüsegärten in einer strahlungsfrei gebliebenen Zone. Dort bauen die vielen freiwilligen Helfer Gemüse in Bioqualität an“, erklärt Franz Theilenberg, der Vorsitzende des Stadtbezirkes der Kleingärtner in Gelsenkirchen: „Ich finde diese Initiative toll und war selbst schon zwei Mal vor Ort, um beim Anbau von Obstbäumen zu helfen.“
Die Besucher aus Belarus nahmen derweil noch weitere Anregungen mit nach Hause. „Unter anderem haben wir ein Projekt der Emschergenossenschaft besucht und durften sogar unter die Erde schauen. Das hat mich beeindruckt, zu sehen, wie man wieder zurück zur Natur geht“, sagt Olga Grabukowitsch, die bei „Nadeshda“ für die internationale Kontaktpflege zuständig ist. Die Gruppe ist eine Woche lang bei Kleingartenverbänden in NRW zu Gast.