Gelsenkirchen.

Sertac Demirel (21) und Tolga Akim (23) lächeln. Beide haben ihren Wunschausbildungsplatz gefunden. Beide begannen ihre Lehre bei der Stadtverwaltung. Beide verkörpern so etwas wie Normalität, obwohl der Weg dahin noch weit ist. „Wir müssen es schaffen, dass Beschäftigte mit Zuwanderungsgeschichte eine Normalität in den Behörden werden“, heißt es in einer Verpflichtung, die auch die Stadt Gelsenkirchen unterschrieben hat.

Sertac Demirel hat eine Ausbildung zum als technischer Zeichner begonnen und Tolga Akim will die Beamtenlaufbahn einschlagen. Beide sind in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen. Ihre Familien stammen ursprünglich aus der Türkei.

„Wir brauchen Menschen mit Migrationshintergrund als Mitarbeiter“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. 53 junge Leute werden in 13 Berufen bei der Stadt und Gelsendiensten ausgebildet. Acht davon haben einen Migrationshintergrund. „Wir würden mehr einstellen, aber es bewerben sich einfach noch zu wenige“, fügt Detlev Kirchhof (54), der die Ausbildung bei der Stadt koordiniert, hinzu. Deswegen wird auch offensiv für Migranten geworben. Zuletzt für den Ausbildungsbeginn 2015 gleich über 110 Mal im gesamten Stadtgebiet auf großen Werbe- und Plakatflächen.

53 Azubis in 13 Berufen bei der Stadt

Tolga Akim, der in der Gesamtschule Ückendorf erfolgreich sein Abitur machte, wurde im vergangenen Jahr durch die auffällige Stadtwerbung auf die Ausbildung aufmerksam. Er hatte schon ein Studium als Lehrer (Mathematik und Türkisch) begonnen, als er zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurde. „Es war meine Wunschausbildung. Ich komme aus der Stadt und kenne mich gut aus.“ 30 Bewerbungen hatte er geschrieben, weil ihm das Studium eigentlich nicht so richtig zusagte. Einige Angebote hatte er. Für ihn stand aber fest: „Ich will in Gelsenkirchen arbeiten.“

Sertac Demirel, der von der Gesamtschule Berger Feld in Schalke kam, hatte im Vorjahr ein Praktikum bei der Stadt gemacht. „Da stand für mich fest, hier will ich auch meine Ausbildung machen.“ Beide haben sich sehr gefreut darüber, dass es letztendlich geklappt hat. Beide sehen sich auch nach der Ausbildung bei der Stadt gut aufgehoben. Sertac Demirel möchte im nächsten Jahr parallel zur Ausbildung die Technikerschule (vier Jahre) besuchen, um im Beruf weiterzukommen. Weiter will auch Tolga Akim kommen. Wohin, das werde die Ausbildung zeigen.

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Denn dass es mit einer Übernahme in die Festanstellung – ein Jahr gibt es nach Ende der Ausbildung automatisch – sehr gut aussieht, das sagt Detlev Kirchhoff. „Alle, die bis zum Schluss bleiben, bekommen eine Anstellung. Wir bilden zielorientiert aus. Die jungen Leute von heute sind unsere Fachkräfte von morgen.“ Und ein Migrationshintergrund bringe auch Vorteile. Beide sind zweisprachig und können in einer Stadt mit einem Anteil von über 70.000 Menschen mit Migrationshintergrund an der einen oder anderen Stellen weiterhelfen.

Allerdings ein Problem gibt es. Es sind deutlich mehr Frauen, die sich bewerben. „Wir haben ein Verhältnis in der Ausbildung von 70 Prozent Frauen und 30 Prozent Männern.“ Junge Männer ziehe es mehr in den Handwerks- und Technikbereich, vermutet Detlev Kirchhoff. So werden bei der Stadt männliche Azubis derzeit händeringend gesucht.